Steinschneiden ist out – moderne operative Behandlung von Harnsteinen

Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten beim Harnsteinleiden. Kleine Harnleitersteine, die bereits kurz vor der Harnblase liegen, gehen zu einem hohen Prozentsatz von alleine ab. Die eher weichen Harnsäuresteine versucht man, medikamentös aufzulösen. Große oder unglücklich eingeklemmte Steine müssen jedoch operiert werden. Dabei ist neben der Lage auch die Größe und Beschaffenheit ausschlaggebend für die Art der Behandlung.

Erstmal die Niere schützen

Bestehen sehr starke Schmerzen, eine komplette Stauung des Harnabflusses aus der Niere oder Fieber, so ist die Anlage einer sog. Harnleiterschiene die erste notfallmäßige Massnahme. Dies ist ein dünner und flexibler Kunststoffschlauch mit zwei ringelschwanzartigen Enden, der im Rahmen einer Blasenspiegelung über den Harnleiter am Stein entlang bis in die betroffene Niere vorgeschoben wird. Andere gängige Bezeichnungen sind auch Doppel-J-Schiene oder Harnleiterstent. So wird ein ungehinderter Harnabfluß und ein Schutz der Nierenfunktion erreicht. Diese Schiene kann bis zu acht Wochen belassen werden. Genügend Zeit also für die weitere Therapieplanung.

Herausziehen über Harnleiterspiegelung

Nicht nur der Weg über die Harnröhre und die Harnblase bis in den Harnleiter und die Niere ist lang, auch der medizinische Fachbegriff für dieses Verfahren: Ureterorenoskopie (abgekürzt URS). Hierzu ist ein sehr langes und flexibles Endoskop notwenig. Mittlerweile ist die technische Entwicklung so weit vorangeschritten, das auch größere Steine mittels Ultraschall oder Laser durch dieses Gerät zerkleinert und die Bruchstücke einzeln herausgezogen werden können. Auch die Reichweite des Instrumentes ist in den letzten Jahren besser geworden. Sogar Steine in versteckten Nierenkelchen können erreicht werden. Insbesondere kleinere und mittlere Harnsteine lassen sich so in der Regel gut entfernen und nach ein bis zwei Therapiesitzungen ist Steinfreiheit erreicht. Da die Harnleiterschleimhaut jedoch eine starke Schwellungs-Tendenz hat, wird auch hier zum Schutz vor einem Harnstau oft nach dem Eingriff für einige Tage eine Harnleiterschiene eingelegt.

Steinzertrümmerung durch Stoßwellen

Große Nierensteine und hochsitzende Harnleitersteine sind geeignet für eine Zertrümmerung durch gezielte Energiewellen. Der Fachbegriff hier ist auch nicht einfacher, er lautet Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie, kurz ESWL. Eine Narkose ist bei diesem Verfahren meist nicht notwendig, nur eine bedarfsgerechte Schmerzmedikation. Je nach Größe und Konsistenz benötigt man jedoch oft mehrere Therapiesitzungen, um den Stein in abgangsfähige Bruchstücke zu zerkleinern. Damit diese Steintrümmer den Harnleiter nicht verstopfen und zu Koliken führen, wird zum Schutz die besagte Harnleiterschiene eingelegt.

Steinentfernung durch die Haut

Dieser Eingriff wird oft bei größeren Nierensteinen durchgeführt, da durch die Operation eine schnelle und vollständige Therapie in einer Sitzung möglich ist. Falls Sie noch nicht genug von komplizierten Fachbegriffen haben: Das Verfahren heißt Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL). Diese Operation muss in Narkose erfolgen, weil die Niere in Bauchlage mit einer dünnen Nadel über die Haut gezielt anpunktiert werden muss. Dieser Stichkanal wird dann soweit vergrößert, dass ein optisches Instrument eingeführt werden kann, um die Harnsteine in der Niere zu zerkleinern und zu entfernen. Da die Niere ein sehr gut durchblutetes Organ ist, besteht bei diesem Verfahren ein etwas erhöhtes Blutungsrisiko.

Das Steinschneiden – ein aussterbendes Verfahren

Einige meiner Vorfahren sind vor hunderten Jahren als Knochenflicker und Steinschneider durch Eifel und Hunsrück gezogen und haben mit ihren leidvollen Therapien den Begriff „piesacken“ etabliert. Heute habe ich die Möglichkeit, es besser zu machen: Durch die modernen minimal-invasiven Verfahren ist die offene Stein-Operation glücklicherweise ein sehr seltener Eingriff geworden. Sie wird nur noch bei anatomischen Besonderheiten und sehr großen Nierensteinen angewendet.

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