Einfach und effektiv Wut abbauen: So geht’s

Kennen Sie Menschen, die sich über Dinge aufregen, die andere unberührt lassen? Hinter ungerechtfertigter Wut stecken oft Irrtümer. Wut effektiv zu äußern, setzt das Verständnis voraus, dass der Grund für die Wut eine subjektive Bewertung ist. Gleichzeitig ist das Aussprechen der Wut ein Balanceakt zwischen Selbstfürsorge durch Achtung der eigenen Gefühle und der Berücksichtigung von Empfindungen der Mitmenschen.

Für Wut braucht es auslösende Situationen

Auslöser für Wut können eine empfundene Gefährdung des Selbstwertes durch Kränkung eben so sein wie eine Überlastung durch Stress, Einschränkungen durch Fremdkontrolle oder Mängel in zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen es etwa an Wertschätzung fehlt. Die Ursachen sind unterschiedlich.

Auslöser erzeugen Bewertungen

Sie sitzen z. B. mit Freunden im Restaurant gemütlich zusammen. Die Tür lässt sich schwer schließen, so dass es Ihnen leicht zieht. Sie stehen auf und schließen die Tür richtig. Passiert dies einmal, nehmen Sie den Vorfall wahrscheinlich ohne Groll und kommentarlos hin. Machen Sie dagegen schon das dritte oder vierte Mal die Eingangstür zu, fühlen Sie sich genervt.

Die neuen Restaurantbesucher, die die Unverschämtheit besitzen die Tür nur nachlässig zu schließen, werden mit einem „Jetzt-reicht-es-Kommentar“ begrüßt. Dabei haben diese nichts anderes getan als die ersten Gäste, über die Sie noch nicht wütend waren.

Mit Wutgefühlen wird unterschiedlich umgegangen

Eventuell haben Sie Hemmungen, Ihre Befindlichkeiten zu zeigen, da die Stimmung gut ist und ihre Freunde den Hauch von Zugluft nicht als permanente Störung empfinden. Im Gegenteil, die Freunde scherzen, weil Sie ständig zur Tür rennen.

Vielleicht führt das Veralbern dazu, dass Sie Ihren Dampf in Form von Beschimpfungen ablassen. Ihre Begleiter verstehen die Ansammlung Ihrer aggressiven Vorwürfe nicht. Die Freunde empfinden, dass Sie die tolle Stimmung ohne Grund zerstören. Sie sind der einzige Gast, der meckert. Eventuell wertet der eine oder andere Begleiter Ihre Verstimmtheit als Willkür oder gar Ablehnung von Freundschaft und ärgert sich über Ihr Verhalten.

Ausgewähltes Wahrnehmen

Oft nehmen wir nur einen Teil der Bedeutungen wahr, die hinter Handlungen oder Worten stecken. So kommt es, dass wir Dinge glauben, die nicht den Tatsachen entsprechen. In der Psychologie nutzt man dafür den Begriff Verzerrungen. Kleine Fehler im Denken führen zu falschen Schlüssen. Diese Denkfehler können Wut auslösen.

Dabei gibt es eine ganze Reihe von kognitiven Verzerrungen. Unter Kognitionen versteht man die Art, wie wir Dinge sehen und wahrnehmen, welche Einstellungen, Überzeugungen und Deutungen wir haben. Dazu gehört auch was wir von anderen Menschen denken und wie wir etwas für uns einsortieren.

Voreiliges Schlussfolgern

Voreiliges Schlussfolgern ist eine Verzerrung. Sie ziehen unbegründet Schlüsse aus bestimmten Umständen. Es gibt zwei Illusionsarten – Gedanken lesen und Wahrsagen.

Beim Gedanken lesen glauben Sie etwa, dass Mitmenschen Sie vorsätzlich schlecht behandeln. In Wirklichkeit haben Sie keine Ahnung ob es sich beim Verhalten anderer um Unaufmerksamkeit, mangelnde Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen, oder den tatsächlichen Versuch handelt, Sie zu reizen. Der Schluss, dass eine Handlung beabsichtigt ist, muss nicht den Tatsachen entsprechen.

Beim Wahrsagen können Sie ganz ohne Tarot-Karten eigene Voraussagen machen. Beispielsweise sprechen Sie einem Kunden auf die Mailbox und bitten um Rückruf. Als Sie am nächsten Tag keinen Rückruf erhalten, denken Sie „Andere zeigen kein Interesse an meinem Bemühen. Sie ignorieren mich einfach.“

Sie sind sauer und vielleicht gedemütigt. Eine Woche später erfahren Sie, dass der Kunde krank oder sein Handy defekt war. Ihre Wut war das Ergebnis von falscher Wahrsagerei, eine Einbildung.

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