Veränderung in Kommunikation und Konfliktmanagement: Pubertät

Die Pubertät ändert viel in der Kommunikation und im Konfliktmanagement. Was passiert in dieser Zeit mit dem Jugendlichen? Was hat das für Auswirkungen auf die Beziehung zu den Eltern und zum sozialen Umfeld?

Kommunikation und Konfliktmanagement: Veränderung in der Pubertät
Wenden wir uns nun der nächsten mächtigen Entwicklungsphase zu. Ich meine die Pubertät. Wichtige Themen sind in dieser Zeit sind

  • Selbstfindung
  • Sexualität
  • Machtkämpfe
  • Positionskämpfe
  • Soziale Reifung

Es geht dabei, wie wir wissen um

  • Die körperliche Reifung zum erwachsenen Menschen
  • Die Entwicklung zur reifen Sexualität
  • Die Selbstfindung
  • Die Ablösung aus dem Elternhaus
  • Das Gestalten des eigenen Lebens
  • Die Entwicklung eigener, neuer Ansätze zu Weltsicht, aber auch der eigenen Person und auch des Sozialverhaltens.  

Gewaltige Veränderungen finden in dieser Zeit in der Kommunikation, dem Konfliktmanagement und damit der Fortentwicklung in der sozialen Kompetenz statt. Schauen wir uns das nun im Einzelnen an.

Kommunikation und Konfliktmanagement: Komplikationen durch Misslingen des Ablösungsprozesses
Diese Zeit kann auch zu recht problematischen Eigenschaften, aber auch Einstellungen und Haltungen führen. Sie sind Zeichen eines Hängenbleibens in der Reifungsentwicklung.

Ich will nur einige Möglichkeiten erwähnen:

  • Beibehalten von Verhaltensmustern aus der Peergroup
  • Steckenbleiben in pubertärem Dauerprotest
  • mangelnde Fähigkeit, sich selbst ernst zu nehmen und eigene, unabhängige Standpunkte einzunehmen
  • Hängenbleiben an einem Elternteil, die kritiklose Übernahme elterlicher Ideologien
  • unreife Beziehungsentwicklung mit immer wieder nur zelebrierten Sexualerlebnissen
  • Missachtung des Partners. die Unfähigkeit des Anerkennen des anderen als gleichberechtigtem Partner

Kommunikation, Konfliktmanagement und soziale Kompetenz:  Komplikationen und Gefährdungen
Das alles geht nicht reibungslos und komplikationslos vor sich. Es treten Verwerfungen in der Kommunikation und dem Konfliktmanagement auf. Die soziale Kompetenz wird fortentwickelt zu einer reiferen Gestaltung des sozialen Miteinanders. Es gibt viele Gefährdungen, sowie mögliche Stolperfallen, auch Irrwege.

Alles   das wird natürlich mit beeinflusst   durch die zuvor gemachten Erfahrungen im sozialen Umfeld, einschließlich der Familie, körperlichen Krankheiten, Unfällen, traumatischen Erlebnissen, aber auch mit den   Menschen, mit denen der Jugendliche in dieser Zeit Umgang hat.

Es ist unmöglich, alle Gefährdungen mit ihren möglichen Folgen für die Entwicklung aufzuzählen. Ich will deshalb das Thema nur exemplarisch an einigen wichtigen Aspekten verdeutlichen.

Kommunikation und Konfliktmanagement: Einstellung zur eigenen Körperlichkeit in der Pubertät
Abhängig von den Erfahrungen in der Kindheit und durch das Verhalten der Eltern entwickelt sich die Einstellung zur eigenen Körperlichkeit mit vielerlei Ausprägungen, die von syntoner Einstellung mit der Entwicklung, über Zweifel, bis hin zu dysmorphophoben Befürchtungen, missgestaltet zu sein, reichen können. Der Körper kann lustvoll, aber auch recht zweifelhaft erlebt werden.

Üblicherweise erfolgt eine positive Einstellung mit Stolz auf Aussehen und körperliche Leistungsfähigkeit. Dies prägt auch Kommunikation und Konfliktmanagement. Der junge Mensch erprobt sich und seine körperlichen Kräfte lustvoll und er misst sich an anderen. Neben dem Sport gibt es aber durchaus auch andere Machtkämpfe auf körperlicher Ebene.

Nicht selten entsteht jedoch auch eine zweifelnde, distanzierte Einstellung zum eigenen Körper, mit seinen eingetretenen Veränderungen. Diese prägt nicht nur den Umgang mit sich selbst, die Ausprägung und Gestaltung des Selbstwertgefühls, sondern auch das Sozialverhalten mit einer spezifischen Prägung der sozialen Kompetenz.

Pubertät: Entwicklung der eigenen Sexualität
Die Entwicklung zur erwachsenen Sexualität geht manchmal nicht ohne Schwierigkeiten vor sich, besonders dann, wenn elterliche Einflüsse oder andere Erfahrungen in der Kindheit Ängste und Befürchtungen haben entstehen lassen, die soziale Kompetenz und sexuelle und erotische Reifung beeinflussen. Auch der ungehinderte Zugang zu pornographischem Material über Handy oder Internet stellt eine nicht zu unterschätzende Gefährdung dar.

Manche Entwicklung gelangt nicht bis zur völligen Reifung, es bleiben Relikte unreifer, infantiler, das heißt kindlicher, manchmal auch sozial störender bis zu dissozialen Verhaltensweisen bestehen. Diese zeigen sich auch in Kommunikation und gestörtem Konfliktmanagement. Dazu finden Sie einiges in meinem Buch: Partnerschaftskonflikte – Probleme zu zweit.

So können manche Sexualwünsche das reife sexuelle Empfinden überwuchern, die Entwicklung von der "nackten Sexualität" zur Erotik kann gestört sein, ebenso wie das Zusammenwachsen von Erotik und Liebesfähigkeit misslingen. Ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt ist die Selbstfindung, das Erkennen der eigenen Möglichkeiten, Ziele, Wünsche und Grenzen, sowie die Erkenntnis der notwendigen Handlungswege zum Ziel.

In der Pubertät erfolgt die Ablösung vom Elternhaus
Eine gelungene Ablösung vom Elternhaus ist Voraussetzung für den Reifungsschritt zum Erwachsenen. "Wenn es in der Pubertät nicht kracht, stimmt etwas nicht". Diese Aussage ist ohne Zweifel richtig. Die Ablösung geht nicht lautlos vor sich und ist für alle Beteiligten schmerzlich. Die Kommunikation ist zunächst nachhaltig gestört, zumindest brüchig, die soziale Kompetenz entwickelt sich unter Schmerzen weiter.

Gar nicht selten finden sich Reste kindlicher Abhängigkeit, die in mannigfacher Weise ihren Niederschlag im Sozialverhalten finden. Man denke nur daran, dass die Loslösung von den kindlichen Autoritäten nicht gelang. Dann können mannigfache Auffälligkeiten bestehen, wie Unterwerfung, permanentes Kämpfen und zanken müssen, bis zur Leugnung jeglicher Autorität. So kann die soziale Kompetenz massiv gestört sein.

Das Finden der eigenen Vorstellungen und Werte, die Gestaltung des Lebens nach eigenen Maßstäben, sind wichtige Schritte zum Erwachsenwerden. Eine geglückte Reifung mit Ablösung vom Elternhaus ist Voraussetzung für das Gelingen der Gestaltung des eigenen Lebens, wobei natürlich auch soziale Faktoren, wie Ausbildungswunsch/-wille, finanzielle Möglichkeiten, vorausgegangene Hilfen durch das Elternhaus, sowie Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen eine wichtige Rolle spielen.

Die Entwicklung des Sozialverhaltens ist natürlich mitgeprägt durch Störungen in der persönlichen Entwicklung zuvor. Andererseits stellt die Pubertät auch einen "Schmelztiegel" dar, in dem sich die meisten der zuvor bestandenen Störungen und Fehlentwicklungen auflösen können.

Dass dies Partnerschaften beeinträchtigen kann, ist leicht einzusehen, zumindest immer dann, wenn die eigenen Schwierigkeiten nicht erkannt werden können und dadurch eine Nachreifung in der Beziehung nicht möglich ist.

Kommunikation, Konfliktmanagement und soziale Kompetenz: Veränderung zum Erwachsenen

  • Berufliche Probleme
  • Partnerschaftsprobleme
  • Probleme mit den Kindern
  • Probleme mit den Eltern
  • Auseinandersetzung mit dem Altern

Das Verlassen des Elternhauses steht an, ebenso die Entwicklung zu Partnerschaftsfähigkeit und sozialer Verantwortung. Die soziale Kompetenz ist entwickelt, Kommunikation und Konfliktmanagement haben eine Reifung erfahren. Damit ist die eigene Stellung im sozialen Gefüge stabilisiert. Es folgt der Wunsch nach beruflichem Bewähren wollen.

Aber auch die Übernahme der Elternrolle, oder deren Ablehnung, Entwicklung und Pflege freundschaftlicher und beruflicher Kontakte, sind Bestandteil dieses Reifungsprozesses. Wichtig ist auch die Entwicklung der Fähigkeit des gemeinsamen reifer und älter Werdens bis hin zum alt sein und der Vollendung des Lebens.

Sie merken schon, hier sollte eine kompetente Rollenfindung mit entsprechender Kommunikation gefunden worden sein. Gelang dies nicht, hat das dann beachtliche Folgen, wie wir im weiteren Verlauf erleben. Missverständnisse, Fehlinterpretationen, mangelnde Wahrnehmung, fehlerhafte Akzentsetzungen, problematische Art der Kommunikation sind nur einige Stichpunkte in diesem Zusammenhang.

Berufliche Probleme können durch Störungen mit verursacht sein, aber auch Partnerschaftsprobleme erhalten eine ganz spezifische Ausgestaltung.
Beim bestehen bleiben von Problemen in der eigenen Reifung ergeben sich recht häufig Probleme im Umgang mit den Kindern.

Auch die Beziehung zu den Eltern ist von diesen Faktoren abhängig. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern ist geprägt durch die persönlichen Erfahrungen und Konflikte. An Beispielen werden wir das verstehen lernen und hoffentlich auch bestehende Schwierigkeiten abstellen oder korrigieren. Auf alle Fälle tut Veränderung not!

Weitere Störfaktoren
Diese Aufzählung lässt die Komplexität erkennbar werden, beschreibt jedoch noch nicht alle denkbaren Stolpersteine für die reife Entfaltung von Konfliktmanagement, Kommunikation und Partnerschaft. Eine stabile soziale Kompetenz ist durch diese Faktoren ebenfalls nicht gewährleistet.

Denken wir nur an traumatische Erlebnisse, wie beispielsweise sexueller Missbrauch, Unfall, eine unglücklich verlaufene Partnerschaft zuvor, der Verlust eines Partners durch Tod, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, wie Mobbing, Zurücksetzung durch Vorgesetzte, Ablehnung durch die Kollegen, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten, die Erschwerung des Wiedereintretens in die Berufstätigkeit nach Schwangerschaft(en) und Geburt(en), um nur einiges zu erwähnen.

Unschwer ist zu erkennen, dass diese Dinge beachtliche Störmöglichkeiten für eine Partnerschaft bedeuten können, zumal dadurch eine hilfreiche Klärung und Lösung von Konflikten zumindest erschwert, wenn nicht unmöglich wird. Zur Klärung eigener Aspekte und deren Aufarbeitung empfehle ich mein Buch Das Ego Projekt – Baustelle Charakter.