Vom Kinematographen zum modernen Multiplex-Kino

In einen Kino-Film gehen ist heute wortwörtlich zu verstehen. Denn dank modernster Technik befinden wir uns tatsächlich mitten im Geschehen. Bildgewaltige Aufnahmen, realistische Tonqualität und letztlich die 3D-Technik vermittelt dem Zuschauer den Eindruck, als befände er sich im Film.

Dabei sitzt er bequem im Kinosessel mit der Popcorntüte in der Hand. Doch bis zu diesem Vergnügen war es ein langer Weg.

Das Lichtspieltheater

Lange vor der ersten Filmaufführung gab es Schaubuden und Panoptiken auf Jahrmärkten, welche den Zuschauern Kuriositäten und andere interessante Dinge präsentierten. Denn die Menschen waren seit jüngster Zeit interessiert Neues zu sehen und Spektakuläres zu erfahren. Vor rund 300 Jahren wurde daher bereits angestrebt, eine Projektion von Bildern möglich zu machen. Der  erste Apparat, der diesen Zweck erfüllen sollte, war die „Laterna Magica“.

Besonders berühmt war das „Phantascop“ des belgischen Zauberkünstlers Etienne-Gaspar Robertson. Eine mobile Laterna Magica, die mit technischen Raffinessen wie Rückprojektion und starken Lichtquellen ausgestattet war und mit der er Grusel- und Geisterprojektionen erzeugen konnte. Schließlich brachten Fotografie und Entwicklung des Cinématographes, der fotografische Bewegtbilder aufnehmen und wiedergeben konnte, Ende des 19. Jahrhunderts den Durchbruch. Zeitgleich zu diesem Fortschritt in Europa wurde in den USA das Kinetoskop durch Thomas Alva Edison entwickelt.

Die Brüder Lumière, Erfinder des Kinematographs, und Edison produzierten auch die ersten Filme selbst. In Deutschland wurde 1895 schließlich in Berlin im Varieté Wintergarten der erste Kinostreifen einem öffentlichen Publikum präsentiert.

Die hervorgerufene Begeisterung führte dazu, dass Schaubuden nun keine Kuriositäten mehr zeigten, sondern sich den Kinetographen anschafften. Auch Hotels und Gaststätten erkannten das Potenzial dieser Vorführungen und so verbreiteten sich diese Apparate rasch in ganz Deutschland. Aufgrund der Popularität wurden um die Jahrhundertwende schließlich die ersten Lichtspieltheater eröffnet, die mit den Jahren immer größer wurden und besser ausgestattet waren.

Die ersten Filme

Diese sind keinesfalls mit denen von heute zu vergleichen, denn damals gab es noch keine mobilen Aufnahmegeräte. Sie mussten an einem festen Platz aufgestellt werden und konnten nur das Geschehen aufnehmen, was direkt vor ihnen stattfand. Dargestellt wurden erst einmal bloß Alltagsszenen, die nur wenige Minuten lang waren. Sie waren schwarz-weiße Stummfilme, die Projektion der Bewegtbilder war noch nicht flüssig und das Bild hatte oft Streifen und Flecken und war unscharf.

Allmählich folgten komische Geschichten und Dokumentationen aktueller Geschehnisse. Dadurch entstanden auch die einzelnen Filmgattungen (Spielfilm, Komödie und Dokumentation). Am Ende der „goldenen 20er“ wurde der Tonfilm eingeführt. Zunächst spielte das sogenannte Nadeltonverfahren parallel zum Film Stimmen und Musik über einen Schallplattenspieler ab. Das wurde jedoch schnell durch das Lichttonverfahren abgelöst, bei dem in einem Streifen am linken Bildrand die Tonspur eingesetzt wurde. Für bunte Bilder sorgte damals noch eine nachträgliche Kolorierung der Aufnahmen.

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Innovative Technik

Ohne die Bedeutung der technischen Errungenschaften zu schmälern, waren letztlich Eigenschaften des menschlichen Körpers für den Erfolg des Films verantwortlich. Unser Auge und Gehirn sind fähig, eine Abfolge von unbewegten Bildern als bewegt wahrzunehmen und diese zu einer flüssigen Bewegung zusammen zu setzen.  Dieser stroboskopische Effekt sowie die Trägheit der Netzhaut sorgen letztlich für das Kinoerlebnis.

Nach all den Innovationen der vergangenen Jahrzehnte ist dieses Vergnügen noch größer geworden. Im 21. Jahrhundert ist das Kino im digitalen Zeitalter angekommen und hat mit technischen Innovationen Filmproduktion in 3D vorangetrieben. Seit den Dreharbeiten zu Jurassic Park Anfang der 1990er wurden Mehrkanal-Tonsysteme wie DTS (Digital Theater System)eingesetzt, die für realitätsnahen Sound und Spezialeffekte sorgten. Durch die Digitalisierung ist aber selbst das bereits überholt und der Ton wird nun durch unkomprimierte Puls-Ton-Modulation wiedergegeben.

Bedeutung des Kinos

Nach fünfzig
Jahren der großen Begeisterung ist die Popularität deutlich gesunken.
Verantwortlich dafür ist sicherlich die weite Verbreitung des Fernsehers und
seine inzwischen fortgeschrittene Technik. Doch trotz großer LCD-Bildschirme,
3D-Technik und Surround-Anlage ist das Film-Erlebnis in den meisten Wohnzimmern
noch nicht das gleiche wie im Kino. Denn in großen Multiplex-Kinos, wie
beispielsweise die von Cineplex, ist das
Gefühl des Involviertseins viel größer als Zuhause. Wenn die Geräusche von
spektakulären Action-Szenen einem das Gefühl geben, mitten drin zu sein, und
große Gefühle auf riesigen Leinwänden gezeigt werden, wird die Distanz zwischen
Bild und Zuschauer bis auf ein Minimum verringert. Begeistert strömt das
Publikum aus den Kinosälen und weiß längst nicht mehr, dass ein Film früher
einmal bloß das Aneinanderreihen von Momentaufnahmen gewesen ist.

Bild: © leszekglasner – Fotolia.com