Tipps zum Einstieg in die digitale Modelleisenbahn: Roco – Nach der Krise stabilisiert (Teil 3)

Nachdem ich zuletzt mit Märklin und Fleischmann zwei Klassiker der Modelleisenbahnbranche vorgestellt habe, möchte ich zeigen, was Sie bei einem Digital-Einstieg mit der Modelleisenbahn von Roco beachten müssen

Neben den Marktführern Märklin und Fleischmann führte Roco im Bereich Modelleisenbahn jahrelang eher ein Schattendasein. Anfangs konzentrierte sich die Firma erfolgreich auf den amerikanischen Markt. Erst Anfang der 70er-Jahre zeigten die Salzburger mehr Präsenz auf dem hiesigen Modelleisenbahnmarkt.

Doch auch dieser Modellbahnhersteller erlebte im Jahre 2005 eine ernste Krise, die noch im gleichen Jahr zum Konkurs führte.

Nachdem die Firma von einer Auffanggesellschaft namens Modelleisenbahn GmbH übernommen wurde, hat sich die Situation offenbar stabilisiert. Im Jahre 2007 erwirtschaftete Roco immerhin rund zwölf Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Der damalige Vertriebsleiter Reinhold Ott sprach im April 2008 in einem Interview mit der "Modellbahnilllustrierte" davon, dass Roco den Anspruch habe "der technisch innovativste Modelleisenbahnhersteller im Markt zu sein".

Ob dies der Fall ist, darüber können Modelleisenbahner sicherlich kontrovers diskutieren. Fest steht jedenfalls, dass Roco ein sehr umfangreiches Vollsortiment anbietet, das von Loks über Gleisen bis hin zum Digitalzubehör für den Modelleisenbahner eigentlich keine Wünsche offen lassen.

Rocos Gleis für die Modelleisenbahn GeoLine: Optisch umstritten mit vielen Vorteilen
Allerdings werden die meisten Roco-Lokomotiven, die sämtliche Epochen abdecken für den Gleichstromsektor ohne Decoder, aber zumindest mit einer digitalen Schnittstelle angeboten. Bei den Gleisen präsentiert Roco sogar gleich drei Gleissysteme. Das klassische 2,5- Millimeter-Modellgleis ohne Bettung wurde von Roco allerdings im Sortiment in den letzten Jahren zunehmend reduziert.

Wichtige Gleiselemente wie beispielsweise Bogenweichen waren aber bis zum Jahre 2008 noch wir vor im Programm. Im Katalog 2009/2010 ist dieses Gleissystem aber komplett gestrichen worden.

Das Roco-Line-Gleis war zudem bis zum Jahre 2005 noch wahlweise mit oder ohne Bettung erhältlich. Der Bettungskörper aus Gummi war allerdings von der Optik her sehr klobig und wird wegen patentrechtlicher Probleme nicht mehr angeboten.

Als Ersatz präsentiert Roco seit dem das geoLine-System, das nicht überall Beifall fand. Kritiker vergleichen die Schotterbildung mit "erstarrtem Griesbau" und die engen Weichenwinkel erhielten unter den Modelleisenbahner die spöttische Bezeichnung "brioLine". Das Roco-Lne-2,1- Millimeter-Gleis ohne Bettung bietet mit sieben Parallelgleisen, acht verschiedenen Weichenbauformen und einem Flexgleis alles, was das Modelleisenbahnherz begehrt.

Abgesehen von der umstrittenen, aber dennoch ansprechenden Optik bietet Rocos neues Gleissystem mit Bettung viele Vorteile. Die Gleise lassen sich sehr leicht zusammenstecken und bieten durch das ausgerundete Schienenprofil eine sehr gute Stromaufnahme. Keine Selbstverständlichkeit bei anderen Anbietern.

Zudem kann der Modelleisenbahner im Unterbau der Weiche, ähnlich wie beim C-Gleis von Märklin, ohne lästige Verdrahtung einen von Roco angebotenen Schaltdecoder einbauen. Damit ist das Roco-Gleis-System sehr gut für den Teppichbahner geeignet.

Modelleisenbahn im Computer
Als Digitalsteuerung bietet Roco in seinen Startpackungen seit dem Jahre 2007 die Multimaus an. Auch hier entwickelte Roco wieder ein etwas eigenwilliges Design. Das feuerrote Gerät wirkt auf den ersten Block wie ein billiges Plastikspielzeug, aber der äußere Eindruck täuscht gewaltig. Mit dieser Mini-Zentrale lassen sich nicht nur komfortabel Loks steuern, sondern auch Weichen schalten und Decoderwerte ändern.

Insgesamt kann der Modelleisenbahner rund 20 Lokfunktionen und 1024 Magnetartikel schalten. Die gelegentlich zu lesende Behauptung, die Multimaus lasse sich nicht mit einer Hand bedienen, trifft absolut nicht zu.

Roco bietet zudem mit dem Rocomotion-System ein eigenes Interface für den Computer an. In das Interface und die entsprechende Software muss der Modelleisenbahner allerdings rund 200 Euro investieren, sofern er schon eine Multimaus und einen Booster besitzt. Dafür erhält der Modelleisenbahner auf seinem Computerbildschirm ein komfortables Gleisbildstellpult mit Automatikfunktionen und vielen Ausbaumöglichkeiten.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Roco auch wegen des mittlerweile reduzierten Angebotes von Ex-Konkurrent Fleischmann für den Gleichstrom-Modelleisenbahner sicherlich die erste Adresse ist.