Nicht von gestern: Die Zeitung als Smalltalk-Thema

Lesen Sie eine Tageszeitung? Dann sind Sie im Smalltalk eindeutig im Vorteil! Themen für die leichte Konversation halten die letzten Seiten bereit. Dort heißen die Rubriken "Panorama", "Aus aller Welt" oder "Vermischtes". Stöbern Sie auch in der Wochenendbeilage und im Reiseteil! Und wenn Sie wirklich nichts in der Zeitung finden? Dann reden Sie über die Zeitung selbst.

Ihre Smalltalk-Frage: Welche Tageszeitung liest Ihr Gegenüber?
Die großen überregionalen Tageszeitungen in Deutschland heißen Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau und Die Welt. Als Alternative kommt eine kleine Zeitung hinzu. Das Blatt sieht sich selber als eher klein, was sich orthografisch schon im Titel niederschlägt: die tageszeitung.

Welche davon liest Ihr Gegenüber? Im Smalltalk dürfen Sie das ruhig fragen. Tageszeitungen in Deutschland sind trotz Internet-Konkurrenz nach wie vor beliebt. Viele Leser bescheiden sich freilich mit ihrer regionalen Zeitung.

Welche Zeitung Sie im Smalltalk ignorieren sollten
Bislang war noch nicht die Rede von Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung. Die sollten Sie im Smalltalk lieber verschweigen. Bild kommt der ersten Journalistenpflicht kaum nach. Die Informationen sind spärlich. Wenn sie doch einfließen, dann sind sie tendenziell gefärbt. In erster Linie wird Meinung gemacht.

Und wenn sich Ihr gegenüber im Smalltalk als Bild-Leser outet? Dann schweigen Sie höflich darüber hinweg! Ein dankbares Smalltalk-Thema: Deutschlands erfolgreichste überregionale Qualitätszeitung

Deutschlands auflagenstärkste überregionale Qualitätszeitung ist die Süddeutsche Zeitung. Das soll nicht heißen, dass sie besser ist als die Konkurrenzblätter. Sie erreicht halt nur mehr Leser. Deshalb dürfen Sie im Smalltalk ausführlicher auf das in München hergestellte Blatt eingehen. Es gibt noch einen zweiten Grund:

Am 7. Oktober 1945 erschien die erste Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Zwanzig Pfennig kostete sie damals. Das Blatt war noch nicht deutschlandweit verbreitet. Im Untertitel nannte sie sich "Münchner Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport". Gegenüber Gazetten nördlich des Mains besaß die SZ einen Standortvorteil: Die amerikanische Besatzungsmacht im Süden Deutschlands war darauf erpicht, aus Reichsbürgern mit mehr oder weniger brauner Vergangenheit rasch wieder gute Demokraten zu machen. Eine linksliberale Tageszeitung würde sich bei einem solchen Prozess als nützlich erweisen.

Smalltalk über ein denkwürdiges Titelblatt
Auf dem Titelblatt der SZ prangte damals eine aus heutiger Sicht schier unglaubliche Erscheinung: ein bayerischer Ministerpräsident, der aus der SPD kam! "Neue Regierung Bayerns unter Dr. Högner!", lautete die Schlagzeile. Wie froh wären die roten Bazis, dürften sie etwas Ähnliches noch einmal erleben!

Aber wer weiß? Sollte sich Münchens Oberbürgermeister Christian Ude tatsächlich als Kandidat aufstellen lassen, hätte er bei der nächsten Landtagswahl eine realistische Chance. Oder wie sieht Ihr Smalltalk-Gegenüber das?