Sich warten beim Warten

Wer hat sich noch nicht daran gestört, wenn er auf jemanden warten musste oder im Stau Wartezeit verbrachte. Diese Zeit kann man jedoch auch sinnvoll nutzen. Wir können die so entstehende, ungenutzte Zeit auch sinnvoll nutzen, um uns selbst zu warten. Warten heißt in diesem Kontext: Pflegen. Anregungen finden Sie dazu in diesem Artikel.

Ein großes Ärgernis ist häufig, dass viele unserer Mitmenschen, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen, verabredete Termine nicht einhalten. Dazu kommt, dass unsere Straßen nicht optimal ausgebaut und oft überlastet sind, so dass Wartezeiten im Stau oder vor Ampeln nicht ausbleiben.

Folge ist, dass Wartezeiten entstehen, die uns wertvolle Lebenszeit rauben. Zeiten, die wir möglicherweise wieder anderen Lebensbereichen abknapsen müssen, weil Vorhaben erst verspätet begonnen oder nicht rechtzeitig beendet werden können.

 

Nun könnte man sich einerseits über solche Verzögerungen ärgern. Aber dadurch würde der Stau auch nicht kürzer oder eine Verabredung pünktlich eingehalten. Also kann man sich den Ärger getrost sparen, denn er ändert gar nichts an der Situation und schadet einem nur selbst.

Wäre es nicht viel gescheiter, wir würden uns an einen Begriff erinnern, der aus dem Sprachgebrauch im Zusammenhang mit Menschen fast vollständig gestrichen ist? Wir kennen den Begriff praktisch nur noch aus dem technischen Bereich. Wir lassen unser Auto regelmäßig warten oder bei Büromaschinen oder für die häusliche Heizungsanlage stehen regelmäßige Wartungen an.

Warten bedeutet pflegen
Jawohl, Sie könnten eine Wartezeit nutzen, um sich selbst zu pflegen. Sie als geschenkte Zeit betrachten, die Sie aktiv ausschließlich für sich ganz privat nutzen. Sie können und sollten der Wartezeit einen Sinn verleihen. Da eine solche Wartezeit in der Regel ungeplant eintritt, muss man sich natürlich darauf vorbereiten, d. h. Sie sollten für den Fall der Fälle gewappnet sein.

Was würde dagegen sprechen, dass Sie sich ein Buch oder eine CD ins Auto legen? Ich habe dafür immer ein kleines Buch, z. B. von Anselm Grün, im Auto, das mich in seinen kurzen Geschichten zum Nachdenken anregt.

Was würde dagegen sprechen, beim Arzt im Wartezimmer statt zu den meist überalterten Zeitschriften zu greifen, ebenfalls ein Buch zur Hand zu nehmen? Sie könnten auch einen mitgebrachten MP 3 Player benutzen, um einem Hörbuch zu lauschen.

Oder, was für viele am Anfang gar nicht so einfach ist, einfach einmal gar nichts tun. Einfach nur den Augenblick spüren, nur dasitzen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. In sich hinein zu horchen und zu spüren, wie es sich anfühlt da zu sitzen, die Gerüche und die Geräusche wahrzunehmen. Sie werden feststellen, dass das gar nicht leicht ist, es über mehrere Minuten "auszuhalten“.

Oder auch etwas, was ich, sofern ich einmal einen Arzt aufsuche, ganz selten erlebe: Sie könnten ein Gespräch mit einem wildfremden Menschen beginnen und so möglicherweise neue Kontakte knüpfen oder ganz einfach nur Neues aus Ihrer Stadt erfahren.

Wenn Sie auf das Erscheinen eines lieben Menschen warten, können Sie in sich hinein hören und sich ganz bewusst auf das Gefühl konzentrieren, was Sie mit diesem Menschen verbindet und was Sie bei ihrem oder seinem Eintreffen fühlen werden.

Das sind nur einige Beispiele, die Sie anregen sollen, Ihre Wartezeit zu genießen, sie zu nutzen, weil Sie sich selbst dabei warten.

Wartezeit als verlorene Zeit anzusehen, ist pure Zeitverschwendung. Und sich gar noch darüber zu ärgern, ist mehr als phantasielos.

Warten kann uns innerlich frei machen.

Machen Sie also das Beste aus Ihrer Wartezeit!