Gewiss, vieles hat sich in den letzten Jahren bei den Umgangsregeln geändert; weitaus mehr an Individualität als früher wird akzeptiert. Jedoch in diesem Punkt scheint sich der Mainstream der Etikette-Wächter einig zu sein: Daheim oder im Büro ist es weiterhin ein Gebot der Höflichkeit, dass der Herr zur Begrüßung aufsteht.
Hingegen bleibt nach tradierten Umgangsregeln die Dame bei der Begrüßung eines Herrn immer sitzen. Aber gerade bei dieser klassisch fest fixierten weiblichen Sitzhaltung hat es mittlerweile eine echte Innovation im Benimm-Regelwerk gegeben. Stil und Etikette gehen heute überwiegend davon aus, dass sich die moderne Business-Frau ebenso zur Begrüßung zu erheben hat, wenn ein Mann den Raum betritt. Damit ist augenscheinlich ein Gleichstand der Höflichkeitsbeziehungen zwischen den Geschlechtern erreicht.
Wer letztendlich der Gewinner aus den neuen Regeln für stilvolles "Auf und Ab" bei der Begrüßung ist, lässt sich auf den ersten Blick nur schwerlich beurteilen. Mag sein, dass die Dame sich mehr dem Herrn anpassen musste. Man kann den Vorgang aber auch anders herum sehen: Sie steht nun auf gleicher Augenhöhe mit den Herren der Schöpfung, und niemand schaut mehr auf sie von oben herab.