Nie wieder Schreibblockade: Den Schreibfluss in Bewegung bringen

Ein Schriftsteller ist ein Genie und er schreibt nur, wenn ihn gerade die Muse heftig küsst. Glauben Sie so etwas? Hoffentlich nicht, denn es stimmt - wenn überhaupt - nur in seltenen Fällen. Die meisten Autoren verfügen über Liebe zum Schreiben, eine gewisse Begabung, vor allem aber viel Fleiß und Lerneifer. Schreibblockade? Muss nicht sein. Lesen Sie hier, wie Sie sie umgehen können.

Keep your fingers running! Dieser Satz aus dem amerikanischen Creative Writing heißt übersetzt: Halte deine Finger in Bewegung. Und das ist es auch schon. Fast. Nehmen wir einmal an, Sie wollen an Ihrem Roman schreiben oder an einer längeren Reportage und Sie haben einfach keine Lust, schon seit Tagen. Das muss ja wohl eine Schreibblockade sein, denken Sie, und die ist sicher Schicksal. Ist sie nicht.

Schreibblockade austricksen und einfach anfangen

Aller Anfang ist schwer. Das gilt besonders dann, wenn man keine Lust hat. Wenn Sie jetzt beginnen, tun Sie die ersten Schritte wahrscheinlich mit zusammen gebissenen Zähnen. Sie bewegen sich zäh, als führen Sie im Auto mit angezogener Handbremse. Versuchen Sie durchzuhalten. Es wird bald besser – versprochen. Atmen Sie ein paar Mal tief durch, lockern Sie Ihre Schultern und dann schreiben Sie – einfach darauf los. Zur Not schreiben Sie pausenlos: Mir fällt nichts ein. Wetten, dass Ihnen bald etwas einfällt. Lassen Sie es zu. Schreiben Sie es auf – egal was es ist.

Wenn es Ihnen einfach zu blöd ist, aufzuschreiben, dass Ihnen nichts einfällt, beginnen Sie mit einfachen Halbsätzen mit hohem Aufforderungscharakter, zum Beispiel:

  • Ich erinnere mich noch, als ich zum ersten Mal …
  • Ich bin vor Wut fast geplatzt, als …
  • Wenn ich die Augen schließe, sehe ich vor mir …

Unkontrolliert schreiben – fast wie guter Sex

Schreiben Sie unkontrolliert. Schalten Sie den inneren Zensor aus, der Ihnen dauernd sagt, was angeblich richtig und was falsch ist und dass Sie im Zweifelsfall sowieso keine Ahnung und erst recht keine Chance haben, dass jemand Ihr Geschreibsel gut finden könnte oder gar bezahlen will, um es zu lesen. 

Halten Sie es wie mit gutem Sex. Nur wenn Sie darauf verzichten, Ihre Bewegungen und Gefühle ständig zu kontrollieren, wird was draus.

Das Schreiben ist ein kreativer, also ein schöpferischer Prozess. Aber Sie schöpfen nicht aus dem Nichts. Es ist ganz viel da. Je lockerer Sie sind, je spielerischer Sie "an die Arbeit" gehen, desto leichter wird es werden. Lassen Sie es fließen.

Bewegung gegen Schreibblockaden

Vielleicht ist Ihr Motor einfach kalt. Dann ziehen Sie Ihre Laufschuhe an und bewegen sich kräftig an der frischen Luft. Wenn Ihre Knie nichts davon halten, wenn Sie joggen, dann walken Sie oder gehen Sie einfach, so schnell Sie ohne Schmerzen können. Wenn Sie wieder zu Hause sind, trinken Sie ein großes Glas Wasser leer, nehmen ein zweites mit an Ihren Schreibtisch und dann schreiben Sie – siehe oben. Oder eben das, was Sie sowieso schreiben wollen oder vermeintlich müssen. Ganz locker! Versuchen Sie dennoch, spezifisch zu schreiben. Wechseln Sie schnell vom allgemeinen Blabla zu Eindrücken, die Sie gefesselt haben.

Spezifisch schreiben – jetzt!

Ein Beispiel: "Beim Laufen habe ich diese weiße Heckenrose gesehen. Bisher kannte ich nur welche in Pink. Ich hasse Pink. Aber dieses unberührte Weiß, das hat mir für einen Moment den Atem genommen. Die Blüten saßen wie große Schmetterlinge zwischen den Blättern, für eine kurze Rast, bereit zum Weiterflug. Ich ging näher heran. Da erst bemerkte ich ihren süßen Duft …"

Halten Sie es mit diesem Papst, der sich selbst eingebläut hat: Nur für heute werde ich … Nur für den Moment schreiben Sie. Und für den nächsten Atemzug. Und für die übernächste Idee. Es wird schon werden. – Es läuft doch schon …!