Darmnosoden: Besonders wirksame homöopathische Arzneien

Um 1920 von den englischen Ärzten Bach und Paterson entdeckt, führten die Darmnosoden zunächst ein Schattendasein, bis allmählich einige Homöopathen den unverzichtbaren Wert der Darmnosoden für die homöopathische Behandlung von nicht heilen wollenden Krankheiten entdeckten.

Anwendbarkeit der Darmnosoden

Wenn man heute von "Bauchhirn" spricht,  meint man damit, dass eine organische Beziehung zwischen Bauch- und Hirnregion besteht. Auf Grund dieses Zusammenhangs wirken Darmnosoden nicht nur bei Verdauungsstörungen, sondern auch bei anderen körperlichen sowie geistig-psychischen Störungen.

Diese Nosoden lassen sich teils als Konstitutionsmittel und teils als ergänzende, unterstützende homöopathische Arzneien, um Restkrankrankheitszustände zu beheben, einsetzen.

Jahre lang wagte ich nicht, selbst diese Arzneien auszuprobieren. Ich nahm an, bei bakteriellen Nosoden vorsichtig sein und auf eine möglichst große Übereinstimmung zwischen dem Persönlichkeitsprofil des Patienten und dem Arzneimittelbild einer Darmnosode achten zu müssen.

Meine Kollegin Christiane
Petras (
www.christiane-petras.de) überzeugte mich jedoch davon, dass eine teilweise Übereinstimmung ausreicht und dass für eine Person sogar mehrere Darmnosoden zum Einsatz kommen können. Seitdem ich sie in meiner Praxis anwende, kann ich mir ohne sie keine effektive homöopathische Behandlung mehr vorstellen.

Dr. vet. Wolfgang Mettler führt in seinem Buch "Die Darmnosoden" 17 Nosoden  (nicht alle sind Darmnosoden im engeren Sinne) auf, von denen ich 10 Darmnosoden, die ich regelmäßig in meiner Praxis anwende, in drei Teilen beschreiben werde:

Hier in Teil I beginne ich mit den Darmnosoden Bacillus Nr. 7, Bacillus Nr. 10 und Dysenteriae co. Diesen Darmnosoden ist gemeinsam, dass sie bei Verstopfung und Diarrhoe sowie Atemwegserkrankungen angewandt werden können werden. Welche speziellen Symptome weisen aber auf die jeweilige Darmnosode hin?

Bacillus Nr. 7

Erschöpfung im Allgemeinen, Müdigkeit, Neigung zur Ohnmacht, Mutlosigkeit, Traurigkeit, Unruhe; körperliche, geistige, psychische Schwäche bei niedrigem Muskel-, Nerventonus oder infolge abnormer Ausscheidung, schlaffes Bindegewebe; geschwächte Funktion von Schilddrüse, Herz, Kreislauf, Atem-, Verdauungs- und Harntrakt, oft niedriger Blutdruck, Asthma, zäher Schleim.

Bacillus Nr. 7 kann man immer dann einnehmen, wenn man sich geschwächt oder überfordert fühlt, z.B. infolge von körperlicher oder geistiger Überanstrengung, Krankheit oder Operation.

Bacillus Nr. 10

Hyperaktivität, Reizbarkeit und Traurigkeit; Nasebohren, -zupfen; schlechter Mundgeruch und Appetit; heftiger Stuhldrang morgens, häufiges Urinieren;
Hautausschläge, flache Warzen an Händen, Afterjucken.

Bacillus Nr. 10 habe ich einer Patientin verordnet, die mir berichtete, dass sie sich morgens beeilen muss, um rechtzeitig zur Toilette zu kommen. Ich würde es z.B. auch Patienten mit Ekzemen und Afterjucken verabreichen, wenn deren Gemütssymptome in etwa oder gelegentlich mit den oben genannten übereinstimmen.

Dysenteriae co.

Ermüdende Anspannung aus Furcht seine Pflicht nicht erfüllen zu können, mangelndes Selbstvertrauen, unnötige Selbstüberforderung, Leistungsschwäche, Vergesslichkeit, Kritikempfindlichkeit, Angst/Erregung wegen Kleinigkeiten, Traurigkeit, Depression, Reizbarkeit, Tadelsucht, Ungeduld, Unruhe; auffallende Gesichtsvenen, bläuliche Lippen, Kiefergelenkschmerzen; entzündete Tonsillen;

vergrößerte Schilddrüse, Atembeschwerden; nervöses Herzklopfen, Gefühl von Angst und Aufregung in der Magengrube, Sodbrennen nach Essen; vorfallende Hämorrhoiden, Analeinrisse; trockene Hände, Warzen an Händen, Risse in Fingerspitzen oder deren Absterben durch Kälte.

Das Arzneimittelbild von Dysenteriae co. ähnelt dem von Carcinosinum, was es in seiner Wirkung ergänzt, wenn nach gewissen Heilerfolgen bei der Behandlung mit Carcinosinum Restkrankheitszustände wie z.B. Verstopfung und nervöse Herz- oder Magen-Darmsymptome fortbestehen.

In Fällen, in denen Carcinosinum nicht mehr wirkte oder nicht (mehr) vertragen wurde, erwies sich in meiner Praxis Dysenteriae co. häufig als das passende Konstitutionsmittel.

Dies konnte ich daran erkennen, dass sich nicht nur die körperlichen Symptome besserten, sondern dass die betreffenden Patienten auch begannen, sich selbst auf einmal mehr wahrzunehmen, ihren Zwang zu pedantischer Pflichterfüllung bis hin zur Selbstaufgabe zu überwinden und mehr Lebensgenuss zu finden.

Generell gilt: Auf psychischer Ebene können Darmnosoden dazu beitragen, Einwirkungen von außen besser verdauen und bewältigen zu können und gleichzeitig ein "dickeres Fell" zu bekommen.

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