Reden halten – Den richtigen Ton treffen zum Ruhestand

Verlässt ein Mitarbeiter das Unternehmen, um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen, dann sind engste Kollegen, Vorgesetzte aber auch Geschäftsführer gefordert, denn es wird von Ihnen erwartet, dass sie den Ruheständler angemessen verabschieden. Ansprachen können "fesselnd", "bewegend", "packend", "aufrüttelnd" oder "mitreißend“ sein. Der Umschreibungsvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Unbetrachtet der Form (unterhaltsam, lustig, ernst, sachlich, usw.), die sehr stark von der Persönlichkeit des zu Verabschiedenden abhängt, liegt es an Ihnen, ob Ihre Worte ein Erfolg oder ein Flop werden. Der Inhalt und die Art wie Sie diesen transportieren, trägt immer auch eine Botschaft für alle anderen Anwesenden. Mit nachfolgenden Tipps treffen Sie den richtigen Ton und setzen Signale!

Die Botschaft

Am einfachsten wäre es natürlich, gleich zum Punkt zu kommen: „Lieber Herr Müller, wir danken Ihnen für die vielen Jahre und wünschen Ihnen einen erfüllten Ruhestand!“. Doch das ist vergebene Zeit. In Ihrer Tischrede wünschen Sie dem scheidenden Mitarbeiter nicht nur alles Gute, sie setzen Zeichen für alle anderen Mitarbeiter, die weiterhin mit Ihnen und für Sie am Erfolg des Unternehmens arbeiten. Ihre Botschaft muss also lauten: „Die Mitarbeiter sollen sich Herrn Müller als Vorbild nehmen.“

Seien Sie bei Ihrer Rede ruhig egoistisch, aber zeigen Sie das nicht zu deutlich. Sicherlich haben Sie viele Ziele, die Sie in Ihrem Unternehmen verwirklichen wollen, doch sollten Sie die Vielfalt Ihrer Ziele für Ihre Rede auf einen Nenner bringen, sozusagen zu einer Überschrift zusammenfassen und diese Überschrift bildet dann die Hauptbotschaft Ihrer Rede.

Sammeln Sie Material

Diese einmal definierte Botschaft sollten Sie immer im Blick haben. Machen Sie sie sich zum Leitmotiv bei der Ausarbeitung Ihrer Rede.

Das hilft dabei, für die Rede nicht relevante Dinge auszusortieren oder Fakten zu integrieren, die Sie sonst weggelassen hätten.

Zu viele Zahlen, Daten und Fakten können Ihre Zuhörer sehr schnell überfordern oder langweilen. Sie müssen nicht die gesamte Lebensgeschichte von Geburtsdatum über die Operation am linken Arm bis hin zum Renteneintritt auflisten. Setzen Sie Schwerpunkte oder Meilensteine.

Sammeln Sie zunächst relevantes Material und sortieren Sie dann aus.

Suchen Sie sich ein passendes Gedicht, Zitat oder eine Anekdote oder aber auch ein Ereignis, dass am Tag der Rede stattgefunden hat.

Informieren Sie die Mitarbeiter im gleichen Atemzug über den Nachfolger des scheidenden Mitarbeiters. Das bereichert das gesamte Ereignis mit Positivem.

Der Aufbau

Es gibt eine Reihe von verschiedenen Schemata, nach denen Sie Reden Aufbauen können. Das einfachste Schema wäre das der „Inforede“. Die Inforede besteht im Fall einer Verabschiedung aus den Kategorien Vergangenheit, Gegenwart und Ausblick auf die Zukunft.

Das alles kann jedoch nur ein Leitfaden sein und hängt sowohl von der Persönlichkeit des scheidenden Mitarbeiters als auch von Ihrer eigenen ab. Mit Sicherheit sind Variationen denkbar. Wichtig für Sie ist jedoch, dass Sie sich dabei wohl fühlen, denn nur so wirkt Ihre Rede natürlich.

Die Begrüßung. Überlegen Sie sich, welche Begrüßung Sie wählen möchten. Insbesondere bei Tischreden sind ellenlange Nennungen von Namen eher eine Zumutung. Maximal drei Begrüßungen sind völlig ausreichend, wobei der scheidende Mitarbeiter als erster genannt wird: „Lieber Herr/Frau Soundso, liebe Kolleginnen und Kollegen.“

Berücksichtigen Sie beim Aufbau Ihrer Rede immer, dass der Einstieg darüber entscheidet, ob Sie Zu- oder Weghörer haben werden!

Ein guter Start ist immer ein Witz, eine lustige Anekdote, die ruhig auch selbstironisch oder positiv sarkastisch anmuten kann. Das wird sehr geschätzt und nimmt den Wind der Formalität aus den Redesegeln. Dabei kann die Lokalität zum Anlass genommen werden oder aber eine Information, die Sie an die Anwesenden weiterleiten möchten.

Der Mittelteil. Der Mittelteil sollte strukturiert und gegliedert sein. Vermeiden Sie zu starke Ausschweifungen und Nebenbemerkungen. Das macht das Ganze unübersichtlich und der rote Faden geht verloren. Bauen Sie Zwischenfazite ein. Kündigen Sie Ihrem Publikum an, wenn Sie zum Ende Ihrer Rede kommen, das erhöht nochmals die Aufmerksamkeit für den Endteil Ihrer Rede.

Der Endteil. Hier können Sie alles nochmals zusammenfassen sowie Ihre Botschaft integrieren und diese Ihrem Publikum mit auf den Weg geben.

Reden bereinigen

Ihr Manuskript sollten Sie sich laut vorlesen. Schachtelsätze eignen sich nicht für eine flüssige Rede, sie wirken unnatürlich und abgelesen. Zu viele deskriptive Worte blähen das Ganze nur auf. Entfernen Sie unnötige Adjektive.

Angebracht ist eine bildhafte Sprache, das kurbelt die Fantasie der Zuhörer an, verbessert die Aufnahmefähigkeit und das Verständnis. Werden Sie dabei jedoch nicht zu abstrakt.

Fremdwörter einzubauen ist ein Balanceakt. Die Bildhaftigkeit der Bedeutung eines Wortes wird durch ein Fremdwort meist zerstört. Von daher ist hier große Sorgfältigkeit bei der Auswahl angebracht.

Bei Synonymen sollten Sie darauf achten, dass diese in ihrer Bedeutung nicht identisch sind. Wiederholen Sie von daher lieber, das hat auch und unter anderem einen rhetorischen Effekt.

Kommen Sie auf den Punkt: Kurz, prägnant und verständlich.

Lassen Sie Bilder im Kopf der Zuhörer entstehen

Wenn Sie es schaffen, dass Ihre Zuhörer vor ihrem inneren Auge einen Film ablaufen sehen, dann ist Ihre Rede ein Erfolg. Wir alle sind visuelle Menschen und müssen uns vorstellen können, was wir verstehen und behalten wollen. Bilder wecken Gefühle und Stimmungen und wenn Sie die Gefühle Ihrer Mitarbeiter erreichen, dann haben Sie schon gewonnen.

Man unterscheidet drei Typen von Zuhörern:

  1. den visuellen Zuhörertyp, der auf Bilder anspricht, die sich auf das Sehen beziehen, wie zum Beispiel im Satz „Das sieht in etwas so aus wie…“
  2. der auditive Zuhörertyp, der auf Sätze anspricht wie zum Beispiel „Das hört sich so an wie…“
  3. der kinästhetische Zuhörertyp, der auf Wörter anspricht, die sich auf das Anfassen beziehen wie zum Beispiel „anfassen“, „anpacken“, „begreifen“….

Sie kennen Ihrer Mitarbeiter am besten, von daher obliegt Ihnen die Wahl der Bildersprache. Sind Sie sich unsicher, dann experimentieren Sie, indem Sie Testballons loslassen und auf Reaktionen warten.

Verwenden Sie Metaphern, um den Zuhörern unbekannte Inhalte zu vermitteln. Beispiele für Metaphern könnten zum Beispiel im Falle des scheidenden Mitarbeiters sein

manövrierte er auch bei rauer See seine Abteilung in den sicheren Hafen

Benutzen Sie Analogien, um Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen zu lassen:

„Wäre Herr/Frau Soundso als Tier auf die Welt gekommen, dann wäre er/sie ein Adler.“

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