Grippeimpfung 2011/2012: Sollten Sie sich impfen lassen?

Wie jedes Jahr lassen die Zahlen aus Australien Rückschlüsse auf die diesjährig zu erwartende Grippeepidemie auf der Nordhalbkugel zu. Im Juli lag die Rate der Erkrankungen in Australien viermal höher als im vergleichbaren Zeitraum 2010. Woran kann dies gelegen haben? Wie gut schützt die Grippeimpfung 2011/2012 tatsächlich vor der Grippe? Sollten Sie sich impfen lassen?

Australien verzeichnet hohe Infektionsraten bei Grippe
Bereits im Juli war in Australien klar, dass in der Grippesaison 2011 weit mehr Grippeerkrankungen verzeichnet werden als im Jahr 2010. Es wird vermutet, dass das feuchte Wetter mit vielen Überschwemmungen dazu beigetragen hat, dass sich das Virus mehr verbreiten konnte. Doch ein australischer Grippe-Experte hatte schon viel früher vor einem anderen Problem gewarnt.

Gegen Grippe geimpfte in Gefahr für neue Virusinfektionen
Die mit dem saisonalen Grippeimpfstoff geimpften Personen in Kanada waren 2009 zweimal anfälliger für die neue Schweinegrippe als ungeimpfte. "Das ist das Gegenteil der erwarteten Wirkung von Grippeimpfungen. Wir erwarten, dass Grippeimpfungen das Risiko für eine Grippeinfektion um ca. 80% senken und es nicht erhöhen", meint Prof. Collignon.

Wer also eine natürliche Infektion durchmacht, ist in der nächsten Saison nicht nur gegen dieses Virus immun, sondern auch gegen ähnliche Viren und sogar gegen unähnliche Influenza-Viren. Dies bedeutet, wenn ein wirklich neuer und gefährlicher Virus kommt, sind diese geimpften Personen in größerer Gefahr. Prof. Collignon ist der Meinung, dass die Impfempfehlung für gesunde Menschen überdacht werden sollte.

Neue Virenstämme integrieren
Ein weiteres Problem ist laut Prof. Collignon die Geschwindigkeit der Impfstoffentwicklung. Da neue Virenstämme nicht schnell genug entdeckt werden, um in den saisonalen Grippeimpfstoff integriert zu werden, ist es so gut wie unmöglich, die Infektion vor einem neuen Virenstamm durch Impfungen zu verhindern. Auch die Erfahrung mit der Schweinegrippe zeigt, dass der Gipfel der Erkrankungsraten bei der Epidemie in 2009 längst überschritten war, als ein Impfstoff zur Verfügung stand.

Die Impfempfehlung der STIKO für die Grippeimpfung 2011/2012
Die ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt auch in diesem Jahr, die Grippeimpfung für Schwangere, Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung (chronische Erkrankungen), Bewohnern von Alters- oder Pflegeheimen, Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal), Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute ungeimpfte Risikopersonen fungieren können.

Für Reisende ab 60 Jahren und andere Reisende nach einer Risikoabwägung. Der Impfstoff enthält verschiedene Virenstämme der Gruppen A und B sowie den Schweinegrippe-Virus.

Fazit
Professor Collignon meint, dass die Grippeimpfung bei Gesunden zu überdenken ist. Eventuell ist ihre Immunität höher, wenn sie sich nicht der jährlichen Impfung unterziehen. Die Wirkung der Impfung von Menschen mit Immunschwäche aufgrund einer chronischen Erkrankung ist bekanntermaßen herabgesetzt.

Dennoch wird diesen Patienten die Impfung besonders empfohlen, weil der Verlauf bei ihnen schwerer werden kann. Ob man sich gegen die jährliche Grippe impft, bleibt nach wie vor eine persönliche Entscheidung.

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