Lesetechniken: Trance, Alphawellen und andere Tempo-Versprechen

Buchmarkt und Seminaranbieter offerieren einen bunten Reigen an Schnell-Lese-Techniken. Was ist sinnvoll, was nicht? Wenig sinnvoll sind in der Regel spezielle Übungstexte, mit deren Hilfe Sie Ihre Lesegeschwindigkeit trainieren sollen. Nach fleißigem Mehrfachlesen werden Sie diese Texte gewiss immer schneller lesen. Aber was hilft das Ihrer sonstigen Lektüre?
Unsinn ist auch die immer wiederkehrende Behauptung, man könne durch Augenübungen "breiter" blicken lernen, um so mehr Text auf einmal zu erfassen ("peripheres Lesen"). Tatsache ist: Das Lesen ist dem zentralen Sehen vorbehalten; nur 5 Grad stehen von 170 Grad Gesichtsfeld zur Verfügung. Diese Blickspanne ist eine natürliche Größe; sie lässt sich nicht variieren. Das so genannte periphere Sehen ist nicht scharf genug, als dass damit gelesen werden könnte. Auch die Fabrikation "weicher Augen" oder ein "Blitzsehen" nützt nichts.
Methodenprüfung: Das sollten Sie fragen
Seit den 50er Jahren werden Trainingskonzepte zum Flächenlesen angewandt, die 100-fach höhere Lesegeschwindigkeit versprechen – z.B. Alpha-Lesen, Photoreading, Powerreading, Schnell-Lesen, Speedreading, dynamisches Lesen und Turbo-Lesen. Doch jede Methode ist gründlich zu prüfen:
  • Liefert sie dem herkömmlichen Lesen vergleichbare Ergebnisse?
  • Wird sie an Berufslektüre eingeübt oder nur an speziellen Übungstexten oder Maschinen erprobt?
  • Bleibt die Kulturtechnik Lesen mit ihrem Genuss störungsfrei daneben erhalten?
  • Ist die Methode jederzeit einsetzbar und auch wieder abzuschalten?
  • Und: Sind zumindest allgemein bekannte physiologische Gegebenheiten berücksichtigt?