Prostatakrebs – Aktive Überwachung

Bei einer aktiven Überwachung oder "active surveillance" wird der Prostatakrebs nicht behandelt. Es erfolgt lediglich ein engmaschiges Monitoring mit regelmäßigen PSA-Tests, digital-rektalen Untersuchungen, Ultraschall und wiederholten Biopsien. Hierzu wird vom Arzt ein Beobachtungsschema festgelegt. Oft wird ergänzend auch ein sogenanntes multiparametrisches MRT (Magnetresonanztomographie) durchgeführt.

Durch die aktive Überwachung kann ihr Arzt schnell erkennen, wenn der Krebs wächst. In diesem Falle wird er Ihnen andere Therapieoptionen wie Operation oder Bestrahlung vorschlagen.

Wer ist für die Aktive Überwachung geeignet?

Männer mit einem kleinen Prostatakrebs im frühen Stadium, der die Prostata nicht verlassen hat, der sehr langsam wächst und keine Symptome verursacht, sind prinzipiell für dieses Vorgehen geeignet. Wichtige weitere Faktoren sind die persönlichen Präferenzen im Umgang mit der Krebserkrankung, also die Abwägung zwischen eine möglichen Heilung und potentiellen Nebenwirkungen einer aktiven Therapie. In Amerika entscheiden sich schon fast die Hälfte aller Männer mit Prostatakrebs im frühen Stadium für dieses Vorgehen. Bei älteren und vorerkrankten Männern wird gelegentlich auch ein abwartendes Beobachten empfohlen, da die Therapierisiken einen möglichen Nutzen überwiegen könnten.

Wie läuft die aktive Überwachung ab?

Es gibt keine universelle Empfehlung, wie oft und in welchem Rhythmus die Kontrollen erfolgen sollten. Bei Patienten mit niedrigem Risikoprofil wird in der Regel alle 3 Monate der PSA-Wert bestimmt und die Prostata abgetastet, alle 6 Monate ein Ultraschall der Prostata gemacht und ein Jahr nach Erstdiagnose eine Kontrollbiopsie durchgeführt. Die weiteren Kontrollen richten sich dann nach den erhobenen Befunden.

Was sind die Vorteile, Risiken und Nebenwirkungen der Aktiven Überwachung?

Aktive Überwachung ist nur für Niedrig-Risiko-Karzinome geeignet. Daher ist eine sorgfältige Einstufung (Grading und Staging) unerlässlich. Dies erfolgt durch den behandelnden Arzt, den Pathologen und eventuell notwendige Röntgenuntersuchungen. Männer, die negative Auswirkungen auf Ihre Sexualfunktion, das Wasserlassen oder den Stuhlgang fürchten, können dieses Vorgehen in Erwägung ziehen. Bei korrekter Durchführung mit engmaschigen Kontrollen erhält die Aktive Überwachung die Lebensqualität ohne die Heilungschancen im Falle einer notwendigen Therapie zu vermindern. Sie ist kostengünstig und sicher. Sollte der Tumor sich im Laufe der Zeit verändern, also wachsen oder aggressiver werden, muss jedoch eine aktive Therapie empfohlen werden. Ziel ist also, eine invasive Therapie hinauszuzögern oder ganz zu vermeiden.

Andererseits ist die Aktive Überwachung zeitaufwendig, da die Kontrollen engmaschig und regelmäßig zu erfolgen haben. Auch die Notwendigkeit wiederholter Gewebeproben (Biopsien) schreckt viele Männer ab. Der psychologische Aspekt, einen unbehandelten Krebs in sich zu tragen, sollte auch nicht unterschätzt werden.
Einige Männer können auch mit einem kleinen Risiko, dass der Tumor aggressiver werden oder sich ausbreiten könnte, nicht leben. Sie bevorzugen daher Therapieformen, die den Krebs entfernen (Operation) oder zerstören (Bestrahlung). Dafür nehmen sie mögliche Nebenwirkungen wie Harninkontinenz oder Impotenz in Kauf.

Abwartendes Beobachten (Watchful Waiting)

Von der aktiven Überwachung zu unterscheiden ist das abwartende Beobachten. Diese Form der Verlaufsbeobachtung eines Prostatakrebses ist weniger invasiv. Insbesondere die wiederholten Gewebeproben werden hierbei nicht durchgeführt, da sich keine Konsequenzen für das weitere Vorgehen ergeben. Watchful Waiting wird nämlich nur dann angewendet, wenn der Patient jede Therapie kategorisch ablehnt oder aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht für eine aktive Therapieform geeignet ist.

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