Inner Bonding: Mit dem Inneren Kind gelassener werden

Es gibt Situationen, da verstehen wir uns selbst nicht: Warum nur reagiere ich oft aufbrausend und gestresst? Warum gerate ich beim kleinsten Fehler in Panik, meinen Job zu verlieren? Kennen Sie solche Gefühle auch? Dann hilft Ihnen möglicherweise die Beschäftigung mit Ihrem Inneren Kind, entspannter und geduldiger zu werden.

Die Aussöhnung mit dem Inneren Kind ist ein psychologisches Modell, das bei uns vor allem durch die beiden Psychologinnen Erika Chopich und Dr. Margaret Paul bekannt wurde. Es erklärt auf leicht verständliche Weise, wie sich in der Kindheit erfahrene Gefühle in die Erwachsenenzeit übertragen. Die beiden Therapeutinnen gehen davon aus, dass wir viele Emotionen nicht mit unserem "erwachsenen" Ich erleben, sondern immer wieder als bedürftige, schutzsuchende Kinder. Darum verhalten wir uns manchmal auch nicht, wie die Erwachsenen, die wir sind: selbstverantwortlich und fähig unser Leben zu meistern.

Wir sind Kind und Erwachsener in einem

Statt uns beispielsweise schlimme Szenarien auszudenken, was passieren könnte, wenn wir dies oder jenes nicht schaffen, wären wir als Erwachsene durchaus in der Lage, Situationen realistisch einzuschätzen. Wir könnten in Vielem ruhiger reagieren. Andere Meinungen würden uns weniger häufig in Stress und Aufregung versetzen. Dennoch scheint es innere Stimmen zu geben, die uns kleiner machen, als wir sind.

In der psychologischen Theorie vom Inneren Kind geht man davon aus, dass dies aus kindlich gelernten Gedankenmustern entsteht. Es bilden sich Glaubensmuster, die wir unbewusst weiter verfolgen. Ganz typisch beginnen sie meistens so:

  • Ich muss…
  • Ich sollte…
  • Ich kann nicht…
  • Ich darf nicht…

Zusätzlich versuchen wir laut der These vom Inneren Kind, uns als Erwachsene vor starken Emotionen zu schützen. Große Freude, reines Vergnügen, Liebe, aber auch Trauer, Schmerz und Wut lassen wir nicht mehr zu. Dadurch geht uns eine Menge Authentizität verloren. Wir fühlen uns durch das Vermeiden dieser Gefühle, belasteter und bedrückter.

Das können Sie tun, um Ihr Inneres Kind wieder zu finden

Natürlich geht es beim Inneren Kind nicht darum, eine Art "gespaltene Persönlichkeit" zu konstruieren. Hilfreich ist vielmehr die bildliche Vorstellung. Schließlich waren wir alle einmal Kinder. Wer erkennt, was er zu Kinderzeiten gebraucht hätte, kann auch gut für sich, als Erwachsenen sorgen. Die Begegnung mit dem Inneren Kind braucht Zeit und fachliche Hilfe. Diverse Bücher – auch von Erika Chopich und Dr. Margaret Paul – sind als Selbsthilfe durchaus geeignet. Möchten Sie sofort beginnen, so probieren Sie folgende Miniübungen.

Die beruhigende Hand

Legen Sie vor dem Einschlafen eine Hand auf Ihren Bauch – ungefähr dort, wo sich das Sonnengeflecht befindet. Streichen Sie leicht in kreisenden Bewegungen über diese Stelle. Ob und wie viel Druck Sie dabei ausüben, bleibt allein Ihrem Wohlbefinden überlassen. Lassen Sie Ihre Gedanken einfach dorthin wandern, wohin sie möchten. Sie werden spüren, wie geborgen und entspannend sich das anfühlt.

Ihr Kinderbild – die Erinnerung

Suchen Sie sich bitte ein Foto heraus, auf dem Sie als Kind zu sehen sind. Am besten ist eines, das Sie altersmäßig besonders anspricht. Sehen sie sich dieses Kind ganz genau an.

Welchen Gesichtsausdruck hat es? Wie fühlt es sich gerade? Was würden Sie ihm gerne sagen, wenn es jetzt vor Ihnen stehen würde? Was empfinden Sie für das Kind auf dem Foto?.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten diesem Kind ein Geschenk machen, über das es sich freuen würde. Überlegen Sie, woran es Spaß haben könnte und denken Sie auch darüber nach, warum Sie glauben, dass es ihm Freude bereiten könnte.