Literatur: Der Krimi im Wandel der Zeit

Die Wurzeln des Detektiv- und Kriminalromans liegen im 18. Jh., wo die Vertreter der Aufklärung den Glauben an überirdische Kräfte ablösten und die Erkenntnisse aus der Beobachtung über alles stellten. Sie verwissenschaftlichten die gesamte Lebenswelt, um ihrer Gesetzmäßigkeit auf die Spur zu kommen. Die Idee, die Welt berechenbar und dadurch kontrollierbar zu machen, fasziniert die Menschen bis heute.
Keine andere literarische Figur der Detektiv- und Kriminalromane ist so bekannt geworden, wie Arthur Conan Doyles (1859-1930), besser bekannt als Ermittler Sherlock Holmes. Er löst durch bloße Vernunft und auf der Grundlage von Fakten die geheimnisvollsten Fälle vom Schreibtisch aus, was ihn zum so genannten „armchair detective“ (wörtlich übersetzt: Lehnstuhl-Detektiv) macht. Bei dieser Art der Verbrechensaufklärung interessiert nur, wer der Mörder ist – der Grund für die Tat ist zweitrangig und wird nach des Rätsels Lösung in wenigen Sätzen abgehandelt.

Amerikanische Privatdetektive wie Philip Marlowe lösten in den 1930er-Jahren die Figur des anständigen und biederen Holmes ab.

Heute gibt es viele Krimivarianten: Neben Historien-, Regional- und Frauenkrimis haben Psychothriller Hochkonjunktur. Dort ist der Täter meist auch die Hauptfigur. Der Leser erlebt seine Taten Seite für Seite mit und lernt dabei menschliche Abgründe kennen.
 
Eine andere beliebte Form mischt psychologische Erzählung und kriminalistische Fallbeschreibung. Im Mittelpunkt steht der Ermittler – meist ein Serienheld, der wie Donna Leons (*1942) melancholischer Polizist Guido Brunetti beträchtliche menschliche Schwächen aufweist. Fast genauso wichtig wie die Hauptfigur ist der Handlungsort: Immer mehr Autoren besinnen sich auf ihre Heimat oder eine bestimmte Region, in denen sie die Verbrechen stattfinden lassen.

Veranstaltungstipp: Die Criminale 2007
Die Macher des Festivals deutschsprachiger Kriminalliteratur, welches vom 18. bis 22. April an der deutschen Weinstraße stattfindet, setzen auf regionale Verankerung: Neben den gemütlichen Wirtschaften in den Pfälzer Weindörfern bieten unter anderem ein Dampfzug, eine Sauna und sogar ein Sessellift Raum für Lesungen. Auch der Bestsellerautor Jacques Berndorf hat sich angekündigt. Seine Romane, die in der idyllischen Eifel unzählige Leichen zutage fördern, sind unter Krimifans seit Jahren begehrt.