Eine Liebesgeschichte zum Valentinstag: lassen Sie sich verzaubern

Eine Liebesgeschichte ist Balsam für der Seele. Ob zum Valentinstag, im Frühling oder zu Weihnachten. Lassen Sie sich verzaubern von „Magischer Thymian“, einer pfiffigen kurzen Liebesgeschichte mit überraschendem Happy End.

Eine Liebesgeschichte zum Valentinstag

Der Valentinstag lässt die Emotionen hoch schaukeln. Die Verliebten sehnen ihn herbei. Die Enttäuschten spüren ihren Schmerz an diesem Tag besonders.

Ihnen allen tut eine Liebesgeschichte gut. Eine, die davon erzählt, dass

  • jeder in der Liebe schon verletzt worden ist.
  • wir alle die Hoffnung nie aufgeben (sollten).
  • das Glück sich von klitzekleinen Momenten locken lässt.
  • ein romantisches Abendessen ganz alltäglich daher kommen kann und ganz sicher nicht nur am Valentinstag für Herzklopfen sorgt.

Eine Liebesgeschichte zum Verschenken

Wollen Sie diese Liebesgeschichte zum Valentinstag verschenken? Oder gemütlich auf dem Sofa lesen, allein oder zu zweit? Dafür habe ich Ihnen eine pdf-Datei zusammengestellt, die Sie ausdrucken können. Sie finden sie unten im Artikel.

Magischer Thymian

„Jetzt hör doch erst mal zu, das klingt ganz einfach. Ich helf´ dir auch dabei“, startete Xenia noch einen Versuch.

Energisch klappte Liane das Buch zu.

„Autsch!“ Xenias Hand klemmte zwischen den Seiten. „Rohling“, muffelte sie und stand mit einem Blick zur Armbanduhr auf. „Ich muss los. Bernd kommt.“

Zwei Wangenküsse später fand sich Liane allein in ihrer Küche wieder. Xenia und ihr Bernd. Schon zwei Jahre sah sie den beiden in ihrem Glück zu.

Es war nicht fair. Warum hatten alle anderen einen wunderbaren Typen an der Hand — treu, liebenswert und womöglich gutaussehend. Nur sie nicht? Sie war nicht schlechter, als andere Frauen. Nicht hässlicher, nicht zickiger, nicht anspruchsvoller. Natürlich. Sie hatte von alledem etwas. Fand ihre Hüften zu breit. Flippte aus, wenn ein Mann wie ein brünftiger Elch nach dem Essen rülpste. Und hatte keine Lust, immer den Anfang vom Spielfilm zu verpassen, weil sie alleine die Küche aufräumte.

An den Spültisch gelehnt, starrte sie ins Leere. Ihre Augen fokussierten einen Gegenstand auf dem Tisch. Xenia hatte doch tatsächlich dieses Zauberbuch zurück gelassen. Absicht? Bei ihrer Freundin war das sehr wahrscheinlich. Liane zog sich einen Stuhl näher, setzte sich rittlings darauf und nahm das Buch vorsichtig in die Hände. Der Einband versprach eine ganze Menge. Samtig rot und weich schmiegte er sich an. Doch schon auf der ersten Seite wirkte die Sache weit weniger magisch: ein Inhaltsverzeichnis. Liane überflog die nüchtern geordneten Zeilen:

  • Wie Sie ihn finden
  • Wie Sie ihn binden
  • Wie Sie ihn loswerden

In magischer Hinsicht schien sie zu den Fortgeschrittenen zu gehören. Sie seufzte. Gefunden hatte sie ihn bereits. Und Tipps zum Loswerden brauchte sie nicht. Bisher hatten sich ihre Männer nach kurzer Zeit allesamt in Luft aufgelöst.

„Vielleicht habe ich doch geheimnisvolle Kräfte.“ Liane grinste schräg und nahm einen Schluck Tee. Ihh. Wie schmeckte DER denn?

Jedenfalls nicht nach „Rooibos-am-Kamin“ oder wie diese Winterduftsorten so hießen.

Sie fischte das Tee-Ei aus der Spüle, das vor sich hin tropfte und warf einen Blick auf die matschig grüne Mischung. Sah aus wie Tee. Auch der Geruchstest fiel unauffällig aus. Ein Blick in den Küchenschrank brachte Klarheit. „Thymian“ schnörkelte es ihr handgeschrieben vom linken Schraubglas entgegen. Sie drehte das rechte Glas bis sie die Aufschrift lesen konnte: „Rooibos–Winterabend“. Sie musste die Gläser vertauscht haben, als sie sich gegen Xenias flammende Rede verteidigt hatte.

„Du kannst nicht ewig alleine bleiben.“

„Warum nicht? Der Mann, den ich süß finde, denkt, ich bin die Hausmeisterin.“

„Nur weil er dich einmal im Treppenhaus gesehen hat, wie du die Stufen gewischt hast? Das bildest du dir ein. Deine Einkaufstasche war geplatzt. Solltest du die Milch bis in den Keller fließen lassen?“

„Zumindest hält er mich für einen ungeschickten Trampel.“

„Hast du ihm das von den Augen abgelesen?“

„Ging ja nicht. Er hat mich ja keines Blickes gewürdigt.“

Xenia schüttelte den Kopf: „Eigentlich bist du ein hoffnungsloser Fall, aber …“, sie machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Aber ich glaub´ an dich. Und darum habe ich dir etwas mitgebracht.“

Lianes erwartungsfrohes Lächeln war zu ungläubigem Staunen gefroren, als sie begriffen hatte: sie sollte sich einen Mann herbeizaubern. Doch jetzt überfiel sie die Neugier.

Sie schlug Seite 47 auf.

Wie Sie ihn binden

Bevor Sie magisch aktiv werden, sollten Sie sicher sein, dass der gewünschte Partner wirklich der richtige ist,

warnte die Zauberautorin.

Einen Bindungszauber wieder zu durchbrechen ist nur schwer möglich.“

Liane schnaubte. Die hatte gut reden. Ob er der Richtige war wusste man doch immer erst hinterher. Mit Dirk, ihrem letzten hatte es ja auch ganz gut angefangen. Nur sein Gesundheitstick …! Ihren Salzstreuer hatte er sogleich entsorgt und jede Menge Kräuter angeschleppt. Das Glas mit Thymian war ein Vermächtnis von ihm.

Sehnsuchtsvoll dachte Liane an den neuen Nachbarn, den sie erst wenige Male getroffen hatte. Kein Wort hatte sie bisher mit ihm gewechselt, ihn immer nur von weitem oder flüchtig gesehen. Aber es kribbelte im Bauch, wenn sie an ihn dachte. Sogar dass er ständig ihren Parkplatz blockierte, störte sie nicht. Im Gegenteil hatte sie dann das warme Gefühl, dass sie ihm nahe war.

„Was soll passieren?“, gab sich Liane einen Ruck. „Zaubern klappt sowieso nicht.“ Sie zündete die Duftkerze an, die Xenia ihr zusammen mit dem Buch gebracht hatte, legte die Beine hoch und las weiter:

Schon intensive Gedanken können ein unsichtbares Band
zwischen Ihnen und Ihrem Angebeteten knüpfen. Für den
Bindungszauber benötigen Sie eine rosarote Kerze und getrocknete Rosenblüten. Die Wirkung kann verstärkt werden, indem Sie …“

Schrill läutete es an der Wohnungstür.

Wie ertappt zuckte Liane zusammen. Hastig schob sie eine Zeitschrift über das Buch und stand auf. Ein rhythmisches Ring, Ring, Ring begleitete ihren Weg zur Tür. Wer hatte es denn so eilig?

Beim Öffnen sah sie erst nichts als einen verwuschelten Männerhaarschopf, bis ihr neuer Nachbar aufblickte und sich entschuldigte:

„Tut mir leid, ich glaube, ich habe Tomatenpampe an Ihren Klingelknopf geschmiert.“

„Äh …, rot ist doch mal was Anderes“, war alles, was Liane herausbrachte.

Der Nachbar wischte ein letztes Mal mit der „Hier koche ich. Iss und stirb – Schürze“ über den Klingelknopf und schien mit dem Ergebnis zufrieden.

Unbeholfen streckte er Liane die Hand entgegen, um sie erschrocken zurückzuziehen und nochmals die Schürze zu bemühen.

„Ich bin Thomas Sommer. Und ein wenig tollpatschig“, verriet er mit jungenhaftem Grinsen.

Liane winkte ab.

„Doch, doch. Und unhöflich dazu. Längst wollte ich mich vorstellen, aber Sie schienen etwas entrückt mit ihrem … Freund?“

Lianes Gesicht verdunkelte sich. „Der ist geplatzt. Ich meine, die Sache ist geplatzt. Wie so manches andere an jenem Tag.“ Sie zuckte mit den Schultern und murmelte: „Träume, Einkaufstaschen, Milchtüten …“

Der Nachbar stöhnte erleichtert auf. „Ach deshalb haben Sie damals im Treppenhaus so grimmig geguckt. Ich dachte, Sie wären böse auf mich. Manchmal steh ich wohl auf Ihrem Parkplatz.“

Was sollte sie nun darauf sagen? Sie fühlte, ihre Ohren begannen zu glühen. Angestrengt fixierte sie ihre Schuhspitzen.

„Leihen Sie mir trotzdem ein Sträußchen Thymian?“, durchbrach Thomas die Stille.

Auf Lianes fragenden Blick erklärte er: „Ich probiere gerade ein neues Suppenrezept aus. Keine Ahnung, ob es gelingt, aber Sie sind herzlich auf einen Teller eingeladen.“

Ihre Freude verbergend meinte sie trocken: „Ich weiß nicht, ob ich dazu schon bereit bin“, und wies auf das Motto seiner Schürze.

Thomas folgte ihrem Blick und verstand. „Wir kosten ja beide davon. Im schlimmsten Fall gehen wir gemeinsam …“ Er sah ihr tief in die Augen und fügte leise hinzu: „Wie Romeo und Julia.“

Lianes Antwort schien nur ein Hauch: „Ich riskier´s.“

Sie atmete tief durch. Nach einem: „Bin gleich wieder da“, stürmte sie in ihre Küche und schnappte sich das Schraubglas mit Thymian. Schon wieder an der Küchentür kehrte sie noch einmal um, schob die Zeitschrift vom Zauberbuch und las die magische Anleitung zu Ende:

Die Wirkung kann verstärkt werden, indem Sie Ihre Lieblingskräuter einsetzen.

Liane lächelte, drückte fast zärtlich das Schraubglas in ihrer Hand und pustete die Rosenkerze aus.

Im Treppenhaus nahm Thomas das Gläschen entgegen, sah es nachdenklich an und meinte: „Thymian in der Suppe. Komisches Rezept eigentlich. Wir können ihn auch weglassen.“

„Schon o.k.“, strahlte Liane. „Ich mag Thymian. Ich hatte mir gerade davon Tee gemacht.“

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Ich wünsche Ihnen einen verzaubernden Valentinstag, mit Ihrer ganz persönlichen Liebesgeschichte.

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