Wenn jede Sekunde zählt: Wie entsteht ein Schlaganfall?

Pro Tag erleiden etwa 740 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Rund ein Drittel der Betroffenen stirbt an den Folgen des Schlaganfalls und mehr als die Hälfte der Überlebenden muss für den Rest des Lebens mit körperlichen Einschränkungen zurechtkommen. Doch was passiert eigentlich bei einem Schlaganfall?

Der Schlaganfall betrifft das wichtigste Organ für die Funktionsfähigkeit des Körpers: das Gehirn. Einfach gesagt geht bei einem Schlaganfall in Teilen des Gehirns „das Licht aus“, weil es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen kommt. Schuld daran ist oft ein Blutgerinnsel, welches die zuleitenden Blutgefäße verstopft. Je nachdem, welche Gehirnareale betroffen sind und wie lange die Unterversorgung dauert, zeigen sich Symptome oder es droht gar der Tod. Bei Verdacht auf Schlaganfall zählt daher jede Minute.

Viele ältere Menschen betroffen, aber auch Kinder

Statistiken zeigen, dass 80 Prozent der Betroffenen über 60 Jahre alt sind. Wer nun aber glaubt, dass der Schlaganfall eine reine Erkrankung des Alters sei, liegt falsch. Auch Kinder und Jugendliche, ja sogar Babys, können einen Schlaganfall erleiden. Das kommt zum Glück sehr selten vor, wird aber oft nicht schnell genug erkannt, weil es nicht naheliegend zu sein scheint.

Unterversorgung im Gehirn ist schuld am Schlaganfall

Das Gehirn benötigt eine große Menge Energie und Sauerstoff, um arbeiten zu können. Selbst wenn wir nicht aktiv denken, arbeitet das Gehirn immer, denn es steuert alle Lebensvorgänge im Körper. Es „denkt“ also sogar, wenn wir schlafen. Über die großen Halsschlagadern wird das Gehirn auf direktem Wege vom Herzen aus mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Vor dem Erreichen des Gehirns verzweigen sich die Blutgefäße sehr stark, um eine weite Verteilung sicherzustellen. Beim Schlaganfall ist die Zuleitung von Sauerstoff und Nährstoffen gestört. Ursache dafür kann entweder ein Blutgerinnsel, das die Arterie verstopft, oder eine Hirnblutung sein.

Ischämischer Schlaganfall: Der „weiße Infarkt“

In etwa 80 Prozent der Fälle ist eine Mangelversorgung aufgrund einer verstopften Arterie schuld am Schlaganfall. Man spricht dann auch von einem Blutmangel im Gehirn und deshalb von einem „weißen Infarkt“. Das Blutgerinnsel kommt meist mit dem Blutstrom aus anderen Bereichen des Körpers. Vor allem Patienten, die an Arteriosklerose, einer Verkalkung der Blutgefäße, leiden, haben ein hohes Risiko für diese Form des Schlaganfalls. Aber auch ein Vorhofflimmern im Herzen kann zur Bildung von Blutgerinnseln führen und so einen Schlaganfall begünstigen.

Hämorrhagischer Schlaganfall: Der „rote Schlaganfall“

Anders als bei der Ischämie ist beim roten Infarkt nicht ein Blutmangel für die Mangelversorgung verantwortlich, sondern eine Blutung. Aus einem defekten Gefäß kommt es zu Einblutungen ins Gehirn. Durch das zusätzliche Volumen entsteht ein Druck, der aufgrund der Unflexibilität der Schädelknochen nicht ausgeglichen werden kann. Dadurch wird Gehirngewebe gequetscht und es kommt zur Mangelversorgung an Sauerstoff und Nährstoffen. Diese Form des Schlaganfalls trifft häufiger jüngere Menschen, wobei sich die Ursache für den Defekt im Blutgefäß oft nicht herausfinden lässt.

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