Sagen offizielle Auszeichnungen etwas über den Arbeitgeber aus?

Viele Firmen werben damit, dass sie als Arbeitgeber des Jahres oder als "Great place to work" ausgezeichnet wurden, um den Eindruck zu vermitteln, es sei besonders erstrebenswert bei ihnen zu arbeiten. Wie hoch die Aussagekraft solcher Auszeichnungen ist und wo Sie sich besser über eine Firma informieren können, bei der Sie sich bewerben möchten, lesen Sie im folgenden Artikel.

Wie bereits erwähnt, schmücken sich viele Arbeitgeber mit Auszeichnungen wie "Arbeitgeber des Jahres 20XX" oder "Great Place to work". Allerdings sind derartige Auszeichnungen nicht transparent für Außenstehende und werden sogar von manchen Institutionen oder Beurteilungsportalen vergeben, obwohl bereits mindestens einmal negativ in den Medien über das Unternehmen berichtet wurde.

Ebenso schleierhaft ist, wie beispielsweise ein Call Center, das Niederlassungen u. a. in Berlin und Essen unterhält, trotz lediglich 2,52 von fünf möglichen Sternen von einem Arbeitgeberbeurteilungsportal mit einer solch positiven Auszeichnung belegen kann, zumal viele Ausführungen von (früheren) Mitarbeiter dafür sprechen, dass in dem angeblich ausgezeichneten Unternehmen einiges im Argen liegt (Bezahlung, Betriebsklima, Unternehmenskultur).

Gekaufte Bewertungen

Mittlerweile können viele Dinge über das Internet beurteilt werden – Produkte aller Art, Ärzte, Firmen, Hotels, Restaurants u. v. m. Manchmal ist jedoch augenfällig, dass zwischen lauter eher schlechten Beurteilungen eine exorbitant gute mit fünf Sternen zu finden ist. Hier ist davon auszugehen, dass es sich um eine vom Unternehmen gekaufte Person oder Agentur handelt, deren Aufgabe es ist, dass negative Image durch überdurchschnittlich gute Beurteilungen aufzupeppen. Manche Privatpersonen und auch Firmen lassen sich solche überdurchschnittlichen Bewerbungen ebenso gut bezahlen wie den Verriss eines Produkts oder einer Firma.

Wo bekommen Sie seriöse Informationen über ein Unternehmen her, bei dem Sie sich bewerben möchten?

Auch bei Arbeitgeberbewertungsportalen sind nicht alle Einträge prinzipiell gefaked, sodass Sie diese schon als groben Richtwert nehmen können, um zu entscheiden, ob Sie dort ggf. arbeiten möchten oder nicht. Voraussetzung ist allerdings, dass sich dort mindestens fünf aussagekräftige Beurteilungen von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern befinden. Unter "aussagekräftig" sind kurze Erläuterungen zu verstehen, die eine Beurteilung kurz erläutern.

Wenn dort nur schlagwortartige Lobhudeleien ("Das beste Unternehmen, bei dem ich je gearbeitet habe!") bzw. Abwertungen ("Alles doof da – nur für Asis gut!") stehen oder eine Bewertung gar nicht erläutert wird, sodass der Leser lediglich die Anzahl der vergebenen Sterne sehen kann, ist Vorsicht geboten.

Es bietet sich am ehesten an, mit Menschen zu sprechen, die in dem Unternehmen arbeiten oder gearbeitet haben, für das Sie sich interessieren. Vielleicht kennen Sie selbst niemanden, der dort tätig ist/war, aber vielleicht jemanden, der jemanden kennt.

Auch bei persönlichen Gesprächen gilt, dass Sie die gegebenen Informationen sachlich beurteilen sollten und dass sich Aussagen auch widersprechen können. Während der Eine davon schwärmt, dass er in Firma XY den ganzen Tag wenig zu tun hat und dafür Zeit hat, die Zeitung in Ruhe zu lesen, beschwert sich der Andere über die gleiche Firma, weil er sich dort unterfordert fühlt und eher das Gefühl hat, seine Zeit dort "abzusitzen" anstatt wirklich etwas zu leisten. Menschen sind auch in dieser Beziehung sehr unterschiedlich und haben persönliche Vorlieben.

Für rein formale Informationen wie Kern- und Nebengeschäft, Hauptsitz und Filialen, Zahl der dort tätigen Mitarbeiter, Umsätze etc. können Sie auf der jeweiligen Firmenhomepage recherchieren oder sich von der Pressestelle des Unternehmens, für das Sie sich interessieren, Informationsmaterial in Form von Broschüren oder Flyern anfordern.

Für informelle Informationen zu Betriebsklima und Unternehmenskultur, über die natürlich keine Angaben in Geschäftsberichten gemacht werden und wenn, dann lediglich in beschönigter Form um des Image willen, bieten sich wiederum die o. g. persönlichen Gespräche mit (ehemaligen) Mitarbeitern oder auch die Recherche bei Jobbewertungsportalen wie etwa kununu an.