Meditation zur Stressreduktion

Verschiedene Methoden werden als Möglichkeiten zur Stressreduktion propagiert. Neben Techniken der Körperentspannung wie beispielsweise Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen gilt die Meditation als hilfreiche Möglichkeit, um Stress abzubauen. Was ist dabei zu beachten?

Meditation: Weit mehr als nur Entspannung

Meditation wird vielfach als Entspannungsmethode missverstanden, was sie jedoch keinesfalls ist. In unterschiedlichen buddhistischen Traditionen werden verschiedene Formen der Meditation praktiziert.

So gibt es beispielsweise im Zen-Buddhismus das sogenannte Zazen, das als "nur sitzen" verstanden wird. Dabei geht es vorwiegend darum, nichts anderes zu tun als zu sitzen, was natürlich viel einfacher klingt als es tatsächlich ist. Diese Art der Meditation gehört zur Art der sogenannten Samatha-Meditation, die bei kontinuierlicher Praxis zur Erleuchtung führen soll.

Dem gegenüber steht die sogenannte Vipassana- oder auch Klarsichtmeditation. Diese Praxis wird vor allem im westlichen Kontext als Achtsamkeitsmeditation und Möglichkeit der Stressreduktion gesehen. So gibt es beispielsweise im MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) nach Jon Kabat-Zinn ein achtwöchiges Programm, das zum Abbau von Stress und zum Aufbau und der Erhaltung von Stressresistenz dienen soll. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei in der Vipassana-Meditation.

In den Strom eintreten

Unter einer adäquat ausgeführten Meditationspraxis kann aus buddhistischer Perspektive nur eine Kombination aus Bemühung (Rechte Anstrengung) und Achtsamkeit (Rechte Achtsamkeit) betrachtet werden, die letztendlich zur Erleuchtung führen kann. Da dieser Weg jedoch für den Großteil der Menschheit nicht vorgesehen ist beziehungsweise viele Personen damit vorlieb nehmen, einzig mehr Bewusstheit zu entwickeln, beschränken sich Meditierende üblicherweise darauf zu praktizieren, um auf dem Weg zu sein oder "in den Strom einzutreten".

Die Bezeichnung des "Stromeintritts" ist eine buddhistische Bezeichnung für buddhistische Laien, die sich auf den Weg machen, um das Nirwana zu erreichen beziehungsweise aus dem Leidenskreislauf der Wiedergeburten (Samsara) auszusteigen.

Das Leiden des Menschen

Ein wesentlicher Faktor auf dem Weg zur Leidfreiheit ist die Erkenntnis darüber, was gerade passiert. So bedarf es zunächst der Entwicklung von Bewusstheit und Verständnis darüber, dass es zum menschlichen Verhalten gehört, mentale Gebilde, Emotionen und körperliche Wahrnehmungen als auch ganze Geschichten oder Szenarien zu entwerfen, die in Wahrheit jeglicher Grundlage entbehren. Die Erkenntnis darüber, dass viele Probleme selbst kreierte Dramen sind, die aufgrund von früheren Erlebnissen oder Glaubenssätzen als auch Interpretationen entwickelt werden, ist als wesentlicher Faktor zu betrachten, der das Leiden des Menschen zur Folge hat.

Klarheit erfahren

Im Zuge dessen, betont Buddha in seinen Lehrreden, ist es essentiell, jederzeit zu wissen, was gerade geschieht – sowohl innerlich als auch äußerlich. Er hält fest, dass dies die Grundlage auf dem Weg der Erleuchtung darstellt. Die Heilsamkeit der bewussten Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Emotionen und Gedanken, sowie auch der komplexeren mentalen Vorgänge ist insofern außer Frage, da sie es zum einen ermöglicht, durch diese Bewusstwerdung klar zu entscheiden, wofür die eigenen Energien verwendet werden.

Die Klarheit darüber, dass gerade hinter einem selbst kreierten Szenario hergaloppiert wird oder die Bewusstheit darüber, dass einem bestimmten Glaubenssatz immer wieder auf den Leim gegangen wird, kann bereits deutlich dabei helfen, Stresssymptome zu reduzieren und unerwünschtes Verhalten zu reduzieren.

Beobachtung des Jetzt

Konkret bedeutet dies, dass mit der Vipassana-Meditation das beobachtet wird, was gerade geschieht. Üblicherweise wird der Fokus auf den Atem gerichtet, der in seiner Qualität beobachtet wird und in seinem Kommen und Gehen und der damit verbundenen Unbeständigkeit betrachtet werden kann. Da jedoch früher oder später Gedanken, körperliche Empfindungen, sowie auch Emotionen auftreten können, geht es vorwiegend darum, diese wahrzunehmen und mitzubekommen, was gerade passiert.

Diese Form des achtsamen Betrachtens ist eine Meditationspraxis, die in sitzender Position ganz klassisch praktiziert werden kann. Die Achtsamkeitspraxis an sich kann jedoch in jeglicher Situation und auf jede Empfindung, die gerade da ist, gerichtet werden. So können Emotionen, körperliche Symptome und auch Gedanken betrachtet und bewusst durchleuchtet werden.