Die richtige Trinkmenge: Trinken Sie genug?

Welche Trinkmenge ist gefordert? Vor allem ältere Menschen zeigen oft Anzeichen von Austrocknung, weil sie nicht genügend trinken. Worauf muss besonders geachtet werden?

Trinkmenge hat Einfluss auf das Wohlbefinden

Die Menge und Qualität des individuellen Trinkverhaltens nimmt maßgeblichen Einfluss auf das geistige und körperliche Wohlbefinden. Unzureichendes Trinken schadet nicht allein dem Körper, sondern verursacht darüber hinaus oft Verwirrtheitszustände. Ältere Menschen müssen immer wieder darüber aufgeklärt werden, dass im Alter die Durstwahrnehmung nachlässt.

Sehr häufig wird pauschal eine tägliche Trinkmenge von 1,5 bis 2,0 Litern empfohlen. Aber auch diese Menge kann je nach Gesundheitszustand und Gewicht des Betroffenen unzureichend sein. Der individuelle Flüssigkeitsbedarf hängt von verschiedenen Faktoren ab.

So kommt es mit zunehmendem Alter zu Veränderungen der Körperzusammensetzung. Die Muskelmasse schwindet und der Fettanteil am Gesamtvolumen nimmt zu. Dadurch reduziert sich auch der Anteil des Gesamtkörperwassers, d. h. es stehen etwa 6 %   bis 10% weniger Wasserreserven des Körpers zur Verfügung!

Dem Körper wird nicht allein durch Schwitzen, sondern auch durch die Atmung und bei erhöhter Außen- oder Körpertemperatur Wasser entzogen. Gefährlich wird der Wasserentzug vor allem bei Zuckerkranken, deren Blutzuckerwerte gerne mal über 180 mg/% steigen, da dann vermehrt Wasser über die Nieren ausgeschwemmt wird. Ein vermehrter Harndrang oder Einnässen können hier erste Warnsignale sein.

So erkennen Sie Flüssigkeitsmangel

Am einfachsten ist ein Flüssigkeitsmangel unter anderem daran zu erkennen, dass der Urin nicht klar ist; je dunkler, desto höher ist der Flüssigkeitsbedarf. Trockene Haut oder die stehen bleibende Hautfalte ist speziell bei alten Menschen kein verlässlicher Indikator. Aussagekräftiger ist der sogenannte fehlende Speichelsee unter der Zunge.

Um sicher festzustellen, ob jemand genügend Flüssigkeit aufnimmt, ist neben der recht aufwändigen Blutuntersuchung allein die Protokollierung der Einfuhrmenge, am besten im Zusammenhang mit der Beobachtung der ausgeschiedenen Urinmenge.

Leider werden die Anzeichen von zu geringer Flüssigkeitszufuhr besonders bei übergewichtigen Menschen nur schwer oder zu spät wahrgenommen! Erst wenn sich der Betroffene auffällig verhält und Verwirrtheitssymptome zeigt, wird an die Flüssigkeitszufuhr gedacht. Um eine solche Ursachenkette zu unterbinden, führt daher kaum ein Weg daran vorbei, über die Einfuhrmenge selbst oder als pflegende Person „Buch zu führen“!

Vertrauen Sie bei der Trinkmenge nicht dem Durstgefühl

Auf keinen Fall darf dem Durstgefühl getraut werden. Bei nicht oder nur gering vorhandenem Durstgefühl (Hypodipsie) mit der ständigen Gefahr einer Austrocknung (Exsikkose, Dehydratation) sind Pflegende in besonderer Weise herausgefordert. Geduld, Präsenz und Zuwendung sind hier ebenso notwendig wie der Einsatz gezielter pflegerischer Maßnahmen und eine Begabung darin, das Trinken schmackhaft zu machen.

Dabei gilt es viele Dinge zu berücksichtigen. Angefangen bei Größe und Beschaffenheit der Trinkgefäße, der Temperatur und Auswahl der Getränke bis hin zur Zusammensetzung der übrigen Nahrung (Obst, Suppen) sind neben Beharrlichkeit besonders gesellschaftliche Trinkanlässe gute „Mundöffner“. Grundsätzlich sollte zu jeder Mahlzeit mindestens ein Getränk angeboten werden.

Wie viel Flüssigkeit aber sollte nun täglich zugeführt werden?

Eine veraltete, aber einfache Faustregel zur Bestimmung des Bedarfs ist: 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Zwar rutschen dann Personen mit weniger als 50 kg unter die allgemein geforderte 1500 ml-Grenze und auch stark übergewichtige Personen (ab ca. 100 kg) werden mit sehr hohen Trinkmengen belastet, aber für die Mehrzahl der Menschen ist diese Formel durchaus passend.

Beispiel:  70 kg = 2100 ml, 110 kg = 3300 ml. In der professionellen Pflege gilt folgende Formel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: 100 ml je kg für die ersten 10 kg, 50 ml je kg für die zweiten 10 kg Körpergewicht, 15 ml für jedes weitere kg Körpergewicht   Für einen Menschen mit 70 kg Körpergewicht sind das 2250 ml, bei 110 kg = 2850 ml.

Prost!

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