Lügnern auf die Schliche kommen: Wie Sie erkennen, ob man Sie belügt

Werden Sie gerne belogen? Sicher nicht. In den meisten Fällen erkennen wir erst hinterher, dass wir einer Lüge aufgesessen sind. Dabei gibt es deutliche Signale im Verhalten eines Lügners, die uns misstrauisch machen können. Kennt man diese und einige generelle Regeln, ist es gar nicht so schwer, Lügnern auf die Schliche zu kommen. Lassen Sie sich nicht veräppeln.

Das Normalverhalten des Lügners kennen

Lügner verraten sich, indem sie sich ungewöhnlich verhalten, und sei es nur um Nuancen. Die Grundvoraussetzung, um einen Lügner zu entlarven, ist deshalb die Kenntnis seines Normalverhaltens. Kriminalisten bezeichnen dies als Basislinie.

Sie meinen damit die Art und Weise, wie ein Mensch sich gewöhnlich ausdrückt, gibt oder verhält. Erst die genaue Kenntnis einer Person ermöglicht das zuverlässige Erkennen von Abweichungen – was umgekehrt bedeutet, dass das Erkennen von Lügen bei einer wildfremden Person nahezu unmöglich ist.

Signale in ihrer Gesamtheit deuten

Jede Abweichung vom Normalverhalten ist ein mögliches Lügensignal. Seltsames Verhalten jedoch kann viele Gründe haben. Menschen reagieren ungewöhnlich, wenn ihnen beispielsweise etwas zutiefst peinlich ist, traumatische Erinnerungen oder bestimmte Ängste in ihnen wach gerufen werden.

Erst das Zusammenspiel mehrerer Lügensignale und ihre Gesamtdeutung lässt uns erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Grundsätzlich gilt, dass mindestens zwei deutliche Lügensignale zusammenkommen müssen, um unseren Argwohn zu wecken. Welche Lügensignale es gibt, dazu weiter unten mehr.

Wissen und Urteilskraft sind gefragt

Nicht nur das Beobachten einer Person ermöglicht das Erkennen von Lügen, sondern natürlich auch kluges Denken. Viele Ratgeber unterschlagen dies. Um eine Lüge zu erkennen, benötigt man – ganz einfach – Wissen. Weiß man etwas und jemand behauptet das Gegenteil, handelt es sich logischerweise um einen Irrtum bzw. eine Lüge.

Kriminalisten setzen daher erstens die Aussagen eines Verdächtigen immer wieder mit dem in Beziehung, was sie zweifelsfrei wissen. Zweitens vergleichen sie die Aussagen von Verdächtigen mit den Aussagen, die diese bereits gemacht haben. Sie lassen sich eine Geschichte immer wieder neu erzählen. Bleibt alles widerspruchsfrei? Verändern sich wichtige Details? Gefragt ist demnach Urteilskraft und das Erfahrungswissen, welche Abweichungen normal sind und welche auf eine Lüge deuten.

Die Lügensignale

Sie müssen also erstens bei einem Lügner eine Abweichung vom Normalverhalten feststellen können, zweitens müssen mehrere Lügensignale zusammenkommen und interpretiert werden und drittens müssen Sie immer auch Wissen und Urteilskraft einsetzen.

Hier nur die wichtigsten Lügensignale:

a) Stimme
Eines des sichersten Lügensignale ist die veränderte Stimme. Die Stimme ist das Organ, das die Menschen am wenigsten bewusst manipulieren können. Stress, Angst, Ärger, Unsicherheit teilt sich zuverlässig durch kleinste Stimm-Modulationen mit. So kann, gerade bei ungeübten Lügnern, das leichte Vibrieren ihrer Stimme ein Signal sein. Lügner sprechen daneben oft eher leiser und monotoner. Auch nimmt ihre Tonlage beim Lügen eher ab.

b) Blick
Ein ganz klassisches Lügen-Indiz ist das Vermeiden von Blickkontakt. Ungeübten Lügnern ist das Lügen peinlich. Sie haben außerdem Angst, dass wir an ihrem Blick erkennen, dass etwas nicht stimmt. Bei Kindern ist dies oft der Fall. Besonders perfide Lügner hingegen suchen den Augenkontakt.

Sie wollen über ungewöhnlich langem Augenkontakt Signale der Aufrichtigkeit übermitteln. Psychologen haben des weiteren Folgendes erkannt: Blickt jemand von seiner Perspektive aus nach links oben, so erinnert die Person sich an etwas visuell, wandern die Augen dagegen nach rechts oben, so konstruiert sie etwas. Letzteres gilt ebenfalls als ein klares Lügen-Indiz.

c) Mimik und Gestik
Typisch für Lügner ist eine verknappte sowie widersprüchliche Mimik und Gestik. Bei einem falschen Lächeln grinsen nur die Mundwinkel. Kommt eine seltsame Gestik hinzu, ballt die Person beim Lächeln etwa gleichzeitig die Faust, stimmt etwas überhaupt nicht.

Sehr interessant ist es, dass bei vielen Lügnern Mimik und Gestik leicht zeitversetzt dem Gesagten folgen. Wenn jemand beispielsweise sagt: „Das ist aber eine Freude“ und erst danach lächelt (und nicht zeitgleich), sagt er in der Regel nicht die Wahrheit. Mimik und Gestik wechseln des Weiteren oft abrupt. Profi-Lügner reduzieren ihre Mimik und Gestik generell (auch in ihrem Normalverhalten) zu einem Minimum.

d) Körpersprache
Auf dem Gebiet der Körpersprache gibt es sehr viele Lügensignale. Das permanente Reiben der Nase ist so eines. So hat Bill Clinton sich in seinem lügenhaften Monika Lewinsky Interview nach Zählungen ganze 26-mal an die Nase gefasst.

Auch das sich am Kopf kratzen, das häufige Berühren von Hals, Ohren und Ohrläppchen deuten auf Nervosität und sind damit Lügensignale. Weitere Indizien der Körpersprache, die den Lügner verraten können, sind der gesenkte Kopf, hängende Schultern oder auch die vor der Brust verschränkten Arme.

e) Andere körperliche Signale
Bei ungeübten Lügnern reagiert das vegetative Nervensystem. Sie zeigen deutliche Stress-Symptome: Sie werden rot oder fleckig oder im Gegenteil aschfahl. Ihre Atmung wird schneller oder unregelmäßiger. Ihr Mund wird trocken, die Hände werden schwitzig. Ohne es zu realisieren, bewegen manche ständig ihre Hände oder Füße. Psychologen deuten dies als unbewusste Signale der Flucht und des Ausweichens.

f) Redefluss
Lügen ist sehr anstrengend, da der Lügende Erinnertes nicht einfach nur wiedergeben, sondern etwas konstruieren muss. Die Sprechgeschwindigkeit nimmt daher in der Regel ab. Die Antworten kommen langsamer. Aufgrund von Hektik und Stress kann aber auch das Gegenteil ein Lügen-Indiz sein, nämlich sehr schnelles Sprechen. Hier ist es ganz entscheidend, den normalen Redefluss des Gegenübers zu kennen und damit die Abweichung vom Normalverhalten.

g) Weitere sprachliche Signale
Lügner variieren ihre Geschichte kaum, sie bleiben bei den einmal erdachten Formulierungen und wiederholen sie immer wieder wortwörtlich. Spontane und verkürzte Formulierungen im Alltagsidiom weisen dagegen eher auf wahre Aussagen hin. Typisch für manche Lügner ist das Verwenden ungewöhnlicher Worte und steifer (vorher zurecht gelegter) Formulierungen. Alles, was wiederum von ihrem normalen Sprechverhalten klar abweicht, deutet auf Lügen.

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