Die Ganztagsschule: Lernen unsere Kinder in den neuen Super-Schulen leichter?

Umfragen zeigen immer wieder: 80 % der Deutschen wollen Ganztagsschulen - und zwar flächendeckend. Wie genau eine Ganztagsschule arbeitet und welchen Schulalltag sie konkret für die Kinder vorsieht, können jedoch die wenigsten sagen. Ein Grund, sich die Ganztagsschule als Konzept einmal genauer anzusehen.

Was bringt die Ganztagsschule?
Die Zahl der Alleinerziehenden wächst, ebenso die der Familien mit nur einem Kind und der Familien, in denen beide Ehepartner berufstätig sind. Viele Kinder und Jugendliche sind nachmittags sich selbst überlassen. Fernseher und Computer müssen dann häufig als pädagogischer Ersatz herhalten.

Die Ganztagsschule kann diese Probleme zwar nicht lösen, aber sie kann sie entschärfen. Darin sind sich alle Experten einig. Die Ganztagsschule bietet den Vorteil, dass die Kinder am Nachmittag nicht alleine ihre Schulaufgaben machen müssen – womit sie unter Umständen überfordert wären. Besser: Die Kinder sind in der Schule mit Gleichaltrigen zusammen und haben einen Lehrer als feste Bezugsperson.

Keine Hausaufgaben!
In einer Ganztagsschule wechseln Unterrichtsphasen mit Entspannungs- und Vertiefungsphasen ab – das Ganze nennt sich „rhythmisierter Unterricht". Wichtig ist, dass die Kinder nach Schulschluss auch tatsächlich fertig sind – und ihre Freizeit in vollen Zügen genießen können. Das ständige schlechte Gewissen von Schülern, die zu Hause ihre Aufgaben nicht fertig gebracht haben, fehlt. Und auch Eltern können aufatmen, weil sie nicht mehr den Hilfslehrer mimen müssen.

Zeit!
Mehr Zeit miteinander verbringen – das ist der Hauptvorteil der Ganztagsschule. Lehrer und Schüler lernen sich besser kennen, die Vertrautheit zwischen ihnen wächst. Das erleichtert ihnen die „Zusammenarbeit“, also aus Sicht der Kinder: das Lernen.

Verschiedene Modelle
Die offene Ganztagsschule unterrichtet nur vormittags; nach dem Mittagessen bietet sie ein freiwilliges Nachmittagsprogramm. Zu Beginn des Schuljahrs entscheiden die Eltern, ob ihre Kinder das Ganztagsangebot wahrnehmen und in welchem Umfang.
Bei  der gebundenen  Ganztagsschule findet der Unterricht auf den ganzen Tag verteilt statt. Das gesamte Tagesprogramm ist für alle Schüler verpflichtend.
Daneben gibt es noch die sog. Ganztagsbetreuung, die aber nur eine Beaufsichtigung bei den Hausaufgaben vorsieht.

Kritik am ganztägigen Unterricht
Das Modell mit klaren Arbeits- und Freizeitphasen kann auch in den Familien geleistet werden, betonen Kritiker. Sie befürchten, dass sich Eltern durch die Ganztagsschule von ihren Kindern entfernen. Oder noch schlimmer, die Verantwortung für die Erziehung an den Staat übergeben. Auch von den Schülern gibt es manchmal Ablehnung: Die Zeit für eigene Hobbys fehle, befürchten sie. Sie seien von früh bis spät in der Gruppe organisiert und hätten keine Möglichkeit mehr, alleine zu sein und einfach nur Ruhe zu haben.

Was die Politik dazu sagt
In Deutschland wird es in Zukunft sicher nicht heißen: nur noch Ganztagsschulen. Das wäre auch kaum zu finanzieren. Aber Eltern, die ihre Kinder auf eine Ganztagsschule schicken möchten, sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch die Möglichkeit dazu haben.