Der buddhistische Weg zum Umgang mit unliebsamen Emotionen

Sind Buddhisten immer guter Dinge, gleichmütig und geduldig oder haben sie auch schwierige Gefühle wie Wut, Ärger oder Traurigkeit? Welche Ideen gibt es in der buddhistischen Lebensweise zum Umgang mit unliebsamen Emotionen und wie sind sie für im westlichen Kontext lebende Menschen umsetzbar?

Buddha erklärt in seinen Lehrreden, dass wir in einer Welt leben, die verschiedene Formen des Leids beinhaltet, die wir auf verschieden Art wahrnehmen können. So gibt es mögliche Reaktionen auf körperlicher, emotionaler als auch geistiger Ebene auf Dinge und Situationen, die uns widerfahren. Dementsprechend bekommen auch Emotionen eine grundlegende Bedeutung in der buddhistischen Lebensphilosophie, welche in heilsame als auch unheilsame unterteilt werden.

Als unheilsame Emotionen würden westlich orientierte Menschen wohl am ehesten Gefühle wie Wut, Ärger, Trauer, Neid und Eifersucht bezeichnen. Diese eher unbeliebten Emotionen werden üblicherweise als inadäquat und unerwünscht betrachtet. Buddha hält fest, dass es nicht darum geht, sich von diesen Emotionen zu befreien, sondern inmitten all dieser Gefühle frei zu sein.

Emotionalen Abstand gewinnen

Mit der Annahme, dass die Gefühle ein Bestandteil des derzeitigen Erlebens sind, wir jedoch nicht unsere Gefühle sind, wird es möglich einen Abstand zu denselben zu erreichen. Das Ablegen der Identifizierung mit unseren Gefühlen ermöglicht mehr Spielraum und einen größeren persönlichen Freiraum in unseren daraus resultierenden Handlungen.

Aus einer zunehmenden Bewusstwerdung der gerade vorherrschenden Emotion ist es uns somit möglich dieser mehr oder weniger Gewicht zu geben, indem wir uns entweder darauf fokussieren und sie nähren oder aber unsere Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken. Dieses Vorgehen hat jedoch nichts mit einer Unterdrückung von Emotionen zu tun, sondern ist als eine bewusste Entscheidung zu betrachten, unsere Energie und Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung zu lenken. Diese Tätigkeit wird im Buddhismus als das „rechte Erwägen“ (Ioniso Manasikara) bezeichnet. Hier hilft dementsprechend unsere kognitive Fähigkeit als auch die Möglichkeit der Selbstreflexion bewusst zu agieren, um zur Selbstdistanzierung zu gelangen.

Im Sinne einer Entscheidung für heilsame Emotionen und Handlungen ist es uns somit möglich bestimmte Aspekte zu verstärken oder ihnen weniger Bedeutung oder Gewicht zu geben. Dies zeigt sich auch in der Idee, dass die Energie unseren Gedanken folgt. Demzufolge ist es immer auch eine Frage der Selbstverantwortung, wie in konkreten Situationen auf bestimmte Personen oder auch Emotionen reagiert werden möchte. Es beinhaltet somit eine Form der persönlichen Freiheit, die sich in jeglicher Handlung oder auch Auslebung von Emotion zeigt und jeglichem Täter- oder Opferdenken widerspricht.

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