Krankheitserreger und Viren: Warum richtige Hygiene so wichtig ist

Der menschliche Körper ist Träger einer gigantischen Zahl an Bakterien, geschätzt über 100 Billionen Stück, in Schleimhäuten, im Darm und auf der Haut. Fast 90 Prozent der Zellen im Menschen gehen auf das Mikrobiom, die Gesamtheit der Bakterien zurück, den Rest machen die menschlichen Zellen aus.

Die Bakterien sorgen dafür, dass das Immunsystem funktioniert, unterstützen die Darmfunktionen, beeinflussen mit ihrem Stoffwechsel Knochen, Lunge, Herz und Gehirn, produzieren Enzyme, Hormone und sogar Antibiotika. Bei Störungen oder Veränderungen des komplexen Systems kann es zu Krankheiten und chronischen Folgeerscheinungen kommen, während Krankheiten des Menschen wiederum Auswirkungen auf die Bakterien haben können.

Ohne die winzigen Organismen geht es also nicht, denn diese kleinen Helfer sind auf den Körper individuell abgestimmt und können bei anderen Körpern Krankheiten auslösen. Gründliche Hygiene ist der wichtigste Schutz vor Krankheiten und Erregern, die neben den Bakterien zusätzlich in der näheren Umgebung eines jeden Menschen existieren.

Dort, wo sich viele Menschen aufhalten, besonders in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen und öffentlichen Verkehrsmitteln, gibt es eine hohe Quote an Erregern, Keimen und Viren. Hygiene darf deshalb nie vernachlässigt werden.

Kurze Geschichte der Hygienevorschriften

Im 19. Jahrhundert kam Sir Joseph Lister darauf, dass die Luft aus krankmachenden Mikroben bestehen könnte und Wunden entsprechend zu schützen seien. Die Folge waren Verbände mit Desinfektionsmitteln und das Einweichen der Hände vor Behandlungen in Karbol, bestehend aus Phenol. Louis Pasteur entwickelte erste Verfahren für Desinfektion, Sterilisation und Pasteurisation, während Max von Pettenkofer als Vorreiter der experimentellen Hygiene erkannte, dass sich Cholera über das Wasser verbreitete. Weitere Informationen zur den Erregern liefert dieser Eintrag. Folglich gab es aseptische Operationen, Sterilisatoren, Gummihandschuhe und Mundschutz, um die Verbreitung von Keimen zu verhindern.

Mit der Erfindung des ersten Antibiotikums, des Penicillins schuf Alexander Fleming einen Meilenstein der Medizingeschichte. Doch seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts sind vor allem multiresistente Erreger verbreitet, welche schwer zu bekämpfen sind.

Krankenhauserreger und Hygienevorschriften

Wer die Ebola Epidemie in westafrikanischen Ländern seit Ende 2013 verfolgt, stellt mit Erschrecken fest, dass einige Erreger trotz des heutigen medizinischen Kenntnisstands schwer aufzuhalten sind und zu tödlichen Folgen führen können. Eine Gefahr für Europa besteht momentan nicht, doch Panik macht sich trotzdem in Deutschland breit, was Timo Essner mit seiner Karikatur in diesem Beitrag deutlich kritisiert.

Die größten Probleme in Liberia sind die Hygienezustände der örtlichen Krankenhäuser und Krankenstationen. Es fehlt an Schutzausrüstungen, denn Ärzte und Personal müssen bei der Behandlung erkrankter Menschen komplette Overalls tragen, inklusive Gummistiefeln, Schutzmasken, Schutzbrillen, Gummischürze und zwei Paar Handschuhe.

Bei einer Durchschnittstemperatur von 26 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit sind nur 45 Minuten in der Montur auszuhalten, weshalb große Mengen an Ersatzkleidung und Personal vorhanden sein müssten. Ärzte kritisieren, dass es nur unzureichende Desinfektionsmöglichkeiten gibt und die Aufklärung nur langsam voranschreitet. Die Ansteckung erfolgt über den direkten Austausch von Körperflüssigkeiten, was besonders in stark bevölkerten Gegenden ohne grundlegende medizinische Versorgung fatal sein kann.

Folgender Artikel beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Armut und dem Ausbruch der Krankheit, denn wirkungsvolle Mittel, sind trotz der frühen Entdeckung des Virus nie auf den Markt gekommen, da ein zahlungskräftiger Markt von Abnehmern fehlt und die Zahl der Infektionen und Todesfälle bisher zu gering war.

Wichtige Lehre für alle Länder aus der Epidemie ist es allerdings, die eigenen Hygienevorschriften penibel einzuhalten. Der MRSA-Erreger verursacht geschätzt 30.000 Todesfälle in Krankenhäusern, Kliniken oder Praxen, bei 700.000 bis 900.000 Infektionen pro Jahr. Die Wechselwirkung aus resistenten Bakterien durch falschen Einsatz von Antibiotika und mangelnder Hygiene sorgt für die große Infektionsrate.

Rund 20 Prozent der Staphylokokken seien bereits resistent, so dass Lungen-, Wundinfektionen oder Blutvergiftungen leichter vorkommen können. Die Verbreitung erfolgt von Patient zu Patient, über Ärzte und Pfleger, wenn sie die Vorschriften nicht einhalten.

Die wichtigste Vorschrift dabei lautet: Hände desinfizieren! Über die Hände gelangen die meisten Erreger auf ihre Wirte und deshalb muss das Personal zusätzlich vor und nach der Behandlung die Hände desinfizieren und bei besonderer Ansteckungsgefahr Handschuhe und Mundschutz tragen. Wichtig ist dabei, dass die Spender mit dem Ellenbogen zu bedienen sind, um eine Übertragung zu verhindern.

Weitere Informationen zu den Hygienerichtlinien in Krankenhäusern liefert das Robert-Koch-Institut. Wer jemanden im Krankenhaus besucht, sollte seine Hände sauber halten und die Desinfektionsmittel ebenfalls verwenden. Was mit dem Patienten verbunden ist, sollte der Besucher nie berühren und sich nicht mit auf das Bett setzen. Topfpflanzen mit Blumenerde enthalten übrigens viele Erreger und Schimmelpilze und sollten nicht mitgebracht sein.

Die richtige Hygiene für zuhause und unterwegs

In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) gaben nur rund 36 Prozent an, ihre Hände richtig zu waschen. Eine Empfehlung sieht folgende Maßnahmen vor:

  • Nach der Toilette
  • Bei jedem Wiedereintritt in die Wohnung
  • Vor und während der Essenszubereitung
  • Vor und nach Kontakt zu kranken Personen
  • Nach jedem Niesen oder Husten

Die Alternative in die Armbeuge oder in ein Taschentuch zu niesen, entbindet jedoch nicht vom regelmäßigen Händewaschen. Die wichtigste Aktion dabei ist es, die Hände anzufeuchten und zwanzig bis dreißig Sekunden mit Seife einzureiben, um sie danach ordentlich abzuwaschen. Von den Fingerspitzen, über Handrücken und Zwischenräume sollte dabei alles benetzt sein.

Wer in Restaurants oder öffentlichen Einrichtungen unterwegs ist, sollte Flüssigseife nutzen, denn auf Kernseifen können sich Bakterienfilme ansammeln. Papierhandtücher sind die beste Wahl, denn getrocknete Hände übertragen Bakterien schlechter, als feuchte. Desinfektionsmittel einzusetzen, ist meist jedoch übertrieben, es sei denn eine kranke Person ist aufwändig  zu pflegen.

Des Weiteren sorgt eine ordentliche Durchlüftung der Räume für eine geringere Anzahl an Viren in der Luft. Von erkrankten Personen sollten sich gesunde Menschen im Idealfall fernhalten und gewohnte Begrüßungen wie Umarmungen oder Küsse vermeiden.

Bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln sind Hygienemaßnahmen ebenfalls erforderlich. Bei warmen Temperaturen vermehren sich viele Erreger sehr schnell. Küchenbretter sind nach dem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und Lebensmittel voneinander zu trennen, wie Fleisch, Fisch und Gemüse. Schwämme und Lappen sollten regelmäßig ausgewechselt sein und Tücher bei 90 Grad in die Wäsche kommen.

Übertrieben Hygiene kann ebenfalls schaden

Wie bereits erwähnt, nutzt der Körper viele Bakterien, um sich selbst zu schützen. Gerade deshalb sollte Hygiene sinnvoll eingesetzt sein. Übertriebene Hygiene schadet vor allem der Haut und dem eigenen Immunsystem. Die Haut besitzt einen eigenen Säureschutzmantel, der vor Erregern und weiteren Angriffen schützt und die Feuchtigkeit erhält. Stark basische Duschgele und Seifen und zu häufiges, langes und heißes Duschen zerstört die sensible Schutzschicht und macht sie anfällig, rissig und spröde.

Desinfektionsmittel im Bad sind jedoch meist überflüssig, da sie nicht besser wirken, als herkömmliche Reiniger wie Essig, Spülmittel oder Neutralseife. Sie fördern jedoch Allergien und schwächen das Immunsystem, da der Einsatz resistente Bakterien erschaffen kann. Eine gute Hygiene ist über einfache Reinigungsmittel gegeben, den häufigen Wechsel der Lappen und das Trocknen von Bad, Küche und WC.

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