Die wichtigsten Fragen eines Coaches

In ihrem Buch "Beratung ohne Ratschlag" erläutert Sonja Radatz sehr anschaulich die wichtigsten Coaching-Fragen, die in schwierigen beruflichen und auch privaten Situationen weiterhelfen. Der folgende Artikel gibt die Überlegungen der Autorin wieder und stellt sieben wesentliche Fragetypen eines Coaches vor.

1. Ziel- und lösungsorientierte Fragen

Ziel dieser Fragen ist es, von einer negativen Problem- und Vergangenheitsfixierung hin zu einer Lösungsorientierung für die Zukunft zu kommen. Typische Fragen in diesem Zusammenhang sind:

  • Was wäre eine gute Lösung, um aus dieser Situation wieder herauszukommen?
  • Wer oder was könnte Sie dabei unterstützen?
  • Welche Ziele für die Zukunft leiten Sie aus der Situation ab?

2. Verhaltens- und Situationsfragen

Hier geht es darum, durch Verhaltensänderungen aus festgefahrenen Situationen wieder herauszukommen. Beispielfragen:

  • Was tragen Sie selbst zu dieser schwierigen Situation bei?
  • Wie könnten Sie sich so verhalten, dass sich etwas ändert?
  • Was tun Sie bisher nicht, was Sie sonst in erfolgreichen Situationen getan haben?

3. Fragen nach Unterschieden

Dieser Fragetyp spezifiert die Situation und schafft Differenzierungen. Er dient dazu, ein Problem besser zu verstehen:

  • Wie schätzen Sie die Größe Ihres Problems auf einer Skala von 1 – 10 ein und warum?
  • Wann tritt das Problem stärker auf, wann weniger?
  • Wer außer Ihnen ist noch an der Situation beteiligt?
  • Was ist gegenüber vorherigen Problemen anders?

4. Fragen nach Mustern

Typische Verhaltensmuster führen oft dazu, dass wir bestimmte Fehler immer wieder machen. Muster aufzudecken ist meist der erste Schritt, um Probleme zu lösen. Beispielfragen:

  • Wie reagieren Sie in solchen Situationen in der Regel?
  • Wie haben Sie sich bei ähnlichen Situationen vorher und nachher immer verhalten?
  • Was denken Sie in diesen Situationen immer?

5. Dissoziierende Fragen

Dissoziation bedeutet Trennung. Dissoziierende Fragen dienen dazu, Menschen aus ihrer Problemverhaftung zu lösen und sie eine Außenperspektive einnehmen zu lassen:

  • Wie würde ein neutraler Unbeteiligter die Situation beschreiben / einschätzen?
  • Wie würde jemand, den Sie sehr schätzen, das Problem angehen?
  • Wenn Sie sich einmal von außen betrachten: Was wäre jetzt wichtig?

6. Hypothetische Fragen

Hypothetische Fragen versetzen die Befragten bereits in die Lösungssituation und führen ihnen diese vor Augen. Beispiele:

  • Angenommen, Sie verhielten sich in Zukunft so und so, was würde sich dann verbessern?
  • Angenommen, Sie blicken in einem Jahr auf die Lösung dieses Problems zurück: Welche Meilensteine waren besonders wichtig?

7. Paradoxe und andere „verrückte“ Fragen

Diese Art der Fragen provoziert die Befragten ein wenig und dient dazu, ihre Selbsterkenntnis anzuregen. Typische Fragen sind:

  • Wie können Sie es schaffen, dass die Situation für alle noch unerträglicher wird?
  • Wenn ich Weltmeister Ihres Problems werden wollte: Was müßte ich da tun?
  • Wenn Ihr Sessel sprechen könnte: Was würde er zu Ihnen sagen?

Fazit

Jede Situation erfordert einen anderen Fragemix. Oft ist es hilfreich, nicht lange auf die Vergangenheit einzugehen, sondern sich sofort positiv an mögliche Lösungen zu machen.

Je komplizierter, tiefer und gravierender ein Problem jedoch ist, desto retrospektiver müssen die Fragen sein und darauf abzielen, die Dinge zu verstehen sowie Muster und eigene Fehler aufzudecken. Gelingt dies, leitet sich in einem zweiten Schritt die Lösung oftmals automatisch ab.

Literaturempfehlung: Sonja Radatz: Beratung ohne Ratschlag. Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen. Wien (6. Aufl.) 2009.

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