Gibt es die perfekte Bewerbung?

Sie haben trotz der Verwendung von Bewerbungsvorlagen und der Erstellung individueller Anschreiben eine Reihe von Absagen erhalten? Nun sind Sie enttäuscht und fragen sich, ob es die universell passende, perfekte Bewerbung überhaupt gibt? Lesen Sie im nachfolgenden Artikel die Antwort auf Ihre Frage.

Selbstverständlich gibt es einige Grundvoraussetzungen, die die Chance auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhöhen, aber ein Garant für diesen Erfolg ist auch die Beherzigung sämtlicher Tipps für eine gelungene Bewerbung nicht. Die Erstellung ordentlicher Unterlagen ist eine Sache – die Beurteilung durch die Gegenseite eine andere.

Grundvoraussetzungen in punkto Bewerbung

Hierzu zählen:

  • Individuelle, auf das Unternehmen und die Position abgestimmte Anschreiben, keine Verwendung von Textbausteinen oder kompletten Mustervorlagen – egal, ob aus dem Internet oder Bewerbungsratgebern in Buchform.
  • Bewerbungen auf passende Stellen, das heißt, die eigene Qualifikation soll nicht nur mit der Stellenbezeichnung in der Ausschreibung abgeglichen werden, sondern mit den konkreten Anforderungen. Eine Bewerbung ist trotz gut aufbereiteter Unterlagen wenig erfolgversprechend, wenn beispielsweise eine Sekretärin gute Kenntnisse in den Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch mitbringen soll, in der englischen Sprache jedoch nur über Grundkenntnisse verfügt und in den beiden anderen Sprachen überhaupt keine Kenntnisse hat.
    In diesem Fall führen auch gute Kenntnisse in anderen kaufmännischen Tätigkeitsfeldern, langjährige Berufserfahrung und akkurate Bewerbungsunterlagen zu einer Absage.
  • Ordentliche Unterlagen ohne Knicke, große sprachliche Patzer und Fehler oder gar Flecken. Extrem kritisch ist die Versendung gefälschter Unterlagen zu sehen, was in der Praxis häufiger vorkommt als man glauben mag.
  • Gerade bei Positionen, für die eine geringere Qualifikation erforderlich ist (z. B. Poststellenmitarbeiter, Kurierfahrer u. ä.) wirkt die Verwendung von sehr hochwertigen Bewerbungsmappen overdressed.

Gute Unterlagen erhöhen die Chancen – sind aber kein Garant für einen neuen Arbeitsplatz

Auch wenn formal alles zu passen scheint und trotzdem eine Absage ohne Einladung zum Vorstellungsgespräch folgt, sind viele Bewerber sehr frustriert und fangen an, an sich selbst oder den Ihnen gegebenen Tipps zu zweifeln. Der Erfolg einer Bewerbung hängt jedoch nicht nur von den o. g. Kriterien ab, sondern auch davon, wie der Empfänger der Bewerbung die Unterlagen beurteilt.

Personaler handeln nicht immer logisch

Auch Personaler sind nur Menschen, sodass manch eine Entscheidung vielleicht nicht logisch nachvollziehbar erscheint, sondern eher persönlich gefärbt ist. Um ein relativ triviales Beispiel zu geben: Ein Personalverantwortlicher hat mehrfach schlechte Erfahrungen mit dunkelhaarigen Sekretärinnen gemacht. Aus diesem Grunde fallen möglicherweise alle dunkelhaarigen Bewerberinnen direkt durchs Raster – auch wenn sie fachlich gut sind, alle Anforderungen erfüllen und in ihren Unterlagen sympathisch rüberkommen.

Dieses Beispiel lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen: Manche bevorzugen eher männliche Mitarbeiter, andere möchten lieber Frauen (hängt vielfach auch vom Berufsbild und der Branche ab), einige möchten Mitarbeiter, die maximal 35 Jahre alt sind, andere bevorzugen eher künftige Kollegen ab 35. Dem einen Personalchef gefällt möglicherweise das eine oder andere Unternehmen nicht, in dem der Bewerber vorher tätig war etc. Die Gründe für persönlich gefärbte Personalentscheidungen sind vielfältig.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt, dass viele Stellen zwar formal ausgeschrieben sind, es sich hierbei aber entweder um fingierte Stellenangebote handelt oder um Karteileichen, die in den Online-Jobbörsen auch nach Besetzung der Stelle nicht entfernt wurden – durch die Aktualisierung des Anzeigendatums wirkt es vielfach so, als wenn die Position immer noch vakant wäre.

Absagen auf Bewerbungen: Vorsicht vor Pauschalierungen

Viele Bewerber sind enttäuscht, wenn sie alle möglichen und unmöglichen Bewerbungstipps aus Ratgebern und Internet für die eigenen Unterlagen übernommen haben und trotzdem eine Vielzahl von Absagen kassieren, sodass sie pauschal alle Tipps verteufeln, die sie in dem Bereich gesammelt und bewertet haben.

Das Problem ist, dass vielfach nicht die Seriosität der Quelle geprüft wird, bzw. der fachliche Background desjenigen, der Bewerbungstipps gibt.

Manche Stellensuchende verlassen sich auf gefährliches Halbwissen von Menschen, die zwar noch nie im Personalwesen/Bewerbermanagement tätig waren, aber sich durch markige Sprüche gerne zum Fachmann für derartige Fragen aufschwingen – selbst, wenn sie sich mit ihrem Wissen auf Bewerbungsratgeber aus dem Jahr 1989 stützen (wobei dies natürlich nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist) oder sogar auf Halbwissen, das sie mal irgendwo aufgeschnappt haben.

Eine Bewerbung ist kein Koch- oder Patentrezept

Ähnlich wie bei den Themen Flirten und Partnersuche, zu denen auch viele Tipps gegeben werden, die angeblich garantieren sollen, das die Männer bzw. Frauen durch Anwendung dieser Flirttechniken in die Arme eines ersehnten Partners taumeln, wie Motten in das Licht, so gibt es auch bei Bewerbungen und der guten Umsetzung aller hilfreichen, aktuellen Tipps keine Garantie für einen neuen Arbeitsplatz aus den vorgenannten Gründen.

Genauso wenig funktionieren in den allermeisten Fällen pauschale, vielfach abgedroschene Flirttipps und Liebeszauber. Menschen funktionieren nicht nach Schema F – weder der Bewerber selbst noch der Personalverantwortliche.

Es nützt also nichts, wenn ein Arbeitsuchender an seine Bewerbung nach dem Prinzip ran geht „Man nehme 100 % Fehlerfreiheit, drei Esslöffel Individualität, eine Prise Originalität, zwei Textbausteine aus Bewerbungsratgeber XY…“. Dieses Prinzip funktioniert höchstens bei Kochrezepten, bei denen man bei Beachtung der Zutaten und ihrer Dosierung in der Regel eine schmackhafte Mahlzeit zubereiten kann. Hinzu kommt, dass der Wurm (die Bewerbungsunterlagen) dem Fisch (also dem Personaler) schmecken muss und nicht dem Angler (Bewerber).

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