Stress durch die Pflege eines krebskranken Angehörigen fördert Entzündungen

Die Pflege eines krebskranken Familienmitglieds ist für die Angehörigen in höchstem Maße belastend. Neben der körperlichen Anstrengung durch die rein pflegerischen Tätigkeiten, bedeuten die Anteilnahme, die Sorge und das Gefühl, nicht genug helfen zu können, einen enormen psychischen Stress.

Dass sich dies auf ganz spezielle Weise körperlich auswirkt, haben kanadische und amerikanische Forscher um Gregory A. Miller (Beckman Institute Universität von Illinois) herausgefunden.

Bei Stressreaktionen wird das Hormon Kortisol ausgeschüttet. Es dient unter anderem dazu, Entzündungen zu dämpfen und die Wundheilung zu fördern – beides wichtige Vorgänge im gesunden und natürlichen Stress-Ablauf.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass pflegende Angehörige deutlich gehäuft chronische Entzündungszeichen aufwiesen. Obwohl sich der Kortisolspiegel in einem völlig normalen Bereich befand, schien das Hormon weniger Wirkung zu zeigen.

Das Forscherteam konnte nachweisen, dass der Stress zu einer Veränderung in bestimmten Immunzellen führt. Deren Empfindlichkeit gegenüber Kortisol ist dabei anscheinend herabgesetzt. Die Zellen können Kortisol nicht mehr im gleichen Maße erkennen. Damit verpufft dessen Effekt.

Für die pflegende Person bedeutet das eine ständig alarmierte Immunabwehr. Als Spätfolgen sind Erkrankungen wie Diabetes oder depressive Zustände nicht auszuschließen.

Wenn Sie selbst in dieser Situation sind, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Unspezifische Krankheitssymptome können in Ihrem erhöhten Stress durch die Pflege eine Erklärung finden. Eine rechtzeitige Behandlung hilft späteren Erkrankungen frühzeitig vorzubeugen.