Gedankenstrich – wirkungsvoll und richtig im Text einbauen

Interessiert es Sie, wie Sie einen der häufigsten Zeichensetzungsfehler umgehen? In meiner Arbeit als Lektorin fällt mir auf, dass sehr viele Schreiber den Gedankenstrich mit dem Bindestrich verwechseln. Zwar unterscheiden sich die beiden Zeichen äußerlich nur um Millimeterlänge. Ihr Text gewinnt aber an Klarheit und Ausdruck, wenn Sie den Gedankenstrich richtig einsetzen.

Die Fallen beim Gedankenstrich

Ich lektoriere Artikel und Bücher für einen Verlag. Bei dieser Arbeit fällt mir immer wieder auf, dass Autoren und Redakteure Gedanken- und Bindestriche scheinbar willkürlich einsetzen. Dahinter vermute ich drei Gründe:

  • Dem Schreiber ist nicht bewusst, dass es einen Unterschied gibt zwischen Binde- und Gedankenstrich.
  • Dem Schreiber ist nicht klar, dass ein Gedankenstrich eine wertvolle Funktion im Text erfüllt, die er nutzen kann.
  • Das Textverarbeitungsprogramm entwickelt ein Eigenleben und setzt Binde- und Gedankenstriche scheinbar willkürlich.

Unterschied zwischen Binde- und Gedankenstrich

Äußerlich erkennen Sie schnell: Der Bindestrich ist kürzer als der Gedankenstrich. Den Bindestrich finden Sie auf der PC-Tastatur neben der rechten Hochstelltaste. Er verbindet zwei Wortteile und sitzt ohne Leerzeichen dazwischen.

Setzen Sie jedoch vor und nach dem Bindestrich ein Leerzeichen, wird er automatisch zum Gedankenstrich. Funktioniert diese Umwandlung nicht? Mein Folge-Artikel „Gedankenstrich setzen – ohne und mit Tastaturkombination“ sagt Ihnen, wie Sie die Kontrolle über den Gedankenstrich behalten. 

Bauen Sie den Gedankenstrich wirkungsvoll und richtig ein

  • Gedankenpause, die betont: Seinen Namen hat der Gedankenstrich wohl von seiner Pausenfunktion: Er lässt den Leser kurz innehalten zum Nachdenken. Dadurch geben Sie den nachfolgenden Worten mehr Gewicht. Beispiel: Die Bewohner des Landes leiden unter Hunger – jeden Tag im Jahr – ein Leben lang.
  • Einfacher Satzbau plus Zusatzinformation: Ein Grundsatz von verständlich geschriebenen Texten lautet: Die wichtigen Informationen nach vorne im Satz, auch das Verb. Der Gedankenstrich macht es Ihnen möglich, nach einem einfach aufgebauten Satz, eine ausführliche Erklärung anzuhängen. Beispiel: Wir fahren an die Nordsee – mit Bahn und Bus. Wir laden euch ein – zum Essen ins Sterne-Restaurant.
  • Verschachtelte Sätze und trotzdem lesbar: Satzeinschübe können Sie mit Gedankenstrichen oder mit Kommas abgrenzen. Ich finde jedoch, der Gedankenstrich bremst die Lesegeschwindigkeit und hilft, den komplexen Satz zu verstehen. Beispiel: Schon als Kind warst du – es fällt mir nicht leicht, das zu sagen – ohne inneren Antrieb – um es hart zu sagen: faul.
  • Der Gedankenstrich zeigt Wechsel: Mit dem Gedankenstrich machen Sie einen Wechsel im Satz deutlich oder eine überraschende Wendung – zwischen zwei Satzteilen oder zwei ganzen Sätzen. Beispiel: Überraschende Wende: Sie öffnete die Tür und draußen stand – der Nikolaus.
  • Wende im Ablauf: Die Pause ist vorbei. – An die Arbeit Leute!
    Wechseln von Sprechern: „Gibst du mir bitte das Salz?“ – „Natürlich, hier bitte.“ – „Vielen Dank.“
  • Der Gedankenstrich umreißt Zeitspannen: Beispiel: Öffnungszeiten 8:00 – 16:00 Uhr, Geöffnet Montag – Freitag

Gedankenstriche helfen dem Leser

Sicher haben Sie erkannt, dass der Gedankenstrich Klarheit und Struktur in den Text bringt. Das kann er aber nur leisten, wenn Sie ihn klar als Gedankenstrich setzen und ihn nicht als Bindestrich tarnen. Machen Sie es Ihren Lesern leicht und setzen ihn bewusst ein – den Gedankenstrich.
Mehr Tipps zur Rechtschreibung finden Sie in meinen Artikeln:

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