Wenn die Entscheidung schwerfällt

In meiner Praxis begegnen mir häufig Menschen, die sich zwischen zwei Alternativen nicht entscheiden können. Sie stecken dann in einem Dilemma, in einer Art geistiger Sackgasse und können sich zwischen entweder und oder nicht entscheiden. Hier wende ich gerne eine Methode aus der systemischen Aufstellungsarbeit an, das Tetralemma. Wie kann es Ihnen helfen?

Ursprünge dieser Methode finden sich in den alten Traditionen der buddhistischen Philosophie und wurden im Rahmen der systemischen Aufstellung weiterentwickelt. Bei dieser Arbeit geht es darum, den Menschen, der sich in einem Dilemma befindet, zu unterstützen, seine eingefahrenen Denkweisen zu verlassen und auf einer höheren Ebene neuen Einsichten zu erhalten. Dazu nutzt man die vier Ecken des Tetralemmas. Den zwei Polen bzw. Ecken des entweder – oder fügt man noch zwei weitere Pole hinzu und holt damit den Menschen aus seinem Gedankenkreislauf heraus.

Die Methode funktioniert wie folgt: Nehmen wir an, Sie befinden sich in einem Dilemma und können sich zwischen zwei Alternativen nicht entscheiden. Bei beiden Wahlmöglichkeiten drehen Ihre Gedanken immer wieder die gleichen Schleifen. Bei beiden Alternativen finden Sie für und wider, Vor- und Nachteile und so ist eine Entscheidung für Sie nicht möglich.

So klappt es mit der Entscheidung

Legen Sie sich insgesamt 4 DIN A4 Blätter Papier und einen dicken Stift zur Seite. Schreiben Sie auf das erste Blatt „DAS EINE“. Es steht für die eine Alternative. Nun platzieren Sie dieses Blatt irgendwo im Raum, wo immer Sie möchten und stellen sich mit beiden Füßen darauf. (Das Bewegen im Raum unterstützt die Beweglichkeit des Gehirns. Es offeriert Ihnen verschiedene Blickwinkel im Raum (im Äußeren) und regt dadurch auch den inneren Perspektivwechsel an.)

Während Sie nun auf Ihrem Blatt „DAS EINE“ stehen, stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, diese Möglichkeit zu wählen. Wahrscheinlich kommen Ihnen wieder dieselben Gedanken und Argumente wie vorher auch. Schauen Sie auch nach Ihren Gefühlen. Wie fühlen Sie sich denn bei dieser Vorstellung?

Wenn Sie mit Ihren Ausführungen und Assoziationen am Ende sind, treten Sie aus dem Bild bzw. aus der ersten Alternative heraus und nehmen sich das zweite Blatt Papier. Dort schreiben Sie „DAS ANDERE“ drauf und suchen dafür wieder einen Platz im Raum, stellen sich darauf und fühlen sich in Ihre zweite Alternative ein.

Welche Gedanken und Assoziationen kommen Ihnen bei Vorstellung von der Wahl der zweiten Alternative? Auch hier werden Ihnen wahrscheinlich wieder die gleichen Überlegungen kommen wie zuvor. Fragen Sie sich auch hier, wie Sie sich mit dieser Lösung fühlen?

Ist alles gesagt, treten Sie wieder aus Ihrer Position heraus und beschriften das dritte Blatt mit „BEIDES“. – Sicherlich regt sich nun Widerstand, Sie denken, „das geht doch gar nicht, das ist völlig unlogisch.“ – Ja, in Ihrer bisherigen Logik funktioniert das nicht, sonst wären Sie ja auch nicht in dem Dilemma. Aber genau darum geht es, sich von dem bisherigen „Starr-Sinn“ zu befreien.

Und das geht am besten, wenn Sie wirklich etwas völlig Unlogisches machen und sich jetzt für Ihr Blatt „Beides“ einen Platz im Raum suchen, sich darauf stellen und Ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Dabei müssen Sie sich nicht an die Logik halten, fantasieren Sie, werden Sie kreativ und kreieren Sie völlig neue unlogische vielleicht verrückte Möglichkeiten.

Oder wünschen Sie sich einfach etwas, es darf auch unlogisch sein. Erlauben Sie sich zu spinnen. Sie werden sehen, es macht richtig Spaß und nach einer Weile völlig verrückter Ideen kommen auch meist brauchbare Alternativen zum Vorschein.

Wenn Sie genügend oder alle Ideen, die Ihnen einfallen zu Tage gefördert haben, verlassen Sie wieder Ihre Position und nehmen das letzte Blatt. Hierauf notieren Sie, „KEINES“. Auch hier suchen Sie sich einen Platz im Raum und gehen in Ihrer Vorstellung in diese Position. Welche Gedanken, Assoziationen und Gefühle kommen Ihnen jetzt? Wie genau fühlen Sie sich hier?

Egal, was bei dieser Methode herausgekommen ist, auch wenn im Moment noch keine genaue Entscheidung gereift ist, hat das Tetralemma, wenn Sie sich ganz darauf eingelassen haben, mit Sicherheit Ihren Blickwinkel erweitert und neue Denkanstöße bzw. Perspektiven geliefert. Der Rest kommt jetzt von ganz alleine, den übernimmt Ihr Unterbewusstsein. Es wird weiter daran arbeiten und die richtige Lösung finden.

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