Tipps zum Umgang mit Schamgefühlen

Scham ist ein unangenehmes und starkes Gefühl, das wir schon als Kinder kennengelernt haben. Wie unsere Scham entsteht, warum dieses Gefühl wichtig für uns und die Gesellschaft ist und wie Sie mit Schamgefühlen umgehen können, verrate ich Ihnen im Beitrag.

Der Dozent steht vor seinen Teilnehmern, die weiblichen Personen grinsen und sehen Ihnen ständig auf seine Hose. Es fällt ihm auf und er merkt selbst, er hat seinen Reisverschluss vom „Hosenstall“ offen.

In der Straßenbahn werden die Fahrkarten kontrolliert und ausgerechnet heute liegt das Ticket noch zu Hause. Und in der Straßenbahn fahren ausgerechnet noch zwei Nachbarn mit, die ihm nicht hold sind.

Das Ergebnis: der Betroffene schämt sich. Die Scham kennt jeder, erlebt sie sein ganzes Leben lang. Das berufliche Versagen, der übergewichtige Körper, die plötzliche Armut, Arbeitslosigkeit können Auslöser dieses tiefen Gefühls sein. Schamgefühle sind sehr stark, unangenehm und berühren die intimsten menschlichen Regungen.

Welche Charakterstruktur haben Menschen die keine Schamgefühle kennen?

In der Regel sind es Menschen, denen prinzipiell alles egal ist. Sie haben ein übersteigertes Selbstwertgefühl und setzen sich oftmals über die Normen zwischenmenschlichen Zusammenlebens hinweg. Diese Menschen glauben immer alles richtig zu machen und wollen mit ihrem Verhalten anderen Menschen zeigen, dass diese ebenso Fehler begehen, ihnen aber es nichts ausmacht.

Menschen, die in engen sozialen Bindungen eingebunden sind und soziale Normen achten, empfinden auch das Gefühl des Schams. Das Gefühl des Schams ist ein zutiefst menschliches Gefühl und hält die Gesellschaft zusammen.

Die körperlichen Kennzeichen sind in der Regel universell: gesenkter Blick, hängende Schultern, erröten, eingefallene Brust oder auch geistige Verlegenheit, nach einer Ausrede oder Entschuldigung suchen.

Warum ist dieses Gefühl für uns notwendig?

Es ist ein entscheidender Mechanismus, um die Zusammenarbeit und die Achtung in Gruppen zu etablieren und dauerhaft aufrecht zu halten. Dieses unangenehme Gefühl befähigt uns, die aufgestellten Normen in Gruppen einzuhalten. Das sichert uns einen festen Platz in der Gruppe und somit das Überleben. Tief in unserem Inneren wirkt Scham wie eine Alarmglocke und nach außen signalisiert sie: Leute schaut her, ich habe eine gesellschaftliche Regel verletzt und mir geht es wirklich nicht gut damit. Eine gesonderte Bestrafung ist daher nicht notwendig.

Wie gehen Sie mit dem Schamgefühl um? Hier die Tipps:

  • Akzeptiere Sie für den Moment Ihre Scham, auch wenn Sie das für den Moment bloßstellt.
  • Akzeptieren Sie, dass Ihnen für den Moment ein „Missgeschick“ passiert ist und dass alle Menschen „Fehler“ machen.
  • Wegen des „Missgeschicks“ sind Sie kein Versager.
  • Ein menschlicher Fehler, der auch so von der Person erkannt wird, verändert nicht den Wert als Mensch.
  • Stoppen Sie Ihre Grübelgedanken und sagen Sie sich: „Die Situation ist vorbei, ich schaue nach vorn.“
  • Deuten Sie das Missgeschick aus der Vergangenheit um, damit Sie bei einer neuen Gelegenheit anderen davon erzählen können, aber lustig, damit Sie und die anderen darüber lachen können.
  • Mit jeder „Schamsituation“ wachsen wir Menschen und können immer besser damit umgehen.

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