Manchmal erforderlich: Wie man klug und liebevoll provoziert

Provozieren bedeutet, jemanden herauszufordern. Eine Provokation ist ein "absichtlich herbeigeführter überraschender Normbruch, der den anderen in einen offenen Konflikt hineinziehen und zu einer Reaktion veranlassen soll", so der Soziologe Rainer Paris. Manchmal muss man provozieren, in der Mitarbeiterführung, der Erziehung und auch in der Partnerschaft. Wie, das sagt Ihnen dieser Artikel.

Provokation ist eine kontrollierte Aggression und will eine Auseinandersetzung herbeiführen. Ihr Ziel ist es nicht, jemanden zu verletzten, sondern eine Reaktion herbeizuführen. In bestimmten Situationen sind manche Menschen mitunter so dickhäutig und stur, dass man sie zu einer Widerrede regelrecht zwingen muss. Dabei verletzt man die gängigen Normen der Kommunikation ganz bewusst. Je mehr Methoden dafür zur Verfügung stehen, desto besser. Hier die wichtigsten:

1. Übertreiben

Niemand mag es, wenn ein anderer etwas übertreibt, insbesondere wenn es um die eigene Person oder persönlich Wichtiges geht. Steigern Sie die Dinge ins Bodenlose, dramatisieren Sie, malen Sie den Teufel an die Wand. In der Regel wird der oder die so Provozierte Ihnen widersprechen. Und schon haben Sie eine Reaktion und können darauf eingehen.

2. Nicht- und Missverstehen

Eine gute Methode, um eine Auseinandersetzung in Gang zu bringen, ist es, sich dumm zu stellen. Sätze wie „Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht“ oder „Das musst du mir jetzt erklären“ bringen die meisten dazu, mit der Sprache herauszurücken und sich zu erklären. Eine etwas anspruchsvollere Variante ist das bewusste Missverstehen. Je absurder Sie jemanden missverstehen, desto stärker wird dieser sich gezwungen fühlen, die Dinge richtig zu stellen.

3. Verallgemeinern und Klugscheißern

Diese Methode funktioniert gut, wenn Sie mit jemandem sprechen, der sehr genau ist, sich in bestimmten Bereichen sehr gut auskennt oder Plattitüden hasst. Nehmen Sie seine Aussagen auf und verallgemeinern Sie diese ins Uferlose. Verwenden Sie Stereotypen und Vorurteile. Oder aber belehren Sie Ihren Gesprächspartner lang und ausführlich über Dinge, die dieser besser kennt als Sie selbst. Ihr Gesprächspartner wird reagieren, weil er oder sie es schlicht nicht mehr aushält.

4. Etwas aussprechen

Etwas Ungesagtes, das im Raum steht, auszusprechen, kann eine sehr effektive Provokation sein. Folgen Sie Ihrer Intuition. Was könnte der Grund für das Verhalten Ihres Gesprächspartners sein? Eine bestimmte Angst, ein Tabu, ein Geheimnis, ein Wunsch, eine innere Wahrheit? Sprechen Sie es aus. Werfen Sie es Ihrem Gesprächspartner vor die Füße und warten Sie, wie er oder sie reagiert.

5. Auf den Arm nehmen

Manche Menschen reagieren besonders heftig, wenn man sich über sie ein wenig lustig macht, insbesondere diejenigen, die sich selbst am wichtigsten nehmen. „Na, heute wieder das Menschenfresser-Gesicht aufgelegt? Wen haben Sie denn heute schon gebissen?“ Es besteht ein feiner Unterschied zwischen „jemanden auf den Arm nehmen“ und „jemanden lächerlich machen“. Tun Sie letzteres nicht. Sie wollen durch Ihre Provokation nicht verletzten. Verletzungen verhindern Kommunikation, humorvolle Sticheleien regen sie an.

6. Ironisch oder sarkastisch werden

Eine klassische Möglichkeit ist es, mit Ironie und Sarkasmus zu arbeiten. Beides ist unbedingt maßvoll einzusetzen. Ich mag diese Mittel nicht. Eine relativ sanfte Form ist es, sich für das vorliegende Problem regelrecht zu begeistern und es kabarettmäßig zu überzeichnen, so dass Ihr Gesprächspartner darüber lachen muss.

Dies gelingt am besten, wenn Sie auch einen Schuss Selbstironie beimischen. Beispiel: „Ich frage mich, ob wir zwei nicht an einem Wettbewerb für problematische Beziehungen teilnehmen sollten. Wir hätten da sicher sehr gute Chancen, den Pokal zu gewinnen.“

Fazit: Provozieren Sie klug und liebevoll. Viele Glück und Erfolg.

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