Fragen (ungefragt), Antworten, Entscheidung

Geistige Fitness kann neben häufigem Lesen auch durch adäquate (wissensdurstige) Fragen und ihre Antworten unterstützt werden. Weil wir sie jedoch häufig mit Vorwurfsfragen (Scheinfragen) verwechseln, verschenken wir Chancen gepflegter Kommunikation und sicherer Entscheidung. So wie wir zu bequem zur Frage geworden sind, hinterfragen wir auch zu selten unsere Entscheidungen. Um diesen Mangel zu beheben, sollten wir bewusster mit dem Instrumentarium Fragen, Antworten, Entscheidung umgehen.

Ein Pool voller Fragen – Für den Alltag
Es gibt keine einfache Lektion, die man nur studieren müsste. Aber wir können uns selbst ein wenig helfen: mit einem Fragenpool, den man sich nach und nach anlegt. Damit vermögen wir sicherer, unsere Pannen-Felder zu umreißen und individuelle Antworten auf komplizierte Situationen zu finden. Aber auch andere Bereiche erschließen sich meist durch Fragen besser. Schließlich fördern Fragen eine gepflegte Kommunikation und das qualifizierte Fällen einer Entscheidung.

Weil man flüchtige Fragen, die in den Sinn kommen, viel zu schnell wieder vergisst, sollte man sie notieren, in einem Pool sammeln und von Zeit zu Zeit Antworten darauf suchen. Das trainiert auf einfache, aber wirksame Weise unsere geistige Fitness. Dabei kann es sich um alle möglichen Themen handeln, wie z.B. die folgenden (vgl. auch Fragenpool im letzten Artikel):

  • Gibt es den Klimawandel, oder ist das alles nur Hysterie?
  • Wann ist man reif für ein Kind?
  • Warum müssen wir von der Glühbirne Abschied nehmen?
  • Zeigt sich letztlich die kostenintensive (alte) Lagerhaltung der modernen Logistik überlegener?
  • Kann man die Eltern oder Kinder des Partners ablehnen?

Keine Frage ist zu viel
Doch meist bleiben unzählige Fragen davon ungefragt, egal ob es Fragen der Kinder, der Mütter, der Väter, der Familien oder der Singles, der Teenager, der Ärzte, Wissenschaftler, Techniker oder Hausfrauen sind. Keine Frage ist eine Frage zu viel und die Antwort darauf – selbst durchdacht – immer ein Gewinn. Es gibt bekanntlich keine dummen Fragen. Und dennoch zeigt sich, dass viele von uns ein Problem mit den Fragen haben. Dieses soll hier genauer betrachtet werden.

Zu bequem zur Frage – Scheinfragen
Fragen stellen macht Mühe, Wir sind nicht selten zu faul zur Frage. Ähnlich geht es auch der Entscheidung, die oft nicht mehr wirklich hinterfragt wird. Je medialer unser Alltag wird, umso schwieriger fällt uns die Pflege von Fragen und Antworten, weil wir meinen, dass die Dinge ohnehin schon irgendwo festgehalten sind, eigenständiges nochmaliges Durchdenken überflüssig sei.

Das aber wäre zu kurz gegriffen, denn auch heute noch brauchen wir klug gestellte Fragen und ihre zutreffenden Antworten. Insbesondere deshalb, weil unsere Fragen auf die Entscheidungskultur zurückwirken und damit Fehlentscheidungen provoziert.

Fragen dürfen keine Scheinfragen sein
Wir sind von Medien überflutet und retten uns oft in "Auszeiten", die wir dringend zum Ausgleich benötigen. Das hat zur Folge, dass dabei schnell auch der Mechanismus Fragen, Antworten, Entscheidung ins Abseits gerät. Wir bemerken es daran, dass wir immer weniger von dem wissen, was andere betrifft, was nebenan passiert, was uns nicht selbst berührt.

Wir könnten dieses Defizit leicht mit einfachen Fragen beheben, die man an die Adressaten richtete. Das aber scheint gar nicht leicht zu sein, weil sie meist unterbleiben oder oftmals nach hinten losgehen – als so genannte Scheinfrage oder Vorwurfsfrage.

Vorwurfsfrage (Beispiel Mann)
Schaa…tz! Wann bist Du endlich fertig?

Sie kennt diesen Satz, der jeden Morgen neu im Raume schwebt und reagiert genervt. Es ist ein falscher Fragesatz, der dem Vorwurf näher steht, als der Frage. Wir glauben, etwas gefragt zu haben, doch in Wirklichkeit kaschieren wir damit unsere Kritik. So steckt gewöhnlich viel Anklage in Vorwurfsfragen, gebündelt in dieser knappen Ventilöffnung nach außen.

Würden wir Klartext reden, stünden hier nackte, hässliche Sätze: "Du trödelst, nimmst keine Rücksicht auf mich, brauchst endlos für die Morgentoilette und verärgerst mich schon am Morgen. Ich hingegen wäre in zehn Minuten fertig!", so der Mann. Auch die Frau kann ihrerseits Scheinfragen formulieren (vgl. Fortsetzung).