Spielautomaten vs. Sportwetten – worin liegt ein höheres Suchtpotenzial?

Glücksspiel ist gefährlich. Nicht, weil die Risiken hoch sind, sondern weil der Kick, doch einmal zu gewinnen, ungemein groß ist. Daher wird immer wieder kontrovers diskutiert, ob Glücksspiele wie Sportwetten oder Spielautomaten süchtig machen und ob diese ein Weg in die Spielsucht sind. Nur welche Art der Wette besitzt ein höheres Suchtpotenzial?

Die Spielsucht gehört zu den anerkannten Krankheiten. Nach der ICD-10 wird sie allgemein als pathologisches Spielen diagnostiziert und gilt als behandlungsbedürftige Erkrankung.

Was steckt hinter der Spielsucht?

Spielsucht wird maßgeblich davon gekennzeichnet, dass Betroffene keine Kontrolle mehr über ihr Spielverhalten besitzen. Die Glücksspiele werden dauerhaft oder exzessiv gespielt, selbst wenn die finanzielle Grenze schon lange erreicht ist. Einige Betroffene verspielen ihr gesamtes Einkommen innerhalb eines Tages und verschulden sich, um weitere Sportwetten oder andere Glückspiele machen zu können. Die Gedanken kreisen bei dieser Erkrankung dauerhaft um das Spielen und schränken die normale Lebensführung deutlich ein. Folgende Punkte könnten auf eine Spielsucht hinweisen:

  • Deutlicher Anstieg der Ausgaben
  • Häufige Fehlzeiten im beruflichen und privaten Bereich
  • Gefühl von Getriebenheit
  • Schulden
  • Häufiges Bitten um Geld

Wie bei vielen Erkrankungen, verläuft auch die Spielsucht in verschiedenen Phasen. So erhöhen Betroffene die Einsätze, um den Kick zu steigern. Viele versuchen immer wieder, das Spielen einzustellen, werden jedoch von der Sucht zurück an den Automaten oder ins Wettstudio getrieben. Um sich die Sucht nicht einzugestehen, erfinden Betroffene gegenüber der Familie, den Freunden oder auch den Vorgesetzten Ausreden, auch, um Fehlzeiten zu erklären.

Die Spielsucht verläuft zumeist schleichend. Einige Personengruppen sind besonders gefährdet. Wer bereits mit anderen Süchten konfrontiert wurde, kann durchaus zusätzlich oder stattdessen an der Spielsucht erkranken. Die Gründe für die Erkrankung sind vielfältig. Einige Personen versuchen mithilfe des Spielens, aus dem Alltag zu fliehen und Probleme zu verdrängen. Andere gehen gezielt das Risiko ein, obwohl sie wissen, dass das Spielen für sie ein selbstverletzendes Verhalten darstellt.

Um die Spielsucht einzuschränken oder zu vermeiden, werden Spielhallenbesitzer, Wettannahmestellen und auch Gaststätten mit Spielautomaten seit einigen Jahren angehalten, aktiv an der Vermeidung der Spielsucht mitzuwirken. So dürfen Automaten beispielsweise nur noch in Betrieben aufgestellt werden, deren Inhaber und Mitarbeiter die Seminare zur Spielsuchtvermeidung besucht haben und ein Zertifikat vorlegen können.

Der Spielsuchtfaktor bei Spielautomaten

Spielautomaten sind ein Weg, um in die Spielsucht zu geraten. Bis vor einigen Jahren waren die Automaten noch in jeder Gaststätte oder Wirtschaft zu finden. Da nur geringe Einsätze zum Spielen benötigt werden und das Spiel schnell vorüber und leicht zu erlernen ist, geht von den Automaten laut Experten eine hohe Suchtgefahr aus. Der Weg in die Spielsucht beginnt beim Kick, den Einsatz durch einen Gewinn deutlich zu erhöhen.

Eine weitere Gefahr ist, dass der Spielende nicht selbst gegenüber anderen aktiv werden muss, sondern für sich in einer Ecke des Lokals oder der Spielhalle spielen kann. Er braucht nicht erst einen Wettschein abgeben, sondern kann direkt mit dem Spiel beginnen.

Einige Spielsüchtige bleiben lange dem Spielautomaten treu, was sicherlich auch in der großen Abwechslung bei den Automaten begründet ist. Andere wenden sich später neuen Spielen zu, die einen größeren Kick besitzen. Mittlerweile werden Spielautomaten jedoch auch schon online angeboten.

Der Spielsuchtfaktor bei Sportwetten

Sportwetten bergen ebenfalls eine Gefahr, in die Spielsucht zu geraten. Allerdings ist die Gefahr hier ein wenig geringer, da eine direkte Kommunikation mit dem Wettbüro oder dem Wettschalter erfolgen muss. Im Gegensatz zum Automatenspiel kann eine Sportwette nicht erfolgen, indem sich Spieler einfach vor ein Gerät setzen und für sich alleine spielen. Sie müssen ihre Wette aktiv abgeben.

Sportwetten betreffen die unterschiedlichsten Bereiche des Sports, wobei zu Beginn zumeist Wetten auf große Events getätigt werden. Spieler benötigen ein Grundwissen, beispielsweise, um bei Fußballwetten oder Pferdewetten auf den wahrscheinlichen Sieger zu setzen. Doch auch hier liegt bereits ein erstes Risiko. Wer sich zu sehr daran festhält, durch sein Wissen zu punkten, kann schnell ins unkontrollierte Spielen abgleiten.

Die Gefahr ist, dass bereits ein kleiner Einsatz am Anfang zu einem kleinen Gewinn führt. Viele Personen versuchen dabei, den Gewinn direkt wieder zu erhöhen, da sie bislang kein Geld verloren haben. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass Spieler beim ersten Versuch verlieren und hoffen, durch weitere Wetten den Verlust wettzumachen. In der Regel steigert sich der Einsatz bei Sportwetten im Verlauf der Erkrankung.

Konzentrieren sich Spieler ständig und dauerhaft auf die möglichen Wetten, befassen sie sich exzessiv mit Spielquoten und holen sie so viele Informationen wie möglich ein, kann dies bereits auf eine Spielsucht hindeuten. Die Gefahren sind also:

  • Verluste ausgleichen wollen
  • Kick durch Gewinn erhalten
  • Faszination des Gewinns
  • Erregung während des Spielverlaufs

Glücksspiel ist nicht grundsätzlich gefährlich

Obwohl von Glückspielen jeglicher Art, also auch von den bekannten Lotterien, eine Gefahr ausgeht, sollte sie nicht pauschalisiert werden. Die Spielsucht ist eine Krankheit, die bei Weitem nicht jeden trifft. Viele Menschen spielen wöchentlich über viele Jahre, ohne die Kontrolle über ihr Verhalten zu verlieren. Es liegt daher immer am Einzelnen, ob sich der Spaß in eine Sucht wandelt oder nicht. Wer sich einmal an einer Sportwette, am Automaten oder einem anderen Glücksspiel versuchen möchte, kann es durchaus versuchen. Wichtig ist, sich vorab Grenzen zu setzen. Das geht mitunter mit folgenden Regeln:

  • Festen Spielbetrag festlegen
  • Selten Spielen
  • Darüber sprechen
  • Die Kosten genau im Blick behalten
  • Reißleine ziehen
  • Immer den Glücksfaktor vor Augen führen

Gerade die Offenheit gegenüber der Familie und Freunden kann unterstützend wirken. Wer mitteilt, dass er sich am Glücksspiel beteiligt, läuft seltener Gefahr, sich in Heimlichkeiten zu verstricken. Auch die Festlegung eines festen Spielbetrags ist sinnvoll. Allerdings muss dieser Betrag strikt eingehalten werden, egal wie gut die Chancen auf einen Gewinn stehen. Es ist sinnvoll, beim Besuch einer Spielhalle oder des Wettbüros ausschließlich diesen Betrag mitzunehmen, um tatsächlich nicht mehr einsetzen zu können.

Wer das Gefühl hat, dass sich die Gedanken nur noch ums Spielen drehen, sollte direkt mit Vertrauten oder auch einem Arzt sprechen.

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