Smalltalk über ein ewiges Ärgernis: die Rechtschreibung

Der 1. August ist der Todestag Konrad Dudens. Der "Vater der Rechtschreibung" starb 1908. Der 1. August ist auch der Tag eines großen Ärgernisses: 1998 trat die neue Rechtschreibung in Kraft. Für Ihren Smalltalk liefert dieses Datum also jede Menge Stoff.

Beginnen Sie den Smalltalk positiv

"Zeit seines Lebens widmete sich Konrad Duden Fragen der deutschen Sprache. Mit seinem Orthographischen Wörterbuch schuf er die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung." So schreibt es der Duden-Verlag auf seinem Internetportal. Wenigstens das ist unumstritten.

Auf derselben Webseite wird Duden ehrfurchtsvoll als "Vater der Rechtschreibung" tituliert. Zumindest ein Pionier war der Lehrer und Sprachwissenschaftler. Auf Dudens Kappe geht die, 1876 zunächst nur für die Schulen festgelegte landesweit verbindliche, Rechtschreibung für das Deutsche Reich. Mit der Reform von 1901 galt sie dann in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Bis hierhin wird sich in Ihrem Smalltalk noch kein Widerspruch regen.

Smalltalk über die Rechtschreibreform von 1901

Doch frei von Kritik war die Reform nicht: In der Öffentlichkeit heftig angefeindet, zog sich der Widerstand gegen sie über Jahre hin. Duden selber musste zugeben: "Die so entstandene Rechtschreibung ist weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein."

Eines muss man Dudens Pionierleistung lassen: Gegen die 1998 an Dudens Todestag offiziell eingeführte jüngste Rechtschreibreform war sie ein Glanzstück. Das dürften die übrigen Teilnehmer am Smalltalk nicht viel anders sehen.

Smalltalk über die Rechtschreibreform von 1998

Bis 2002 waren Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt und Süddeutsche wie auch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel komplett oder teilweise zur alten Schreibweise zurückgekehrt. Prompt nahm auch der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Reformen wieder zurück. Leider nicht komplett, sondern nur teilweise.

Komplett war danach nur das Chaos. Oder war es ein Komplott? In den folgenden Jahren nahm der Duden zuverlässig Spitzenplätze auf den Bestsellerlisten ein. Der Wiesbadener Verlag scheffelte ein Vermögen.

Smalltalk über die Reform der Reform

Im Jahr 2006 wurde schließlich die Einführung der dritten Fassung der reformierten Rechtschreibregeln beschlossen. Der Bevölkerung war dies nicht mehr zu vermitteln. Eine im April 2008 vorgenommene Befragung des Meinungsforschungsinstituts Allensbach brachte ein niederschmetterndes Ergebnis: Auch zehn Jahre nach ihrer Einführung lehnten 55 Prozent der Befragten die Rechtschreibreform rundweg ab.

Nur 9 Prozent sprachen sich dafür aus. 31 Prozent war sie egal. Das Allerschlimmste: 79 Prozent aller Befragten fanden, durch die Rechtschreibreform wisse man bei vielen Wörtern gar nicht mehr, wie sie richtig geschrieben würden.

Geht es Ihrem Smalltalk-Gegenüber ähnlich? Und wie geht er mit der Reform der Reform um? Versucht er überhaupt noch, sich an die Regeln der Rechtschreibung zu halten? Oder hat er für sich selbst längst neue gefunden?