Warum sollten wir uns mit anderen nicht vergleichen?

Wie oft ertappen wir uns bei dem Gedanken, dass dieser oder jene ein besseres oder glücklicheres Leben führt als wir. Wir Menschen vergleichen uns. Doch nicht jeder Vergleich ist sinnvoll. Warum - rein logisch betrachtet - es unmöglich ist, sich als Person mit einer anderen Person sinnvoll zu vergleichen, zeigt der folgende Beitrag.

Der Vergleichsgegenstand

Ein Vergleich besteht immer aus drei Bestandteilen: den beiden zu vergleichenden Objekten und etwas Drittem. Das Dritte des Vergleichs, lat. das tertium comparationis, ist der Vergleichsgegenstand. Er legt fest, in welcher Hinsicht zwei Objekte miteinander verglichen werden. So lassen sich Äpfel und Birnen sehr wohl miteinander vergleichen, z. B. bezüglich ihrer Süße. Diese wäre in diesem Fall das Dritte: der Vergleichsgegenstand.

Der Vergleichsmaßstab

Bleiben wir bei diesem Beispiel, denn es macht deutlich, was als nächstes folgen muss: der Maßstab des Vergleichs. Um sinnvoll die Süße von Äpfeln und Birnen miteinander zu vergleichen, muss jene bestimmbar und messbar sein. Für Äpfel und Birnen wäre der Fruchtzuckergehalt ein solcher sinnvoller Vergleichsmaßstab. Wir vergleichen also die Süße beider Früchte nach Maßstab ihres prozentualen Zuckergehalts.

Die Vergleichsbedingungen

Als nächstes kommt es auf die Vergleichsbedingungen an. Diese sind in vielen Fällen ganz entscheidend. So wäre es unzulässig, einen reifen Apfel mit einer unreifen Birne zu vergleichen oder umgekehrt. Die Vergleichsbedingungen müssen festgelegt und für beide Seiten dieselben sein, ansonsten „hinkt“ der Vergleich.

Der Vergleichszweck

Schließlich kann man sich am Ende (oder auch ganz am Anfang) nach dem Zweck des Vergleichs fragen. Ein Vergleich muss nicht nur in sich, sondern philosophisch gesprochen auch „an sich“ sinnvoll sein. Macht der Vergleich als solcher Sinn? Angenommen eine reife Birne ist süßer als ein reifer Apfel, was bringt dieses Ergebnis? Manche mögen es süßer, andere nicht.

Fassen wir zusammen: Man kann zwei Dinge nicht generell, sondern immer nur in Hinblick auf ein Drittes vergleichen. Zweitens muss klar sein, welcher Maßstab für den Vergleichsgegenstand gilt. Drittens müssen die Vergleichsbedingungen dieselben sein und viertens muss der Vergleich als solcher zweck- oder sinnvoll sein.

Was bedeutet das alles übertragen auf uns Menschen?

Wenn wir also zu dem Vergleichsergebnis kommen, dass jemand ein besseres Leben führt als wir selbst, dann sollten wir uns fragen:

  • Was vergleichen wir eigentlich genau? Was ist der Vergleichsgegenstand? Das Leben? Glück? Die Person?
  • Welcher objektive Maßstab gilt für den Vergleich?
  • Sind die Vergleichsbedingungen dieselben?
  • Und schließlich: Was bringt uns dieser Vergleich?

Fazit

  1. Wenn wir uns als Person oder unser Leben mit anderen vergleichen, wird schnell klar, dass weder der Vergleichsgegenstand noch der Maßstab noch die Vergleichsbedingungen klar definiert werden können. Menschen sind unvergleichbar, da einzigartig.
  2. Selbstverständlich kann man sich punktuell mit anderen vergleichen, z. B. in Hinblick auf Gewicht, Körpergröße oder IQ. Allein, was ist mit dem Ergebnis gewonnen? Auch solche, in sich sinnvollen Vergleiche machen für sich genommen keinen Sinn.
  3. Der logische Schluss: Vergleichen wir nicht Menschen miteinander. Vergleichen wir lieber Preise. Das nämlich macht wirklich Sinn.

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