Kreatives Schreiben: Überarbeiten Sie Ihren Text (Teil 4)

Es gibt mehrere Phasen, in der Kreativität stattfindet. Sie können diese einteilen in einen schöpferische und einen kritischen Teil. Im schöpferischen ist es notwendig, dass Sie den inneren und äußeren Kritiker zum Schweigen bringen, um die zarten Ideenpflänzchen nicht zu zertrampeln. In diesem Artikel geht es um den kritischen, objektiv reflektierenden Teil, der beim kreativen Schreiben genauso viel Gewicht haben sollte, wie der schöpferische Akt.

Überarbeiten ist beim kreativen Schreiben nur mit Distanz möglich
Jedes Wort, jede Figur, die Sie in der Geschichte vor sich haben, stammt von Ihnen. Kein Wunder, dass Sie daran hängen, dass Sie jeden Teil vorbehaltlos lieben. Eben wie ein Baby. Der Leser sieht es anders. Er guckt von außen drauf, hat keine emotionale Bindung daran und erkennt die Schwächen Ihres Textes glasklar.

In Bezug auf die Sichtweise können Sie vom Leser lernen. Bauen Sie künstlich Distanz zum Text auf. Indem Sie ihn einige Tage oder Wochen liegen lassen, bevor Sie sich ans Überarbeiten machen. Oder Sie geben den Text tatsächlich nach außen. Wollen Sie ein klares Urteil erlangen, sparen Sie die Verwandtschaft der geraden Linie aus.

Mütter und Großmütter fanden es schon wunderbar, wenn Sie als Dreijähriger einen Farbklecks aufs Papier brachten. Das ist für die Entwicklung eines Kindes goldrichtig. Doch wenn es um sachliche konstruktive Kritik geht, ist der Blick durch die Augen der Liebe verschleiernd.

Kreatives Schreiben: Darauf sollten Sie achten beim Überarbeiten achten

  • Geizen Sie mit jedem Wort:
    Es gibt Worte, die keine Lücke hinterlassen, wenn sie gestrichen werden. Füllwörter nennt man sie. In der gesprochenen Sprache nutzen wir sie gern. Um zu überbrücken, um Zeit zu gewinnen. Im geschriebenen Text sollten Sie mit den Worten geizen. Streichen Sie Worte probeweise, lesen Sie laut und hören Sie in sich hinein: stimmt die Satzaussage noch? In diesem Fall: Mülleimer auf und weg damit. Sie wissen nicht weg womit? Ein Blick in diesen Blog bringt Licht ins Dunkel.
  • Suchen Sie nach dem besten Begriff:
    Mit einem einzigen Wort können Sie viel ausdrücken. Besonders Verben sind sehr aussagekräftig. Aber auch Namen von Figuren können mehr als nur benennen. Sie machen unausgesprochen Aussagen zum sozialen Hintergrund, die Vorliebe der Eltern oder die Persönlichkeit der Figur. Es lohnt sich also, auf Wort-Expedition zu gehen und das Beste zu finden.
  • Was die Geschichte nicht weiter bringt, fliegt raus:
    Sie haben sich zu Beginn Gedanken gemacht, welche Entwicklung Ihre Figur nehmen soll. Zum Beispiel soll sie sich von einer unsicheren in eine selbstsichere Person entwickeln. Nur was diese Entwicklung vorantreibt, darf bleiben. Beschreiben Sie seitenlang, wie die Figur vor dem Pandabären-Gehege im Zoo sitzt, muss das einen Grund haben. Und der darf nicht heißen: Pandabären sind so niedlich. Wenn der Figur aber Erkenntnisse kommen, weil sie zwischen dem Sozialverhalten des Pandabären und dem eigenen Parallelen zieht, macht die Szene für die Geschichte Sinn.

Kreatives Schreiben soll Spaß machen. Deshalb beherzigen Sie: Überarbeiten Sie sich nicht beim Überarbeiten.