Weglaufen kann vorkommen – Verhalten und Vorbeugen bei Hinlauftendenz

Weglaufen kann bei demenzerkrankten Menschen vor allem ab dem mittleren Stadium vermehrt vorkommen. Lesen Sie grundlegende Empfehlungen zum Verhalten und zu Möglichkeiten der Vorbeugung bei Hinlauftendenz.

Sich verirren oder irgendwo hin wollen

Vor allem im mittleren Stadium der Alzheimererkrankung kann es vermehrt vorkommen, dass sich die Betroffenen auf Grund ihrer zeitlichen oder örtlichen Desorientierung verlaufen und vermisst werden. Manchmal ist der Grund des Verirrens aber auch, dass der Demenzerkrankte in Folge seines gefühlsmäßigen Aufgewühltseins von dem Ort weg will, wo er eigentlich in sicherer Obhut ist.

Aber die Umgebung ist ihm fremd oder belastend und so sucht er nach einem Ort, an dem er sich heimischer oder wohler fühlen kann oder wo er glaubt, Aufgaben und Pflichten erfüllen zu müssen.

Verhalten bei Hinlauftendenz

Im Falle solcher Hinlauftendenz ist es besonders wichtig, dass die Pflegenden nicht in eine Diskussion über die richtige Realität mit dem Kranken einsteigen, der der Kranke so oder so nicht mehr gewachsen ist, sondern dass sie versuchen, das treibende (Pflicht) Gefühl zu erkennen und sich auf die momentane Erlebenswelt des Gesprächspartners einschwingen können.

Umgebungsgestaltung und geschultes Personal

Allerdings ist ein solches Hinlaufen oder Weglaufen nicht immer zu vermeiden! Hier kann aber im Vorfeld schon vieles in die Wege geleitet werden, dass das Risiko des Hinlaufens vermindert wird oder die Erkrankten rasch wieder gefunden werden.

An oberster Stelle steht, dass eine möglichst stressfreie und Tagesstruktur bietende Umgebung geschaffen wird. Manchmal ist eine reizüberflutende oder ungewohnte Umgebung Auslöser für den Hinlaufwunsch. Besonders hilfreich ist erfahrenes Pflegepersonal, das in Validationstechniken geschult ist und sich auf das Erleben der demenzkranken Menschen einstellen kann, ohne das eigene Erleben aus den Blick zu verlieren.

Vorbeugende Maßnahmen

Im Rahmen der Umgebungsgestaltung erscheint es besonders wichtig, dass den stark bewegungsaktiven Menschen möglichst viel Bewegungsfreiheit gelassen wird. Hier können bauliche Gegebenheiten und die Möglichkeit eines geschützten Gartens unterstützend wirken. Allerdings ist auch eine hohe Toleranz der Pflegenden gefordert.

Ferner lohnt sich auch der regelmäßige Blick auf die (Neben-) Wirkungen der verordneten Medikamente. Eine vermehrte Unruhe kann schon mal darin begründet sein.

Sowohl in der stationären als auch bei einer ambulanten Versorgungsform hat sich die umfassende und breite Information der Umgebung und Nachbarschaft bewährt. Auch die Veränderung der Türklinkenfunktion und ähnliche Maßnahmen können große Wirkung zeigen. Gegebenenfalls muss allerdings an eine richterliche Genehmigung gedacht werden.

Auf jeden Fall aber sollte es immer ein aktuelles und schnell greifbares Foto vom demenzkranken Menschen mit einer guten Beschreibung der zuletzt getragenen Kleidung geben. Auch in die Kleidung gelegte oder gepatchte Adress- oder Hinweiszettel erfüllen vielfach ihren Zweck.

In sehr schweren, hartnäckigen Fällen ist es vielleicht ratsam, zusammen mit dem Betreuer über eine technische Lösung (GPS) nachzudenken.

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