Wer spricht hier eigentlich mit wem? – Persönlichkeitsanteile nach Eric Berne

Sie kennen sicher eher den Ausspruch: Wie spricht der denn mit mir? In Situationen, in denen man sich immer wieder machtlos oder überfordert fühlt, gewinnt der, der sein Verhaltensrepertoire optimal ausschöpfen kann und sich zu jedem Zeitpunkt bewusst machen kann, wer hier mit wem spricht.

Nach Eric Berne hat jeder Mensch verschiedene Persönlichkeitsanteile

Was in derartigen Situationen als Dreistigkeit oder Respektlosigkeit eingestuft wird, ist oftmals vielmehr ein anderes Phänomen: Der amerikanische Wissenschaftler Eric Berne ging von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen in allen Menschen aus, deren Ausprägungen von Mensch zu Mensch verschieden sind. Diese Facetten leitet er aus Eltern-, Kind- und Erwachsenen-Anteilen ab.

Jeder besitzt daher ausnahmslos sowohl autoritäre, fürsorgliche (Was wir von den Eltern erfahren haben), als auch rebellische, freie, verspielte, angepasste, unterschiedliche Rollen, die wir als Kind ausprobiert haben und auch vernünftige, objektive, faire, so wie wir als Erwachsene in vielen Bereichen geworden sind, Anteile in sich. Diese Anteile sind unabhängig vom Alter in allen Menschen. Nur Kinder und Jugendliche haben die Erwachsenen-Komponenten noch nicht vollständig erreicht.

Was passiert also, wenn Sie eine Person anschreit? Warum helfen wir einer alten Dame, in einer fremden Stadt den Weg zu finden? Warum schert sich der Kollege nicht darum, in den Urlaubsplan zu schauen, bevor er seinen Segeltörn bucht? Warum können sich die Nachbarn den Kommentar zum neuen Luxusauto der Alleinerziehenden nicht verkneifen?

Wieso lässt sich die Schwiegertochter den Ruf der dümmlichen Hausfrau gefallen? Warum gehen Eltern-Lehrer-Gespräche so oft schief? Und woran liegt es, wenn all dies nicht passiert? Was läuft da anders?

Betrachten Sie Ihre Gespräche einmal aus der Vogelperspektive

Mit der Theorie von Eric Berne, der seine Erkenntnisse unter anderem auch auf Kommunikationszusammenhänge übertragen hat, kommen Sie zu verblüffenden Ergebnissen: schauen Sie ab heute immer darauf, welche Persönlichkeitsanteile (im anderen und in Ihnen) gerade miteinander sprechen.

Das, was wir gemeinhin mit Rücksichtslosigkeit, Egoismus, Hilfsbereitschaft, Argwohn, Blödheit oder Belehrungen meinen, können Sie jetzt leicht als Eltern-Kind Anteile identifizieren. Wenn Sie z.B. erkannt haben, dass der Chef Sie anschreit und Sie klein beigeben, spricht hier auf der einen Seite ein autoritärer Eltern-Teil mit einem angepassten Kind-Teil.

Gut, wenn Sie das schon mal wissen. Wenn Sie etwas daran ändern wollen, dann versuchen Sie, von Ihrer alten Rolle zu einer anderen zu schalten, sei es rebellisch (Sie schreien zurück.) sachlich ("Mir passt der Ton hier nicht."), frei (Sie verlassen den Raum, wobei Sie höflich bleiben.), vielleicht auch fürsorglich ("Sie tun mir fast schon ein bisschen leid."). Die Möglichkeiten sind unbegrenzt aber nicht alle gleich leicht zu verwirklichen.

Dennoch: Sobald Sie aus Ihrer Rolle heraustreten, fühlt der andere sich schnell seiner alten Rolle beraubt, das Szenario verändert sich. Probieren Sie es aus!