Russland veranstaltet die teuerste WM der Fußball-Geschichte

Die Zeit läuft: In weniger als drei Monaten beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Baupannen, Korruption und sogar Sklavenarbeit haben die Berichterstattung im Vorfeld dominiert. Doch die FIFA verkündet fertige Stadien. Egal wie es sportlich ausgeht, einen Sieg hat das Gastgeberland bereits sicher, nämlich den für die teuerste WM aller Zeiten.

Sankt Petersburg gilt als Perle Russlands. Keine andere Stadt ist so schön, wie die Metropole im Westen. Und keine andere russische Stadt hat so ein teures Stadion. Allein in Petersburg hat der Bau der Spielstätte sagenhafte 800 Millionen Euro gekostet. Zehnmal mehr als geplant. Nun steht es uns Deutschen nach Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und dem Flughafen BER, der immer noch nicht fertig ist, nun wirklich nicht zu, andere Staaten in Sachen Kostenexplosion zu belehren. Aber auf unseren Baustellen hält sich die Korruption zumindest in Grenzen, vor allem aber gibt es hier keine Sklavenarbeiter. In Russland sieht das leider Gottes ganz anders aus.

Zwangsarbeiter aus Nordkorea

Damit der sündhaft teure Fußball-Palast in Sankt Petersburg überhaupt rechtzeitig fertig wird, schufteten auf der Baustelle Zwangsarbeiter aus Nordkorea. Laut einem norwegischen Magazin seien es mindestens 110 gewesen. Das es trotzdem so teuer wird und lange dauert, liegt vielleicht auch daran, dass es sich nicht um gelernte Arbeitskräfte handelt. Der Umgang mit Werkzeug scheint ihnen fremd. Bezahlt werden sie so gut wie gar nicht, stattdessen kassiert ihr Führer ab. Überwacht werden sie dafür umso mehr. Ihr Lohn? Höhere Reisrationen und der ewige Dank von Kim Jong-un.

Die Kosten für die Infrastruktur trägt Russland allein. Die FIFA beteiligt sich nicht. Mit Stadien ist es ja noch nicht getan. Schon gar nicht im größten Land der Welt. Die längste Distanz vom einen zum anderen Spielort beträgt 2.500 Kilometer. Da ist Fliegen unerlässlich. Deshalb hat Rostow am Don auch gleich einen neuen Flughafen bekommen. Die russische Bahngesellschaft hat zudem neue Züge angeschafft, um die Zuschauer kostenlos von einem Spielort in den nächsten zu bringen.

Entwicklung der Umsätze der FIFA von 2015 bis 2018
Jahr Erträge
2015 544 Mio. US-Dollar
2016 502 Mio. US-Dollar
2017 614 Mio. US-Dollar
2018 3.996 Mio. US-Dollar

Quelle: Statista/FIFA

FIFA kassiert ab, beteiligt sich aber kaum an Kosten

„Die FIFA generiert zwar Milliardeneinnahmen, zahlt aber nur die deutlich geringeren Kosten, die unmittelbar mit der Organisation und Durchführung der WM verbunden sind“, weiß der Experte von Sportwetten-Anbieter.de. Buchmacher zählen zu den Hauptsponsoren, weil ihr Umsatz bei der WM kräftig in die Höhe schießt. Jeder will auf seine Lieblingsmannschaft tippen. Auch die TV-Rechte sind sehr gewinnbringend.

Bei den Unsummen, die die WM kostet, sind Ideen gefragt. In Jekaterinburg hat man die Stadionwand deshalb aufgeschnitten, um die Tribüne auf zwei Seiten einfach nach außen zu erweitern. So finden 35.000 statt 25.000 Zuschauer in dem WM-Stadion Platz. Wenn das Spektakel zu Ende ist, soll der Anbau wieder abgebaut werden.

Was zunächst gut klingt, kostet mal eben 40 Millionen Euro. Gut geplant und ohne Korruption, Bereicherung und Pfusch hätte man dafür problemlos ein nagelneues Stadion bauen können. Und so ärgert sich auch die Bevölkerung über die enormen Gelder, die an anderer Stelle fehlen. Sankt Petersburg muss für die Kosten des Stadionbaus ganz allein aufkommen. Also muss Geld für Kindergärten, Krankenhäuser und Co. gestrichen werden.

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