Therapie bei Demenz: Therapeutische Ansätze helfen, Informationen zu sammeln

In der Betreuung und Therapie, wie sie von Demenzkranken in Seniorenheimen benötigt wird, ist die Hauptsache, dass Betreuer die Potentiale und Grenzen der Anwendung richtig gut einschätzen, in Teamgesprächen ihre Beobachtungen weitergeben können und wissen, wie sie die positiven Wirkungen gezielt einsetzen.

Therapien für Demenzkranke

Wir versuchen, Therapien für Demenzkranke zu finden, die auf den Körper und den Geist des Menschen wirken, sodass sein Wohlbefinden durch die Anwendung allgemein wieder stabiler und ausgeglichener wird. So wie es seinem Zustand entspricht. Kunsttherapie und Gartentherapie, Phyto-, Physio- und Aromatherapie, sie alle sollten sich darin ergänzen, einen ganzheitlichen Zugang zum Demenzkranken zu schaffen und sein Wohlbefinden zu fördern.

Die betreuenden Personen können sich nur gemäß fachlicher Ausbildung und Abschluss Therapeuten nennen. In der Betreuung, wie sie von Demenzkranken in Seniorenheimen benötigt wird, ist die Hauptsache jedoch, dass Betreuer die Potentiale und Grenzen der Anwendung richtig gut einschätzen, in Teamgesprächen ihre Beobachtungen weitergeben können und wissen, wie sie die positiven Wirkungen gezielt einsetzen.

Gartentherapie: Wiese ist nicht gleich Wiese

Wie verschiedene Reize zur Aktivierung des ganzen Wahrnehmungs- und Umsetzungsapparats „Mensch“ zusammenwirken, ist für mich in kunsttherapeutischen Projekten immer wieder hoch interessant und führt zu den schönsten Ergebnissen in der Arbeit mit Demenzkranken. Ein anschauliches Beispiel will ich Ihnen jedoch heute aus meinen Erfahrungen im Garten erzählen:

Für demenzkranke Menschen in dieser steigenden Anzahl müssen Angebote geschaffen werden, die langfristig und subtil wirken und sich im Ansatz nicht im kurzen Ursache-Wirkungsgedanken bewegen, an den wir gewöhnt sind, sondern durch die Anwendung an sich ein möglichst hohes Transformationspotential erreicht wird. Mit Ursache-Wirkungsgedanken meine ich: „Ich habe Rückenschmerzen, deshalb gehe ich regelmäßig zur Physiotherapie“.

Gartentherapie als therapeutischer Aspekt in der Demenzbetreuung

Als Betreuende und (Mit-)Verantwortliche haben wir normalerweise immer Ziele vor Augen, die es zu verfolgen gilt. Es hat sich durch viele Forschungen in der Hirnforschung, Soziologie etc. herausgestellt, dass die Sammlung von biografischen Daten für das ganzheitliche Wohlbefinden des Menschen eine entscheidende Rolle spielt. So auch für den Demenzkranken.

Mal davon abgesehen, dass der Demenzkranke (nicht mehr) in der Lage ist, Schlussfolgerungen zu ziehen, ist es doch eine große Hilfe für sein tiefer liegendes Identitätsgefühl, das übrigens stark zum Wohlbefinden eines jeden von uns beiträgt, wenn durch ein gelungenes Konstrukt der Biografie die betreuenden Personen auf das Individuum ganzheitlich zugehen können.

Der sich reduzierende Prozess wiederum fordert die Betreuer gleichzeitig zur Bereitschaft auf, immer mehr Abstriche zu machen. Wir haben es also nicht nur mit der Situation der Betreuung des Demenzkranken zu tun, sondern auch mit Herausforderungen an die Pfleger und Betreuer, die dem abnehmenden Progress im Dialog ausgesetzt sind. Tabletten verabreichen und Limo anreichen bringt keine neuen Erkenntnisse, die auch und ganz speziell den betreuenden Personen zugutekommen.

Gartentherapie, Kunsttherapie und andere Formen der Therapie, die im Moment im Kontext mit Demenz diskutiert werden, haben einen starken dialogischen Effekt auf beide, Demenzkranke und Betreuer. Das Besondere ist das Potential am fähigkeitsorientierten nonverbalen Dialog, das die Ressourcen des Demenzkranken, sowie des Betreuers gleichermaßen „aufzutanken“ vermag.

Therapie versucht, die vorhandene Hirnmasse aktiv zu halten

Wir arbeiten mit Metaphern, archaischen Symbolen, Reizen, Assoziationen. Indem wir versuchen, die vorhandene Hirnmasse aktiv zu halten und die abnehmenden Fähigkeiten zu umgehen, sind wir in der Lage, interessante Momente mit Demenzkranken zu erleben. Kreativität ist ein bereicherndes Moment auf vielen Ebenen, sowie die Freude, die ein Garten aufkommen lässt, an sich unermesslich sein kann.

Der Schlüssel zum Garten in der Gartentherapie mit Demenzkranken ist der gleiche wie der zum offenen Atelier in der Kunsttherapie. Es ist eben nicht der kurzlebige Ursache-Wirkungsgedanke („Ich habe Kopfweh, deshalb gehe ich mal an die frische Luft.“) Der Ruf an den Demenzkranken, besonders aber wenn man möglichst viele Menschen mit Demenz auf einmal erreichen will, ist ein anderer:

Wir schaffen eine emotionale Verbindung zwischen dem Anbieter, dem Angebot und dem Angebotsnehmer, dann haben wir die Chance zur Aktivierung. Das Angebot (Gartentherapie, Kunsttherapie) besteht aus einem Konglomerat von alten von früher gekannten Reizen (und daher Erinnerungen) und neuen Möglichkeiten, mit diesen Reizen umzugehen.

Ich habe beobachtet, dass immer, wenn ich einen Reiz oder eine Aufgabe vorgab, die zu viele bekannte Komponente beinhaltete, wie zum Beispiel mit Buntstift eine Blume ausmalen, oder an einem Sträußlein Petersilie schnuppern, das Interesse nicht oder nur sehr unbefriedigend zum Ergebnis führte: das Interesse wecken, das Gespräch fördern. Nicht selten versperren sich demenzkranke Menschen sogar gegenüber den einfachsten (und schönsten) Angeboten, wenn der Wiedererkennungswert des Reizes zu nah an normalen oder zu nicht mehr erwünschten Erinnerungen führt:

„Ich habe immer Petersilie ins Essen getan, aber jetzt schmecke ich sie kaum noch. Es hat keinen Sinn!“ Gartentherapie fängt vermutlich genau da an, wo der Hobby- und Fensterbankkräutergarten seine Grenze hat, nämlich dort, wo der Reiz durch seine Ähnlichkeit und Außergewöhnlichkeit zusammen zu neuer Lust führen. Zum Beispiel im Sommer, wenn es richtig warm ist, kann auch der ältere Mensch vielleicht einmal barfuß laufen. Es wird zwar oft schwierig, einen alten Menschen dazu zu überreden, aber über die Fußsohlen kann viel Sinnesreiz erreicht werden.

Therapie bei Demenz: Beispiel Gartentherapie

Ich befinde mich in einem Garten mit ganz viel Rasenfläche. Hinten im Garten steht eine Laube, dort will ich hin. Doch ich sehe keinen Weg dorthin. Ich zögere, denn ich will nicht einfach über die Wiese gehen. Diese Wiese ist so mollig und füllig, saftig grün und kurz geschnitten. Ich wundere mich über die Wiese. Normalerweise sind Wiesen, wenn sie so kurz geschnitten sind, an so trockenen heißen Tagen wie heute etwas bräunlicher. Sie sehen irgendwie härter aus.

Oder aber es handelt sich um englische Rasen, die definitiv so hart sind, dass sie meine Füße kitzeln würden, da habe ich keine Lust drauf, auch wenn ich im Grunde ein Mensch bin, der sich des Barfußlaufens nicht schämt und auch sonst viel Sinn darin sieht, die Fußsohlen öfter mal auf verschiedene Weise zu bereizen. Barfuß will ich über die Wiese gehen, um sie nicht zu zerstören, einen Weg sähe ich gerne, denn ich finde es respektlos, einfach über eine gepflegte Wiese zu latschen und andererseits, was ist das Problem?

Einfach drüber laufen! Nee, ein harter Rasen, in dem sich Bienen verstecken könnten, da habe ich gerade keine Lust drauf. Aber ich will immer noch gerne zu dieser Laube da hinten. Da kommt die Hausherrin mit Getränken auf einem Tablett. Beiläufig, während sie einfach an mir vorbei über den Rasen auf die Laube losmarschiert, erzählt sie, dass es hier in diesem Garten keine Wege gibt, man kann überall laufen, wie man will, der Garten sei sowieso noch jung und habe noch keine eingetretenen Pfade.

Und die Wiese: Ich könne ruhig mal ausprobieren, barfuß darüber zu laufen, ich werde mich wundern! Na gut, denke ich, und ziehe endlich die Schuhe aus. Als ich meine Füße in das zu erwartende stoppelige Grün tauche, empfängt mich eine angenehm frische Weichheit, etwas, was ich, glaube ich, noch nie gefühlt habe. Es ist total trocken, aber saftig weich, es ist total zart, obwohl es struppig aussieht, es gibt unter meinen Füßen elastisch nach, ohne zu zerdrücken.

Ich glaube, ich habe kleine Gummibärchengrashalme unter den Füßen. Die Hausherrin sieht meine Überraschung: „Fühlt sich gut an, nicht wahr? Ist auch eine Art der Gartentherapie!“ sagt sie zwinkernd, als können sie meine Gedanken lesen. Sie erklärt mir, dass sie statt Rasen oder Wiese eine Art Sukkulenten gepflanzt hat, die im Sommer kaum gegossen werden müssen und sich rasend vermehren und immer dichter werden. Es ist wahrlicher ein dichter grüner Pflanzenteppich!

Ok, liebe Leser, ich gebe zu, dieses Erlebnis war am Mittelmeer. Irgendwo, wo es im Winter keinen Schnee gibt. Aber Sie wissen, was ich meine? Ich glaube, Gartentherapie als Angebot für Demenzkranke fängt da an, wo Sie mit Metaphern („Weg-losigkeit“, „junger Garten“), Erinnerung (herkömmliche Wiese), Symbolen (Laube), den Geist des Demenzkranken zum Wundern bringen, neugierig machen, einen Reiz fördern.

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