Bewerbungen im Sozialwesen

Anschreiben auf Stellen im sozialen Bereich unterscheiden sich in einigen Punkten von den Anforderungen an eine Bewerbung in unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund.

Bei Bewerbungen an Wirtschaftsunternehmen stehen je nach Position Aspekte wie betriebswirtschaftliches Know-how (z. B. Kosten-Leistungsrechnung, Controlling etc.), umfangreiche Kenntnisse bestimmter EDV-Programme (meist MS Office-Paket, SAP, je nach Branche auch DATEV oder diverse Bildbearbeitungsprogramme) sowie Fremdsprachenkenntnisse im Vordergrund.

Bei Bewerbungen im Sozialwesen ist jedoch mehr auf die Methodenkompetenz im Bereich Therapie, Sozialarbeit und Sozialpädagogik abzustellen, sodass betriebswirtschaftliche Bereiche, EDV-Kenntnisse und gegebenenfalls Fremdsprachenkenntnisse meist eher nebensächlich sind – es sei denn, eine soziale Einrichtung, deren Schwerpunkt auf der Arbeit mit Migranten liegt, sucht eine/n Mitarbeiter/in mit Kenntnissen in einer bestimmten Fremdsprache (z. B. Türkisch, Arabisch). Deshalb sollten EDV- und Sprachkenntnisse nicht im Fokus des Anschreibens bei einer sozialen Einrichtung stehen – es sei denn, diese Fertigkeiten werden ausdrücklich in der Ausschreibung gefordert.

Betonung der Methodenkompetenz bei Bewerbungen im Sozialwesen
Leiten Sie Ihr Anschreiben mit Ihrer beruflichen Qualifikation ein ("Als Diplom-Sozialarbeiter mit umfangreicher Erfahrung im Tätigkeitsfeld Suchtmittelberatung reizt es mich außerordentlich, meine Kenntnisse und mein Wissen in Ihrer Klinik gewinnbringend für alle Beteiligten einzusetzen. Aus diesem Grunde biete ich Ihnen zum 1. April 2010 meine tatkräftige Mitarbeit an.") und gehen Sie im Folgenden auf Ihre Erfahrungen und weitere Zusatzqualifikationen, die Sie für die Stelle im jeweiligen Arbeitsfeld interessant machen, ein.

Zu den Methoden und Zusatzqualifikationen im Sozialwesen zählen unter anderem Gesprächsführungs- und Beratungskompetenz, systemische Beratung, therapeutische Zusatzausbildungen aller Art (z. B. Geprüfter Psychologischer Berater, Heilpraktiker für Psychotherapie) und Zertifikate, die belegen, dass Sie sich in einer bestimmten Therapieform kontinuierlich weitergebildet haben (Verhaltenstherapie, Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers, Psychoanalyse).

Es gibt noch weitere Therapieformen wie etwa die Transaktionsanalyse nach Berne oder die Primärtherapie nach Janov, diese werden jedoch nicht von den Krankenkassen anerkannt und sind auch nicht zu 100 % wissenschaftlich abgesichert, wobei jedoch auch einige Coaching-Unternehmen gerade die Transaktionsanalyse in ihrer praktischen Arbeit anwenden.

Wenn sich beispielsweise Ihre Diplom-Arbeit mit einem Thema beschäftigt hat, das für die ausgeschriebene Stelle von Bedeutung ist, können Sie auch hierauf verweisen ("Im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Titel "Die Sicherheitsverwahrung und praktische Konsequenzen für Straffälligen- und Bewährungshilfe" habe ich mich intensiv mit den Anforderungen an Sozialarbeiter auseinander gesetzt, die zu einer langen Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurden.") Verweisen Sie, sofern möglich, auch auf Praxiserfahrungen aus dem jeweiligen Arbeitsumfeld – wissenschaftliche, theoretische Sichtweise und praktische   Lebenswirklichkeit im Tätigkeitsfeld unterscheiden sich oft voneinander.

Bewerbungen im Sozialwesen: Soft Skills sind wichtig
Soft Skills wie Teamfähigkeit, selbstständiges Arbeiten, Flexibilität und Freude am Umgang mit Menschen werden auch in den meisten wirtschaftlich ausgerichteten Stellenanzeigen gefordert. Bei einem Anschreiben an eine soziale Einrichtung ist diesen Aspekten jedoch wesentlich mehr Raum zu geben.

Machen Sie deutlich, dass Sie bereits während Ihrer praktischen Tätigkeit unter Beweis stellen konnten, dass Sie auch mit besonders "schwierigem" Klientel (z. B. Straffällige inklusive Sexualstraftätern, psychisch kranke Menschen) gut und gerne zusammengearbeitet haben und Ihnen die Arbeit trotz schwieriger Rahmenbedingungen Freude bereitet hat – natürlich   nur, wenn dies der Wahrheit entspricht.

Beispiele für Formulierungen hinsichtlich Ihrer Soft Skills in Anschreiben an soziale Einrichtungen 

  • Meine aufgeschlossene, freundliche Art hat es mir stets ermöglicht, auch zu schwierigem Klientel – unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Bildung oder äußerem Erscheinungsbild – vertrauensvolle, tragfähige Beziehungen aufzubauen.
  • Obwohl sich die Arbeit mit Sexualstraftätern nicht immer einfach gestaltet, hat mir mein Beruf auch unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin viel Freude bereitet. Hilfreich war hierbei besonders mein ausgewogenes Verhältnis zwischen professioneller Distanz und menschlicher Nähe.
  • Wie Sie an meinem bisherigen beruflichen Werdegang sehen können, hat mir die Arbeit mit Kindern im Vorschulalter stets viel Freude bereitet. Besonders reizvoll ist für mich die Organisation von Freispielangeboten und Ausflügen außerhalb der Kindertageseinrichtungen.
  • Es ist mir ein besonderes Anliegen, nicht vor möglichen Schwierigkeiten zu kapitulieren oder zu resignieren, sondern gemeinsam mit meinen Klienten praktikable Lösungsansätze zu entwickeln.