Bewerbungen: Grundsätzliches zum Thema

Bewerbungen schreiben - diese Aufgabe hat oft einen faden Beigeschmack. Man weiß nicht so recht, wie man es anfangen soll, es fehlen zündende Ideen für das Anschreiben, der Lebenslauf sieht langweilig aus, außerdem existiert dort eine Lücke von etwa einem Jahr, die nicht schlüssig erklärt werden kann. Bewerbungsfotos - sind die überhaupt noch Pflicht? Dürfen sie eingescannt und einfach mit dem Deckblatt oder Lebenslauf ausgedruckt werden? Oder müssen es immer die perfekten Bilder vom Fotografen sein - edel, aber teuer?

Um Ihren Blick zu schärfen, hier ein paar grundsätzliche Denkanstöße:

Es spielt zunächst keine Rolle, aus welchen Gründen Sie eine Bewerbung schreiben möchten. Ob Sie arbeitslos sind, demnächst Ihren Arbeitsplatz verlieren werden (oder dies befürchten), ob Sie Berufseinsteiger, -umsteiger oder -aufsteiger sind, ob es um einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz geht: Die meisten Tipps gelten universal.

In meinen Seminaren bitte ich die Teilnehmer zu Beginn darum, sich während der Bewerbungsphase immer wieder einmal in die Position des potenziellen Arbeitgebers zu versetzen. Wenn man sich vor Augen hält, dass in den Firmen ebenfalls "nur" Menschen sitzen, die sich entscheiden müssen, sind schon eine Menge Unsicherheiten und Fragen der Bewerber eliminiert.

"Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance."
Ein alter Spruch und doch so wahr. Er wiegt für die schriftliche Bewerbung mindestens genauso schwer wie für das persönliche Vorstellungsgespräch. Bedenken Sie: Der potenzielle Arbeitgeber hat nur Ihre Bewerbungsunterlagen, um sich im ersten Durchgang für oder gegen Sie zu entscheiden.

Arbeiten Sie sorgfältig, lassen Sie sich Zeit, vermitteln Sie nicht den Eindruck, dass es eine lästige Pflicht für Sie war, die Bewerbungsmappe zusammenzustellen. Erfahrene Personaler erkennen auf den ersten, spätestens auf den zweiten Blick, ob das Anschreiben Massenware ist oder individuell erstellt wurde.

"Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler."
Auch dieser Satz ist allseits bekannt – und er stimmt. Was hilft es, wenn Sie von Ihren persönlichen Stärken restlos begeistert sind, der potenzielle Arbeitgeber jedoch etwas ganz anderes wünscht? Wenn Sie sich auf eine Stellenanzeige bewerben, heißt es für Sie: Sorgfältig lesen und korrekt deuten. Was ist dem Arbeitgeber wichtig? Was für einen Mitarbeiter sucht er?

Reden Sie ihm nicht nach dem Mund, aber gehen Sie in Ihrer Bewerbung auf die geforderten Merkmale ein. Eine Gratwanderung, die Sie mit etwas Übung und Routine souverän bewältigen werden.

Gehaltsvorstellung – hier setzt die Vorstellungskraft aus?
Grundsätzlich heißt es, dass Sie sich weder unter Wert verkaufen noch zu hoch pokern sollten. Machen Sie sich ein genaues Bild von dem, was Sie leisten können und wollen, und ermitteln Sie den passenden Gegenwert in Euro.

Aber auch hier meine Bitte an Sie: Wechseln Sie die Perspektive und betrachten Sie diesen Punkt aus Sicht des Unternehmers, der Sie bezahlen wird. Rechnen Sie einmal großzügig hoch, was Sie einen Arbeitgeber jährlich kosten würden. Zählen Sie die Sozialversicherungsabgaben doppelt, denn der Betrag, der Ihnen laut Gehaltsabrechnung vom Brutto abgezogen wird, ist nur die Hälfte des Ganzen.

Berücksichtigen Sie die gesetzliche Unfallversicherung, die der Arbeitgeber für Sie abschließt und bezahlt. Denken Sie an den eigentlichen Arbeitsplatz – die Möbel, Technik, Werkzeuge, Maschinen, Licht, Strom, Heizung, Wasser…

Es geht hier wie gesagt lediglich um einen Perspektivwechsel. Oft höre ich von meinen Teilnehmern: "Wieso fragen die mich, was ich verdienen will? Die haben ohnehin ein festes Budget, und wenn ich mit meinem Wunschgehalt darüber liege, habe ich so oder so verloren." Nicht ganz.

Wenn Sie ein Konsumgut anschaffen wollen, erkundigen Sie sich nach dem Preis und entscheiden dann, ob Sie sich das Gut leisten können und wollen. Ist Ihr Wunsch nach diesem Gut sehr groß, versuchen Sie vermutlich, über den Preis zu verhandeln. Dem potenziellen Arbeitgeber geht es nicht anders. Er will wissen, was Sie "kosten", ob er sich Sie "leisten" kann, er benötigt eine Kalkulationsgrundlage. Und wenn er Sie unbedingt "einkaufen" will, wird er über Ihren "Preis" verhandeln wollen. Also nur Mut!