Kreatives Schreiben: Nur mit der richtigen Rechtschreibung?

Früher waren Sie ganz fit darin, doch heute fühlen Sie sich in vielen Fällen unsicher? So geht es sicherlich Vielen mit der deutschen Rechtschreibung. Bleibt die Frage, ob es eine notwendige Voraussetzung ist, die Regeln (neu) zu lernen, wenn Sie sich mit kreativem Schreiben beschäftigen wollen.

Regeln machen das Lesen leichter
Wie die Regeln der Rechtschreibung das Lese-Erlebnis beeinflussen, davon können Sie sich selbst überzeugen, beim Lesen des folgenden Zitats.

Johann Wolfgang von Goethe aus "Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1":
"Dancke für die leibliche Nahrung. Der Alte Eckhof ist bey mir. wir scheinen unsre Empfindungen neuerdings auf Spizzen zu sezzen. Adieu Gold. Es ist und bleibt doch immer beym Alten.
d. 11. Jan. 78. G."

Quelle: Projekt Gutenberg

Wie ist es Ihnen ergangen? Bei einigen Worten haben Sie kurz gezögert, an der Bedeutung von anderen rätseln Sie immer noch herum? Das liegt natürlich nicht nur an der gewöhnungsbedürftigen Schreibweise, sondern auch an Worten und Formulierungen, die heute nicht mehr aktuell sind. Seit Goethes Zeiten hat sich Vieles verändert. Und auch heute entwickelt sich die Rechtschreibung weiter. Ist es notwendig, auf die Neue Rechtschreibung umzulernen, wenn Sie im Hier und Heute einen Roman schreiben wollen?

Richtige Rechtschreibung – offiziell auf jeden Fall
Wie Sie selbst erfahren durften: Rechtschreibung macht das Lesen leichter. Sie können es als "Dienst am Leser" sehen, wenn Sie Ihre Texte nach der gängigen Norm verfassen. Auf jeden Fall sollten Sie die richtige Rechtschreibung anstreben bei:

  • geschäftlichen Schriftstücken
  • (offiziellen) Einladungen
  • Texten zur Öffentlichkeitsarbeit
  • Texten, die Sie zum "Broterwerb" schreiben

Also immer dann, wenn es um die Außenwirkung geht. Und darum, Beziehungen aufzubauen und zu halten. Schließlich strengen Sie sich auch an, nicht tiefsten Dialekt zu sprechen, wenn Sie Besuch aus einem anderen Land(esteil) haben. Ebenso ist es höflich, allgemein verständlich zu schreiben.

Rechtschreibung beim kreativen Schreiben
Nun wünschen Sie sich schon lange, Gedichte, Kurzgeschichten einen Roman oder Ihre Lebenserinnerungen zu schreiben. Oder Sie sind schon dabei, aber verunsichert, ob Sie überhaupt schreiben "können". Weil Sie die (neuen) Regeln der Deutschen Rechtschreibung nicht perfekt beherrschen.

Sie können und Sie dürfen!
Kreatives Schaffen findet in verschiedenen Phasen statt: diese teilen sich in kreativen Zeiten und kritsch-reflektierende.

Lassen Sie sich in Ihrem kreativen Fluss keinesfalls von Rechtschreibung gängeln. Sie schreiben, was Ihnen aus der Feder fließt, ohne streng mit sich zu sein. Im zweiten Schritt, wenn Sie das Geschriebene überarbeiten, werfen Sie auch ein Augenmerk auf die Rechtschreibung. Bleibt der Text in Ihren Händen oder im Bekanntenkreis, können Sie es dabei belassen.

Erst wenn Sie Ihre Texte in der Absicht verfassen, sie nach außen, an Zeitschriften oder Verlage zu senden, treten wieder die oben genannten Kriterien für offzielle Texte in Kraft. Der erste Eindruck ist das, wodurch sich auch Lektoren leiten lassen. Wimmelt es in Ihrem Werk von Fehlern, kann das für überbeanspruchte Lektoren ein willkommener Grund sein, Ihre Arbeit zurückzusenen.

Holen Sie sich Hilfe
Nutzen Sie die Möglichkeiten der PC-Rechtschreibprüfung oder bitten Sie einen nahestehenden Menschen, sich den Text durchzulesen. Es ist nicht peinlich, diese Schwäche einzugestehen. Unangenehm fallen Sie dann auf, wenn Sie mit erhobener Nase über Ihre Fehler hinwegsehen und so tun, als hätten Sie es nicht nötig, sich für eine gute Lesbarkeit anzustrengen.

Erst kreativ, dann kritisch
Doch noch sind Sie noch lange nicht so weit, um sich um das Verlagsanschreiben zu kümmern. Erst müssen Sie Ihren Roman zu Papier bringen und in diesem ersten Schritt sind wichtig: Ideen und Lust. Lassen Sie es fließen und schieben Sie die Perfektion und das Einhalten von Regeln zur Seite.

Internet-Tipp:
Kostenloser Online-Crashkurs der DUDEN-Redaktion zu den Regeln der Neuen Rechtschreibung.