Das eigene Leben als Romanvorlage nutzen

Eigene Erlebnisse mit allen vorkommenden Personen realitätsgetreu aufzuschreiben oder eine ehrliche Biografie zu veröffentlichen, kann juristische Probleme auslösen. Nicht jeder möchte mit seinen Taten und Untaten in der Öffentlichkeit stehen. Die Lösung: Verfremden Sie so viel wie möglich. Noch besser: Nutzen Sie Ihr aufregendes Leben einfach als spannende Romanvorlage. Lesen Sie hier Tipps dazu.

„Seelenmüll“: die wichtigsten Ereignisse des Lebens einfach mal herunter schreiben

Natürlich können Sie zunächst Ihre Biografie komplett herunter schreiben. Das ist erleichternd, wenn es Ihnen ein echtes Bedürfnis ist, erst einmal all das los zu werden, was – vielleicht schon seit Jahrzehnten – in Ihrem Kopf herum schwirrt.

Sie trennen sich innerlich von Ihrem „Seelenmüll“. Sie entschlacken und befreien sich zunächst gefahrlos von manchen Vorkommnissen, die Sie vielleicht schon lange belastet haben. Vielleicht werden Sie selbst wehmütig dabei. Aber Sie tun keinem anderen Menschen weh.

Komplett überarbeitet könnte dieser Text durchaus eine gute Biografie werden. Bleibt sie ungeschönt und ehrlich und präsentiert zugleich Tatsachen und Vorkommnisse, die beleidigend wirken könnten, dann eignet sie sich so nicht zur Veröffentlichung. Für die engste Familie und als eigene Erinnerung kann der Roman dennoch einen großen Wert haben. Es kann ein ganz persönliches Werk dabei heraus kommen, über das Sie im vertrauten Kreis gemeinsam lachen und weinen können.

Wie im Roman

Haben Sie sich aber vorgenommen, Ihr Leben lediglich als Vorlage für einen Roman zu nutzen, gehen Sie besser anders vor:

  1. Notieren Sie Stichworte zu allen Erlebnissen und Figuren, die Sie selbst besonders spannend, interessant oder unterhaltsam finden.
  2. Effektiv ist es, jede Figur und jedes Erlebnis für sich auf eine Karteikarte zu schreiben.
  3. Beschriften Sie nun jede Karte auf der Rückseite mit romanhaften Veränderungsideen. Nutzen Sie dazu einen andersfarbigen Stift. Schreiben Sie also vorn blau und hinten grün oder vorn schwarz und hinten rot. Bleiben Sie dabei und achten Sie darauf, dass Sie nicht durcheinander kommen.

Verändern Sie Erlebnisse und schaffen Sie Romanfiguren aus lebendigen Vorlagen

Verändern Sie nun nach Herzenslust. Sammeln Sie Ideen, die sich ergeben, wenn Sie den kreativen Schreibfluss zulassen. Ein paar Beispiele:

Machen Sie aus dem dickbäuchigen, zänkischen Onkel August, der immer stinkende Zigarren rauchte, den langen, dürren Cousin Berthold, der gern in Ruhe seine nach Pflaume duftende Pfeife genießt. Ordnen Sie dieser Figur ruhig einige Eigenschaften des echten Onkels August zu. Er sollte nur nicht eindeutig zu erkennen sein.

Mixen Sie eine typische Eigenschaft vom Buchhändler an der Ecke dazu, die Frisur des Eismanns oder die ausgefallenen Hobbys Ihres Bürgermeisters. Wichtig ist, dass Sie sich durch die so entstehenden neuen Figuren inspirieren lassen. Spüren Sie in alle einzelnen Personen hinein und lassen Sie schließlich eine völlig neue Figur entstehen. Die wird schon bald ein prächtiges Eigenleben entwickeln.

Schaffen Sie auf diese Weise das Personal für Ihren Roman. Gehen Sie mit den Erlebnissen ähnlich vor. Vorn auf die Karte wird das, was vorgefallen ist, stichwortartig notiert. Auf der Rückseite ändern Sie beispielsweise Jahreszahlen, Orte, modische Einzelheiten bei der Kleidung oder das Geschlecht oder das Alter der handelnden Figuren. Wollen Sie eine Anekdote vom peinlich erfolglosen Fischfang Ihres Onkels erzählen, der ja jetzt zum Glück schon nicht mehr August heißt, dann variieren Sie auch hier. Vielleicht wird aus dem Fischfang die Briefmarkensammlung oder die Kochleidenschaft.

Natürlich braucht auch Ihr „Lebensroman“ eine kernige Grundidee, ein stimmiges Gesamtkonzept, Handlungsstränge, Spannungsbogen, Konflikt und Lösung.

Bildnachweis: bnenin / stock.adobe.com