Woran Sie unseriöse Stellenangebote erkennen

Leider finden sich in Print- und Online-Medien häufig auch unseriöse Stellenangebote, die insbesondere auf die Not von Langzeitarbeitslosen und/oder gering qualifizierten Menschen abzielen. Woran Sie unseriöse Stellenangebote erkennen, lesen Sie im folgenden Artikel.

Beispiele für unseriöse Stellenangebote
Ein seriöses Unternehmen gibt sich von vornherein mit Firmennamen und vollständiger postalischer Anschrift zu erkennen. Anzeigen, die lediglich die Angabe einer Telefon- oder gar Handynummer enthalten, sind eher mit Vorsicht zu genießen, zumal rational überhaupt kein Grund besteht, sich nicht offen als Firma zu erkennen zu geben.

Auch die zusätzliche Nennung eines Ansprechpartners, den man telefonisch kontaktieren kann, ohne weitere Spezifikation des Unternehmens sind als unseriös zu werten. Vielfach sind derartige Anzeigen auch in einem unangemessen vertraulichen Stil verfasst: "Rufen Sie unsere Frau Mayer ab Montag an!" oder "Fragen Sie nach Leila!" sind zwei typische Negativ-Beispiele. Ein seriöser Arbeitgeber wird seine Stellenausschreibung zwar freundlich, aber mit der notwendigen Höflichkeit formulieren.

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Unseriöse Stellenangebote: Unrealistisch hohe Verdienstmöglichkeiten
Vorsicht bei Stellenangeboten, die Ihnen unrealistisch hohe Verdienstmöglichkeiten in Aussicht stellen! Als Negativ-Beispiele seien exemplarisch genannt:

  • Wo gibt’s denn sowas – 3.000 EUR brutto monatlich bei einer 20 Stunden-Woche!
  • Kugelschreiber montieren, Wundertüten füllen u. ä.: 15 EUR/Std. und mehr.
  • Bei unbedingtem Willen zum Erfolg können Sie garantiert bis zu 70.000 EUR im Jahr verdienen!

Um es ganz deutlich zu sagen: Selbst viele Arbeitnehmer, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, verdienen nicht in allen Fällen 3.000 EUR brutto monatlich. Durchschnittlich liegen die Gehälter je nach Lebensalter, Qualifikation, Unternehmen und Branche zwischen 2.000 und 3.000 EUR brutto, bei Führungsverantwortung selbstverständlich auch darüber. Es gibt jedoch keinen Arbeitgeber, der einen Teilzeitbeschäftigten fürstlicher entlohnt als einen Vollzeitangestellten.

Ebenso unrealistisch sind 15 EUR Stundenlohn für eine Produktionshelfertätigkeit, die in der Regel zu Hause ausgeübt wird. Selbst viele Facharbeiter aus dem gewerblich-technischen Bereich erreichen keinen Stundenlohn von 15 EUR. Vor dem Hintergrund dient dieser unrealistisch hohe Stundenlohn für eine Helfertätigkeit lediglich als Lockmittel, zumal den meisten Unternehmen, die solche Tätigkeiten anbieten, nachher mannigfaltige Gründe finden, warum sie noch nicht einmal die Hälfte an Stundenlohn zahlen.

70.000 EUR Jahresgehalt und mehr ist für Führungskräfte aller Art durchaus üblich, jedoch nicht für Außendienstmitarbeiter oder nicht näher spezifizierte Berufsbilder. Meistens werden diese unrealistisch hohen Verdienstmöglichkeiten gar nicht näher spezifiziert, sondern lapidar mit "leicht erlernbare Tätigkeit" umschrieben.

Das Unternehmen versucht dann noch, mögliche Interessenten mit dem Zusatz zu umwerben "Bisheriger Werdegang: unwichtig – wir arbeiten Sie ein!" Hier ist äußerste Vorsicht geboten, denn es könnte sich um eine Drückerkolonne oder ein Call Center handeln, das ahnungslose Menschen abzocken oder ihnen ein Abo für irgendwas (z. B. Zeitschriften, Teilnahme an Gewinnspielen) aufschwatzen soll.

Ein seriöser Arbeitgeber legt Wert auf eine gewisse Ausbildung seiner Mitarbeiter, nicht umsonst werden bei Bewerbungen stets Zeugniskopien als Nachweis der Qualifikation des Bewerbers verlangt.

Die Formulierung "unbedingter Wille zum Erfolg" ist lediglich eine nette Umschreibung für die Tatsache, dass Sie nirgendwo sonst für so wenig Geld soviel arbeiten können.

Das Spiel mit der Not von (Langzeit-)Arbeitslosen
Ähnlich wie bei Anzeigen, die Ihnen einen viel zu hohen Verdienst auch ohne entsprechende Qualifikationen versprechen, zielt auch der folgende Anzeigentext auf die Verzweiflung der Menschen ab, die schon über einen längeren Zeitraum arbeitslos sind (mehrere Monate oder gar Jahre) und gerne wieder in Lohn und Brot stehen möchten.

Texte wie "Jung, arbeitslos, Hartz IV und keine Kohle?! Wir können das ändern!" sind lediglich eine elegante Umschreibung für eine Drückerkolonne oder andere unseriöse Unternehmen in der Art, zumal sich dort in den Annoncen meist noch der Zusatz findet "Einzige Bedingung: sofort abkömmlich!".

Vorsicht bei sehr vertraulich formulierten Stellenangeboten
Selbstverständlich gibt es auch seriöse Unternehmen, die nach Außendienstmitarbeiterinnen suchen, die eine bestimmte Zielgruppe ansprechen – z. B. können junge Mütter andere junge Mütter zu Bekleidung für Babys und Kleinkinder bei freier Zeiteinteilung beraten.

Ein seriöses Unternehmen schreibt jedoch "Wenn Sie eine junge Mutter sind, die bereits über Erfahrung im Verkauf verfügt und die Spaß daran hat, anderen jungen Müttern unsere Baby-Collection vorzustellen, dann freuen wir uns auf Ihre (telefonische/schriftliche) Bewerbung."

Unseriöse Firmen sprechen Ihre Zielgruppe jedoch eher plump-vertraulich an, z. B. mit Sätzen wie "Hallo Muttis! Wollen Sie anderen Muttis unsere Baby-Collection verkaufen?" Auch Anreden wie "Hallo Omis und Opis!" als Synonym für Senioren sind nicht als seriös zu werten.

Unseriöse Stellenangebote: Vorsicht bei Vorstellungsgesprächen in Hotels
Oft ist die Unseriösität eines Unternehmens nicht aus der Stellenanzeige zu erkennen. Sie sollten jedoch hellhörig werden, wenn Sie nicht zum Vorstellungsgespräch ins Unternehmen selbst kommen sollen oder in ein Restaurant (wobei Letzteres jedoch in der Regel erst bei höheren Positionen üblich ist), sondern in ein Hotel.

Oft erinnern solche Vorstellungsgespräche eher an eine Kaffeefahrt, denn eine Gruppe von Firmenvertretern stellt Ihnen dann irgendein Lifestyle-Produkt vor (z. B. Fruchtsäfte gegen freie Radikale, Senioren-Vitamine u. ä.) oder verlangt sogar, dass Sie vor Arbeitsantritt erst einmal Geld investieren, bevor Sie überhaupt Geld für Ihre Arbeitsleistung erhalten. Keine seriöse Firma verlangt von Ihnen, erst in Vorkasse zu treten, bevor Sie überhaupt Ihren ersten Lohn erhalten haben.

Natürlich mag es immer wieder Gründe geben, warum ein Vorstellungsgespräch in einem Hotel stattfindet (z. B. wenn ein neues Projektbüro an einem Standort begründet werden soll, die entsprechenden Räumlichkeiten jedoch noch nicht angemietet sind bzw. sich noch in der Renovierungsphase befinden), aber die Regel ist es nicht. Deshalb ist in solchen Fällen ein gesundes Misstrauen angebracht.