Cyberchondrie – schlimmer geht immer

Cyberchondrie, das ist durch das Internet angeheizte oder hervorgerufene Hyperchondrie, bei der nach einer passenden Diagnose gesucht wird. Und zwar nach der Schlimmsten, die zu den Symptomen passt und die schwärzesten Vermutungen bestätigt.

Cyberchondrie: Beispiel Kopfschmerz
Herr K. schläft in letzter Zeit nicht besonders gut. Außerdem leidet er an Kopfschmerzen. Also gibt er seine Symptome in einem Moment der Langeweile in eine Suchmaschine im Internet ein. Nach etwa einer halben Stunde Internetsurfen befindet er sich mitten in einem Forum, in dem Menschen mit einem Hirntumor Erfahrungsberichte austauschen. Herr K. stellt fest, dass deren Symptome vor der Diagnose mit seinen identisch sind. Er  liest noch ein wenig mehr über Hirntumore und verbringt die nächsten drei Tage in sorgenvoller Anspannung.

Dann geht er zum Arzt, und während des Gesprächs stellt sich heraus: Herr K. hatte aufgehört, Kaffee zu trinken, um besser schlafen zu können. Kopfschmerzen hat er also aufgrund von Koffeinentzug. Keine Spur einer ernsthaften Erkrankung – ein klassischer Fall von Cyberchondrie. Aber die drei Tage voller Ängste werden Herrn K. mit Sicherheit nicht gut getan haben.

Cyberchondrie – lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen
Oft finden sich im Internet Informationen, deren Quelle nicht genau zu ermitteln ist. Als Nutzer muss man sich darüber im Klaren sein, dass Daten aus dem Internet hinterfragt werden sollten. Stammen sie wirklich aus verlässlichen Quellen? Oder will man Ihnen Angst einjagen und Sie in Ihrer Cyberchondrie bestärken, damit Sie den neuesten Gesundheitshokuspokus mit Pülverchen und Tränkchen "direkt online bestellen!"?

Von Selbstdiagnose und Selbsttherapie im Internet ist abzuraten, denn es kann sich um falsche oder veraltete Informationen handeln, die Sie finden. Neben ganz einfachen Fehlinformationen ist auch die Informationsstruktur zu Gesundheitsthemen im Internet äußerst interessant und trägt zur Cyberchondrie bei: Es gibt nämlich wesentlich mehr Informationen zu ernsthaften und seltenen als zu harmlosen Krankheiten.

Geben Sie also Symptome ein, werden Sie höchst selten angezeigt bekommen, dass eine Erkältung der Grund für Ihre Kopf- und Gliederschmerzen und die laufende Nase ist. Bei diesem Übermaß an schlechten Nachrichten verwundert das Phänomen der Cyberchondrie nicht sehr.

Verwenden Sie das Internet für die Recherche im medizinischen Bereich, sollten Sie ein paar Dinge beherzigen, um nicht  auch der Cyberchondrie zum Opfer zu fallen:

  • Glauben Sie nicht alles, was Sie lesen.
  • "Erfahrungsberichte" können frei erfunden sein, und auch wenn sie das nicht sind, kann man sie kaum 1:1 auf die Situation eines anderen Menschen übertragen.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Informationen aktuell sind und aus einer verlässlichen Quelle stammen, beispielsweise von wissenschaftlichen Fachverbänden.
  • Fangen Sie keine Behandlung auf eigene Faust an – wenn Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit machen, konsultieren Sie Ihren Arzt.