Rücken: So entsteht ein Bandscheibenvorfall

Die meisten Rückenschmerzen entstehen durch Verspannungen und muskuläre Dysbalancen und nicht durch einen Bandscheibenvorfall, wie früher häufig angenommen wurde. Das heißt aber nicht, dass der Bandscheibenvorfall ausgestorben ist. Doch was ist überhaupt ein Bandscheibenvorfall und wie entsteht er?

Unsere Wirbelsäule besteht aus vielen Wirbeln, die wie an einer Perlenkette aufgereiht sind. Damit die Knochen nicht direkt aufeinander reiben, liegen kleine, gummiartige Scheiben zwischen den einzelnen Wirbeln: die Bandscheiben. Sie bestehen im Zentrum aus einem Gallertkern, der wie ein Puffer auf die Wirbel wirkt. Der Gallertkern wird durch eine feste Hülle aus Knorpel gehalten.

Von der Wölbung zum Bandscheibenvorfall

Bei einem Bandscheibenvorfall verrutscht der Gallertkern. Zunächst wölbt er sich in die Knorpelhülle hinein und kann letztendlich die Hülle zerreißen. Der austretende Kern kann auf eine Nervenbahn drücken, was die großen Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall erklärt. Im Extremfall kann es sogar zu einer Lähmung kommen.

Im Gegensatz zum Diskusprolaps, bei dem der Gallertkern die Außenhülle durchbricht, reißt bei einer Diskusprotrusion, also einer Bandscheibenvorwölbung, die Hülle nicht. Allerdings kann der ausgebeulte Kern ebenfalls auf eine Nervenbahn drücken. Der Schritt von einer Wölbung zu einem Bandscheibenvorfall ist zudem nur sehr klein.

Bandscheibenvorfall: Nicht jeder wird entdeckt

Ein Bandscheibenvorfall passiert nicht einfach so. Meistens ist eine langjährige Vorschädigung vorhanden, die unentdeckt geblieben ist. Auch wenn man keine Rückenschmerzen hat, kann man dennoch einen Bandscheibenvorfall haben. So haben Untersuchungen bei Menschen ohne Rückenschmerzen gezeigt, dass rund 30 Prozent der 30-Jährigen und rund 50 Prozent der 60-Jährigen mit einem unentdeckten Bandscheibenvorfall leben.

Die meisten Bandscheibenvorfälle passieren im Lendenwirbelbereich, da dort die Scherkräfte, die die Bandscheiben zerreißen, am größten sind. Vorfälle in der Hals- oder Brustwirbelsäule sind eher selten.

Schwere Lasten sind meistens unschuldig

Es gibt mehrere Gründe, warum ein Bandscheibenvorfall auftritt. Wenn man schwere Lasten anhebt, ereignen sich lange nicht so viele Vorfälle, wie früher häufig angenommen wurde. Viel häufiger sind eine altersbedingte Abnutzung und Gewebeschwäche der Hülle der Auslöser. Auch Übergewicht und eine schwache Bauch- und Rückenmuskulatur können die Ursache für einen Bandscheibenvorfall sein. Denn wenn die Wirbelsäule nicht ausreichend gestützt wird, kommt es zu Fehlhaltungen und die Bandscheiben werden anfälliger als wenn die Rumpfmuskeln gut trainiert sind.

Ein großer Teil der Bandscheibenvorfälle werden erst gar nicht bemerkt. Denn wenn der Kern auf keine Nerven drückt, spürt man auch nichts. Aber wehe, er drückt auf einen Nerv. Wer schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatte weiß, wie groß die Schmerzen sind, die auch in Arme und Beine ausstrahlen und sogar Taubheit oder Lähmungserscheinungen zur Folge haben können. Drückt der Kern gegen den so genannten Pferdeschweif, der sich bis zum Kreuzbein erstreckt, können sogar Blasen, und Enddarmfunktionen gestört sein.

Jeder zehnte Bandscheibenvorfall wird operiert

Sofern man überhaupt noch stehen oder sitzen kann, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei Lähmungserscheinungen ruft man besser einen Krankenwagen.

Nur rund 10 Prozent aller Bandscheibenvorfälle werden operiert. Nur wenn die Beschwerden nicht verschwinden, ist der Gang in den Operationssaal unvermeidlich. Bei einer konservativen Therapie bekommt der Patient leichte Bewegungstherapie, Schmerzmittel und ein Trainingsprogramm zur Stärkung der Rumpfmuskulatur. Auch manuelle Therapie, Akupunktur oder Physiotherapie wird häufig verschrieben. Denn nur wenn die Wirbelsäule gut gestützt wird, sinkt die Gefahr für einen Bandscheibenvorfall.

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