Resilienz – Einflussfaktoren der seelischen Widerstandskraft

Seelische Widerstandskraft - Resilienz - umfasst mehr als die Konzentration auf die eigenen Stärken oder sich ein paar positive Gedanken zu machen. Sie entsteht aus einem Zusammenspiel zwischen Ihren Vorerfahrungen, Ihrer Umgebung und der Art und Weise, wie Sie Belastungen und Krisen verarbeiten. Das Konzept der Resilienz erklärt, wie das Zusammenspiel dieser Faktoren im Idealfall funktioniert.

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Resilienzkonzepts war die Beobachtung, dass nicht alle Menschen Schaden nehmen, die in Krisen geraten und dementsprechend widrigen Bedingungen ausgesetzt sind. Circa ein Drittel der Menschen verfügen über so viel Widerstandsfähigkeit, dass sie belastende Ereignisse und ungünstige Rahmenbedingungen gut verkraften.

Dabei ist Resilienz keine angeborene Fähigkeit, sondern viele der Faktoren, die Ihre seelische Widerstandskraft positiv beeinflussen, können gefördert werden. Man bezeichnet diese Faktoren auch als Ressourcen, die Sie aufbauen und auf die Sie im Bedarfsfall zurückgreifen können.

Die wesentlichen Ressourcen können in vier Gruppen aufgeteilt werden:

Persönliche Kompetenzen

  • Kontaktfähigkeit
  • Kognitive Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Selbstreflexion, Lernfähigkeit, Reflexion und Neubewertung von Erfahrungen etc.
  • Emotionale Stabilität
  • Humor

Mit kognitiven Kompetenzen ist die Fähigkeit gemeint, bewusst die eigenen Gedanken zu steuern, Zusammenhänge zu erkennen und angemessen zu bewerten. Emotionale Stabilität zielt auf einen angemessenen Umgang mit den eigenen Gefühlen ab und beinhaltet die Fähigkeit zur Selbststeuerung von Gefühlen.

Soziale Ressourcen

  • Familie
  • Freunde und Kollegen
  • Berater
  • Vorbilder

Ein unterstützendes Umfeld kann Resilienz begünstigen, indem es den Betroffenen während der Bewältigung einer Krise hilfreich und unterstützend zur Seite steht. Wichtig hierbei ist, dass das Umfeld eine positive Sicht in Bezug auf das Problem und die Gesamtsituation vertritt.

Proaktive Grundhaltung

  • Lösungsorientierung
  • Selbstverantwortung, Selbstfürsorge
  • Sinnkonzepte, Glaubensüberzeugungen
  • Akzeptanz

Proaktive Menschen erkennen, dass sie auch unter schwierigen Umständen immer noch selbst ihr Leben gestalten können. Sie begreifen ihr Leben als Ergebnis zielorientierter Entscheidungen und nicht der gegebenen Bedingungen. Was sie nicht ändern können, akzeptieren sie, ansonsten nehmen sie Handlungsspielräume wahr und suchen nach Lösungen.

Arbeitsbezogene Ressourcen

  • Sinnstiftende Tätigkeit
  • Adäquate Aufgabenstellung
  • Flexible Organisation
  • Materielle Absicherung

Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen zentralen Stellenwert. Sie ermöglicht soziale Identität, fördert einen strukturierten Tagesablauf und schafft Kontakte zu anderen Menschen über den Kreis der Familie hinaus. In Bezug auf Resilienz ist eine Aufgabenstellung wichtig, die zu den eigenen Kompetenzen passt. Dabei kann sie einerseits durchaus anspruchsvoll, sollte aber andererseits nicht überfordernd sein.

Resiliente Menschen verfügen meist über gute Ressourcen in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld, über stabilisierende Persönlichkeitsmerkmale und über die Fähigkeit, proaktiv zu handeln. Sie können Ihren Resilienzprozess fördern, indem Sie bewusst die genannten Ressourcen im Auge behalten und sie bei Bedarf zielgerichtet ausbauen und erweitern.

Das Konzept der Resilienz ist ein Prozess, der dazu führt, dass eine Krise oder eine Belastung kompetent verarbeitet werden kann, sodass am Ende ein positives Ergebnis im Sinne einer neuen Orientierung oder eines Zugewinns an Zufriedenheit und Fähigkeiten erreicht wird.