Steinreich – arm dran: Harnsteine

Harnsteine können im gesamten Harntrakt vorkommen. Je nach Lokalisation des Steines unterscheidet man Nieren-, Harnleiter- oder Blasensteine.

Die Entstehung der einzelnen Steinarten ist sehr unterschiedlich: Nieren- und Harnleitersteine entwickeln sich meist durch falsche Ernährungsgewohnheiten und Stoffwechselstörungen – Blasensteine hingegen aufgrund von Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung.

Über eine Million Menschen müssen jedes Jahr in Deutschland wegen Harnsteinen behandelt werden. Es handelt sich also sowohl um eine Zivilisations- als auch eine Volkskrankheit. In den westlichen Industrienationen nimmt die Häufigkeit stetig und rapide zu. So ist es in den letzten zehn Jahren zu einer Verdreifachung der Neuerkrankungen gekommen.

Metabolisches Syndrom als Ursache

Kennen Sie das metabolische Syndrom? Es wird auch als tödliches Quartett oder Syndrom X bezeichnet, hat aber mit dem neuen iPhone nichts zu tun.

Es bezeichnet die unglückliche Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Neigung zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Oft noch ergänzt durch Nikotinkonsum. Leider verstärken diese einzelnen Krankheitskomponenten sich auch gegenseitig.

Weitere entscheidende Faktoren der Steinentstehung sind eine zu geringe Trinkmenge, beziehungsweise eine Flüssigkeitszufuhr, die den äußeren Umständen wie Temperatur oder körperliche Betätigung nicht angepasst ist. Als grobe Faustregel sollte jeder 2 Liter am Tag trinken.

Außerdem begünstigen Abflußstörungen und Entzündungen im Harntrakt die Entstehung von Harnsteinen, ebenso wie Stoffwechselstörungen, was uns zur nächsten Frage überleitet:

Wie genau entstehen Harnsteine?

Harnsteine entstehen aus Kristallen, die sich in der Niere ablagern, wenn bestimmte Stoffe in zu hoher Konzentration im Harn auftreten. Dies kann langsam über Jahre aber auch ganz schnell binnen Tagen geschehen. In über zwei Drittel der Fälle bestehen die Kristalle aus Calciumoxalaten. Oxalat ist überraschenderweise in ansonsten gesunden Lebensmitteln wie Spinat, Mangold oder Rhabarber in hoher Konzentration enthalten. Und eine hohen Calciumgehalt haben beispielsweise viele Milchprodukte.

Welche Arten von Harnsteinen gibt es noch?

Es gibt auch andere Zusammensetzungen von Harnsteinen, zum Beispiel als Calciumphosphat oder Magnesium-Ammonium-Phosphat.

Eine weitere Wohlstandskrankheit, die Gicht, kann ebenfalls zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Nieren führen. Dann sprechen die Mediziner von Harnsäuresteinen.

AN oder AUS: Die komische Sache mit der Kolik

Nierensteine machen oft keine Beschwerden, sogar sehr große Steine können lange symptomlos in der Niere ruhen und werden von den Patienten nicht bemerkt.

Aber dann geht es los: Wandert nämlich ein Stein oder ein Bruchstück davon aus dem Nierenbecken in den Harnleiter, führt dies zu einem akuten Harnstau. Der Körper reagiert zusätzlich mit vermehrter Harnbildung, um den Stein auszutreiben und es kommt zu einem massiven Druck auf die zahlreichen Schmerzrezeptoren im Harnleiter. Eine Nierenkolik ist extrem schmerzhaft und oft begleitet von Übelkeit, Erbrechen und kalten Schweißausbrüchen. Es folgen aber zum Glück auch schmerzfreie Episoden.

Ab (und zu) zum Arzt!

Bei Nierenkoliken wird ein Arztbesuch unumgänglich. Hier wird zunächst der akute Schmerz behandelt und durch Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen die Größe und Lokalisation des Steins festgestellt. Kleine Steine, die bereits kurz vor der Harnblase liegen gehen zu einem hohen Prozentsatz von alleine ab. Große oder unglücklich eingeklemmte Steine müssen gelegentlich auch operiert werden. Hier kommen meist endoskopische Verfahren zum Einsatz, bei denen der Stein über den natürlichen Harnweg zertrümmert und herausgezogen wird.

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